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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unserer Zeit«, antwortete Gurk. »Du weißt, was geschieht, wenn sich ein Raumschiff der Lichtgeschwindigkeit nähert.« »Die Zeit an Bord verstreicht langsamer«, sagte Charity. Gurk nickte. »Wir flogen annähernd mit Lichtgeschwindigkeit, so daß für uns die Zeit praktisch stehenblieb. Einige von uns hofften, ihnen auf diese Weise zu entkommen. Leider war es nur eine weitere vergebliche Hoffnung. Wir landeten auf einem Planeten ein paar Dutzend Lichtjahre von hier und versuchten uns irgendwie durchzuschlagen.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, ob es den anderen gelungen ist oder ob ich der letzte bin.« »Und wie bist du dann hierhergekommen?« »So wie alle anderen«, antwortete Gurk. »Kyle und seine mörderischen Brüder sind nicht ihre einzigen Sklaven.« Er kicherte leise. »Das klingt fast komisch, wie? Sklaven, die sich Sklaven halten. Aber wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, ist es gar nicht so schlimm. Solange man sich unauffällig verhält und tut, was sie von einem verlangen, kommt man ganz gut durch.« Charity seufzte. »Dann ist es also sinnlos«, murmelte sie. »Wenn ... wenn das alles stimmt, Gurk, dann hat nichts von alledem Sinn gehabt, was ich bisher getan habe. Dann können wir nicht gewinnen. Und wenn doch, dann verlieren wir trotzdem.« »Wir leben noch, oder?« »Ja«, sagte Charity bitter. »Wir leben noch. Und wir bereiten ihnen ein bißchen Ärger. Doch wenn wir ihnen zuviel Ärger machen, dann ... « Sie spreizte ruckartig die Finger der rechten Hand, um eine Explosion zu demonstrieren. »Willst du aufgeben?« fragte Gurk. Charity starrte ihn an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber es war kein Schmerz, sondern eine sonderbare Mischung aus Verzweiflung und ohnmächtiger Wut, die sie verspürte. »Natürlich nicht!« sagte sie bitter. »Wir werden weiterkämpfen, und vielleicht gelingt es uns ja sogar, sie zurückzuschlagen.« »Ich glaube, jetzt überschätzt du dich wirklich«, sagte Gurk ernst. »Ganz egal, wer du bist und was du weißt, du wirst es kaum ganz allein schaffen, sie zu schlagen.« »Dann verrate mir, warum ich es überhaupt versuchen soll!« fragte Charity. »Um in Freiheit zu leben, Charity. Du weißt so unendlich viel über die Vergangenheit dieses Planeten, viel mehr als irgendeiner von denen, die heute hier leben. Du kannst die Moroni nicht schlagen. Du kannst ihnen nicht einmal wirklich Schaden zufügen. Keiner kann das. Aber du kannst wenigstens einigen anderen die Freiheit zurückgeben. Willst du wissen, warum ich bei euch geblieben bin? Weil ich glaube, daß du es wirklich schaffen kannst. All diese Narren, die sich selbst Rebellen und Widerständler nennen, tun doch nichts anderes als das, was Daniel und seine Kreaturen ihnen gestatten. Aber du kannst irgendwo auf dieser Welt einen Ort finden, an dem wenigstens einige von euch in Freiheit leben können.« Es vergingen Sekunden, bis Charity überhaupt begriff, was Gurk gesagt hatte. »Das ist doch nicht dein Ernst«, murmelte sie. Auf Gurks Gesicht machte sich wieder dieses sonderbare, beinahe väterliche Lächeln breit. »Doch.« »Das glaubst du wirklich?« Charity stand mit einem Ruck auf. »Sieh dich hier um, Gurk«, verlangte sie. »Schau dich in dieser sogenannten Freien Zone um, und dann wiederhole das, was du gerade gesagt hast.« »Die Menschen hier sind glücklich«, erwiderte Gurk leise. »Das sind sie nicht!« widersprach Charity. »Sie sind Gefangene! Sie sind ... « »Sie sind frei«, unterbrach sie Gurk. Er beugte sich in seinem Sessel vor und blickte sie mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck an. Zum ersten Mal spürte Charity, wie unendlich alt dieses Wesen war; und auf seine Art wohl auch weise. »Sie sind frei, Charity«, wiederholte Gurk. »All diese Menschen wären schon lange tot, wenn sie sie nicht hierhergebracht hätten! Du hast es doch selbst gesehen!« »Hierhergebracht?« Charity lachte bitter. »O ja. Jene, die sie nicht gebrauchen konnten und die das Glück hatten, ihre Experimente zu überleben! Einer von hundert!« »Sie leben«, beharrte Gurk. »Sie leben, sie können tun und lassen, was sie wollen, sie ... « Nun war es Charity, die Gurk mit schriller Stimme unterbrach: »Das sind sie nicht! Sie sind Gefangene, und sie wissen es nicht einmal. Sie leben in dieser Stadt unter dieser verdammten Energiekuppel, und sie leben nur so lange, wie es ihnen die Ameisen erlauben!« »Und?« fragte Gurk ruhig. »Ist das so ein großer

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