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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terri Brisbin
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seinem aufmüpfigen Weib loszusagen, entweder durch die Annullierung der Ehe oder indem er sie in den Kerker warf. Er hatte weiß Gott Grund genug dazu – selbst der Bischof des normannischen Herzogs würde sein Ansinnen unterstützen, nun, da ans Licht gekommen war, was sie getan hatte.
    „Ich war noch nie zuvor verheiratet“, sagte Giles. „Aber ich habe viele Ehen miterlebt, sowohl unter Adligen als auch unter Bauern. Einige verlaufen glücklich und reibungslos, andere wiederum unglücklich und bewegt, und wieder andere sind mal das eine, mal das andere. Ich denke, dass unsere Ehe nie reibungslos sein wird, aber ich glaube fest daran, dass wir trotzdem glücklich miteinander werden können.“
    „Ich dachte, Ihr würdet mich verstoßen“, erwiderte Fayth leise und gab damit ihre größte Angst preis.
    „Ich habe in der Tat daran gedacht, ja“, räumte Giles ein. „Ich hatte um Euer Vertrauen und Euren Gehorsam gebeten, und beides hattet Ihr mir zugesichert – zumindest glaubte ich das. Es wird uns einiges kosten, wieder zu richten, was zwischen uns zerbrochen ist.“
    „Was muss ich tun, Giles, um Euch zu beweisen, wie sehr ich dies wünsche?“ Fayth hielt inne. Sie wusste doch, was er verlangen würde – das hatte er bereits getan. „Muss ich tatsächlich Edmund verraten, um Euer Vertrauen wiederzuerlangen?“
    Giles schritt zum Fenster und öffnete einen der beiden Läden, sodass helles Sonnenlicht und kühle Luft hereindrangen. Eine Weile stand er einfach da und starrte hinaus, dann atmete er tief durch und schüttelte den Kopf.
    „Wenn ich das von Euch verlangte“, setzte er schließlich an, „wäre ich nicht besser als er. Ich möchte aber gerne glauben, dass ich das bin. Ich habe Euch erklärt, warum ich ihn aufhalten muss – nun liegt es an Euch, ob Ihr mir vertraut oder ob Ihr mir, um Edmund zu schützen, lieber verschweigen wollt, was ich wissen muss.“ Giles stieß den zweiten Fensterladen auf.
    „Ich werde darüber nachdenken, Giles“, entgegnete Fayth.
    „Viel Zeit bleibt Euch nicht dafür, Fayth. Wenn Ihr zu lange zögert, wird man mir die Entscheidung, wie zu handeln ist, aus der Hand nehmen, und andere werden sie treffen“, erwiderte Giles. Er ging zur Tür. „Ich werde Euch Emma schicken, aber ich wünsche, dass Ihr heute hier in der Kammer bleibt. Eudes strolcht noch in der Burg umher, und ich möchte nicht, dass Ihr ihm über den Weg lauft. Falls der Bischof Euch zu sprechen wünscht, werde ich Euch rufen lassen.“
    Fayth nickte, denn sie wusste, diese Maßnahme diente nur ihrem Schutz. Sie wollte noch etwas sagen, schwieg aber, um den zarten Keim des Friedens, der erneut zwischen ihnen gesprossen war, nicht zu ersticken.
    Dann war Giles verschwunden und Fayth wieder allein. Sie ließ sich zurück aufs Bett sinken. Sie hatte Schlimmes erwartet, doch nun erhellte gar ein Hoffnungsschimmer ihr Herz – Giles würde sie nicht zwingen, den Freund zu verraten, der ihr so nahestand.
    Stattdessen bürdete er ihr die Entscheidung auf. Nun verstand Fayth, was er gemeint hatte, als er sagte, unter Zwang zu handeln verringere das Schuldgefühl. Es hätte ihr weiß Gott das Leben leichter gemacht, wenn er sie zu einer Wahl gezwungen hätte. Fayth wusste nicht, ob sie stark genug sein würde, einen solch schweren Schritt aus eigener Kraft zu tun.
    Doch all ihre Bedenken sollten sich ohnehin als bedeutungslos erweisen, denn schon zur Stunde des Mittagsmahls bekam sie die Folgen ihres Tuns zu spüren – und diese hätten verheerender kaum sein können.

19. KAPITEL
    F ayth hörte die Schreie bereits, als die Stimmen noch ein gutes Stück von der Burg entfernt erklangen. Sie legte die Tunika, die sie gerade flickte, beiseite und trat ans Fenster, um zu sehen, was die Ursache des Aufruhrs war. Sie erkannte eine der Stimmen und wusste damit, dass Sir Eudes mitten im Geschehen stand – was immer dort draußen auch vor sich gehen mochte. Fayth stellte sich auf die Zehenspitzen, konnte aber dennoch nichts sehen.
    Giles wollte zwar nicht, dass sie die Kammer verließ, doch er würde bestimmt nichts dagegen haben, dass sie in den angrenzenden Vorratsraum ging. Vom Fenster dieser Kammer aus sah Fayth endlich, was unten geschah – und bereute den Anblick.
    Sir Eudes und seine Männer bildeten einen Kreis um einen gefesselten und geknebelten Mann, der seltsam verrenkt am Boden lag. Als dieser Anstalten machte, sich aufzurichten oder zu entkommen, traten die Soldaten nach ihm und drückten ihn

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