In den Haenden des Eroberers
Männer es stets rechtzeitig geschafft, Huards entflohene Sklaven in das Rebellenlager zu schaffen, das einige Meilen entfernt von Taerford lag.
Warum war Siward zurückgekehrt? Doch das war jetzt nebensächlich, denn er war nun einmal aufgegriffen worden, und Giles befürchtete, dass es ihm kein zweites Mal gelingen würde, dem Mann zu helfen.
„Euer Exzellenz“, sprach Giles den Bischof an, ohne recht zu wissen, wie er die Sache angehen sollte. Sir Eudes kam ihm unfreiwillig entgegen.
„Nein, nein, meine Herren. Seht das Brandmal, es ist Beweis genug. Wir brauchen unsere Zeit also nicht mit langwierigen Entscheidungen oder Schriftrollen zu vertun. Raoul!“, rief er einem seiner Männer zu. „Bringt dieses … Subjekt zurück zu Lord Huard.“
Niemals würden die Rebellen, sofern sie überhaupt hiervon erfuhren, es mit acht berittenen Kriegern aufnehmen können. Giles musste ihre Chancen verbessern – mit zweien würden sie vielleicht fertig werden. Er trat an die Seite des Bischofs und überlegte fieberhaft, wie er sich dessen Unterstützung sichern konnte. Eudes würde es ihm nicht leicht machen.
„Als Lord Huards Vertreter in dieser Angelegenheit“, ließ sich Eudes vernehmen, „halte ich es für angebracht, auch das übrige Dorf durchsuchen zu dürfen für den Fall, dass sich dort weitere entlaufene Sklaven aufhalten – nun, da wir diesen hier gefunden haben, Mylord.“ Eudes spießte Giles förmlich mit seinem Blick auf. „Soll ich zunächst mit diesem Mann zu Lord Huard zurückkehren oder jetzt gleich das Dorf durchsuchen lassen, Mylord ?“
Verflucht, er wusste es! Giles konnte nichts tun als nachzugeben und darauf zu hoffen, dass es ihm gelänge, den Rebellen eine Botschaft zu schicken. Er beugte sich zum Bischof hinüber und setzte ihn in knappen Worten von seinem Verdacht bezüglich der Toten in Kenntnis, die am Wegesrand aufgehäuft worden waren – ob es nun Lord Huards Sklaven waren oder nicht, war dabei zunächst einmal unerheblich. Dann bat er den Würdenträger, dafür zu sorgen, dass nur eine begrenzte Zahl von Eudes’ Männern mit Siward zu Huard zurückkehren sollte, da diese schließlich unbewacht über sein, Giles’, Land ziehen würden.
Aus Gründen, die er für sich behielt, willigte der ehemalige Vater Obert ein und gab entsprechende Anweisungen. Über die Köpfe der Versammelten hinweg warf Giles seinem Freund Brice einen Blick zu und gab ihm zu verstehen, wie geplant vorzugehen. Als zwei von Eudes’ Soldaten mit Siward aufbrachen, hatte Brice längst eine Nachricht zu den Rebellen auf den Weg geschickt, damit diese die Soldaten abfangen konnten.
Die Menge zerstreute sich, und Giles machte sich auf zu Fayth. Aber als er Emma begegnete, die gerade von seiner Gemahlin kam und ihn von deren Zustand unterrichtete, beschloss er, Fayth nicht noch mehr zu beunruhigen. Stattdessen verließ er die Burg, um Brice zu suchen und mit diesem einen Plan zu schmieden, wie sie Edmund am besten fassen konnten.
Wenn Fayth ihm doch nur vertrauen würde.
Den ganzen Nachmittag über blieb Fayth im Bett. Zumindest ihr Magen beruhigte sich schließlich, sodass sie es schaffte, ein wenig Brühe und verdünntes Bier zu sich zu nehmen. Sie wagte nicht, die Kammer zu verlassen, aus Angst, dass Giles sie erneut dabei ertappen könnte, wie sie seine Anweisungen missachtete.
Sie überdachte das Geschehene und erkannte, dass sie sich einmal mehr kopfüber ins Unglück gestürzt hatte. Bevor Giles in ihr Leben getreten war, hatte sie kaum je einen Fehltritt begangen. Sie hatte ihren Platz und ihre Pflichten gekannt, und niemand hätte behaupten können, sie habe Ersteren je verlassen oder sich bei Letzteren nicht bewährt. Nun erkannte sich Bertrams Tochter selbst nicht wieder. Fayth war es nicht gewohnt, für ihr Handeln Rechenschaft ablegen oder ihre Entscheidungen mit jemandem absprechen zu müssen. Dieser Bretone hatte ihr Leben auf den Kopf gestellt.
Aber dies waren gefährliche Zeiten, und nie zuvor hatte bei ihren Entscheidungen das Leben eines Menschen auf dem Spiel gestanden – bis sie sich auf Edmunds Plan eingelassen hatte. Nun musste sie dieser traurigen Totenliste, die ihr Gewissen belastete, neben den Männern, die beim Angriff auf die Burg ums Leben gekommen waren, auch noch Siward hinzufügen.
Fayth wusste, dass sie ihr ungestümes Verhalten zügeln und Giles reinen Wein einschenken musste, im Vertrauen darauf, dass er die richtigen Entscheidungen treffen würde.
Und das hieß,
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