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In den Häusern der Barbaren

In den Häusern der Barbaren

Titel: In den Häusern der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Héctor Tobar
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Professionalität der rosa Hose und der weiten rosa Bluse mit den aufgesetzten Taschen, die man zu Hause filipina nannte. Dort war es das Erkennungsmerkmal der Bediensteten der Oberschicht, wohingegen sie hier in Kalifornien fast niemand trug, da die meisten Arbeitgeber ihre Angestellten lieber in sportlich-praktischem Aufzug sahen, in Jeans und Tennisschuhen, dazu ein gelegentliches Geschenk ihrer Chefs: ein Qualitäts-Hoodie von Old Navy, eine robuste Baumwollbluse von Target. Die Neue hatte die Arme trotzig vor der Brust verschränkt, wie eine Gefangene, die beim Hofgang frische Luft schnappte, und sie beaufsichtigte zwei Jungen, die ihnen sehr bekannt vorkamen, weil sie sonst immer mit Guadalupe herkamen.
    »¡Buenas tardes!« , rief eine fröhliche ältere Frau in Jogginghose und weiter Bluse, die sich neben Araceli setzte. »Das sind doch Guadalupes Jungs.«
    »Así es« , bestätigte Araceli.
    Die Frau stellte sich als María Isabel vor und zeigte auf das Mädchen, das sie mitgebracht hatte und das etwa in Keenans Alter war. Araceli sah, wie Keenan und das Mädchen sich auf dem komplizierten Spielgerüst gegenüberstanden, als dächten sie über den Geschlechtergraben nach und über die Gänge aus Kunststoff und komprimiertem Gummi, die zwischen ihnen lagen, bis Keenan wieder mit dem Mund ein Explosionsgeräusch machte und weiter mit seinem älteren Bruder spielte.
    »Ich habe schon gehört, dass Guadalupe womöglich kündigen wollte«, sagte María Isabel. »Du hast also ihre Stelle übernommen?«
    Ehe Araceli antworten konnte, stand María Isabel auf und gab dem Mädchen Schwung, das sich auf eine Schaukel gesetzt hatte. Dann wandte sie sich in Erwartung einer Antwort wieder Araceli zu.
    »Nein, wir haben früher zusammengearbeitet.«
    »Guadalupe war wirklich ein lustiges Mädchen. Hat sie dir mal die Geschichte von dem kleinen Jungen erzählt, der in der Mall in der Damenabteilung verloren gegangen ist?«
    »Ja.«
    María Isabel gab dem Mädchen erneut einen Stoß, der breite Fächer ihrer blonden Haare wehte in der feuchten Vormittagsluft, und das Pendeln und Quietschen der Schaukel gab eine Art gequälten Takt vor. »Höher, María«, rief die Kleine, und María Isabel gehorchte, gab mehr Schwung. Ihre Haut hatte den Ton von Eichenrinde, ihre kurzen Haare waren frisch gefärbt und mit Haarspray fixiert, sie trug schicke goldene Ohrringe und ein dazu passendes dünnes Goldarmband, was allerdings schlecht mit ihrem T-Shirt harmonisierte, auf dem einige Putzmittelflecken zu sehen waren. Die Frau kommt wie eine Sekretärin gekleidet zur Arbeit und wechselt dann in ihre Hausmeisterkluft. »Wenn man sich ein paar gute Geschichten erzählen kann, vergeht die Zeit wie im Flug«, fuhr María Isabel fort. »Viele von uns kommen jeden Tag hierher. Später werden wir sicher noch Juana sehen. Und Modesta und Carmelita. Carmelita kommt aus Peru, die netteste Frau, die man sich vorstellen kann. Vielleicht kommt auch Fanny, aber ich hoffe nicht. Fanny ist etwas chaotisch.«
    Araceli sagte nichts und sah Brandon einen Augenblick zu, wie er Keenan über eine Reihe von Plastiklatten verfolgte, bis er den Halt verlor und abrutschte, kopfüber auf die schwarze Matte stürzte. Keenan lachte, als sein Bruder wieder hinaufkletterte und sich den Kopf rieb, unverletzt.
    »Niños traviesos« , sagte María Isabel leicht entnervt, was Mitgefühl mit Araceli ausdrücken sollte. »Aber ungezogen oder nicht, Kinder sind mir immer noch lieber. Wenn man ein Mädchen hat, ist das gar keine Arbeit. Ein Junge schon ein bisschen mehr, aber immer noch lieber drei Jungen als eine alte Dame. Das war mein letzter Job, eine viejita auf dem Sterbebett zu pflegen.«
    »Wirklich?«, fragte Araceli, die ihr völliges Desinteresse nicht verbergen konnte.
    María Isabel begann mit ihrer Geschichte über la señora Bloom, die »mit dem Tode rang«; sie habe versucht, »meine alte Dame dem Sensenmann zu entreißen«. Araceli wollte gerade sagen: Ich will die Geschichte wirklich nicht hören , aber da entdeckte María Isabel schon etwas oder jemanden hinter Araceli und fing an zu winken.
    »Juana! ¡Aqui estoy! Hierher.«
    Innerhalb weniger Minuten war Araceli umringt von spanischem Geplapper; drei weitere Frauen begrüßten sie mit Lächeln, holas und höflichen Wangenküssen.
    »Du passt auf Guadalupes Kinder auf«, sagte Carmelita, eine kurzbeinige Frau aus Peru. »Das sind gute Jungs. Sie hat sie geliebt.«
    »Das ist einer der netteren Parks in der

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