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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wahr?« Charity nickte, und Gurk fuhr fort. »Eine Menge Zeit. Ich kann mich kaum noch erinnern, wie es dort aussah.« Es dauerte einen Moment, bis Charity begriff, was der Zwerg da überhaupt gesagt hatte. Ungläubig riß sie die Augen auf und starrte ihn an. »Du ... du warst ... dabei?« Gurk nickte. »Ich war einer der letzten, die wegkamen«, bestätigte er. Charity starrte Gurk mit immer größerer Verblüffung an. Sie zweifelte keine Sekunde an seinen Worten. Sie spürte mit unerschütterlicher Sicherheit, daß der Zwerg nicht log. »Du ... du willst mir erzählen ... daß du ...  siebzigtausend Jahre alt bist?« »Willst du meine Geburtsurkunde sehen?« Gurk grinste und entblößte dabei eine Reihe spitzer, gelber Zähne. »Natürlich bin ich so alt. Aber natürlich bin ich es auch nicht.« »Aha«, sagte Charity. »Ich gehörte zu denen, die im letzten Moment herauskamen«, fuhr Gurk fort. »Wir hatten ein Sternenschiff. Einige von uns haben es geschafft, im letzten Moment wegzukommen.« Seine Stimme wurde leiser, und plötzlich trat doch ein Ausdruck von Verbitterung in seine Augen. »Aber nicht sehr viele«, fügte er hinzu. »Und die anderen?« fragte Charity mitfühlend. »Es war ein sehr kleines Schiff. Wir waren zweihundertsechs-undachtzig. Alles, was von der Bevölkerung meines ganzen Planeten übrigblieb.« »Ich meine die anderen Schiffe«, bemerkte Charity rasch. Gurk schüttelte den Kopf. »Ich ... will nicht darüber reden. Ich ... war zufällig an Bord des Schiffes, als es geschah«, sagte er. »Es ging so ... unglaublich schnell. In der einen Sekunde war die Sonne noch da, und in der anderen ... « »Was genau ist passiert?« fragte Charity. Gurk lächelte schmerzlich. »Du kennst die Geschichte. Du hast sie auch erlebt. Sie kamen eines Tages aus dem Nichts, und wir waren ebensolche Narren wie ihr - wir haben ihnen nicht nur noch die Tür aufgehalten, wir haben ihnen den roten Teppich ausgerollt, wenn du so willst. Wie dumm waren wir! Wir haben auf die Freunde von den Sternen gewartet, die aus dem Transmitter treten - und an ihrer Stelle kamen sie.«  »Aber ihr habt sie zurückgeschlagen«, bemerkte Charity. »O ja!« Gurks Stimme schnappte fast über. »Wir haben sie besiegt - immer und immer wieder. Am Ende«, fügte er leise hinzu, »haben wir uns wohl totgesiegt.« Er hob die Hände, als wolle er sie in einer verzweifelten Geste vor das Gesicht schlagen, ließ sie dann aber wieder sinken und fuhr mit zitternder Stimme fort: »Es war nichts als ein Zufall, daß ein paar von uns überlebten. Vielen von uns war klar, daß wir ihnen nicht bis in alle Zukunft Widerstand leisten konnten. Wir wußten, daß wir früher oder später verlieren würden, und aus diesem Grund bauten wir auch das Schiff.« »Um damit zu fliehen und irgendwo eine neue Heimat zu suchen«, vermutete Charity. »Ja.« Gurk nickte. »Es wäre so oder so sinnlos gewesen. Sie beherrschten damals schon fast die Hälfte der Galaxis, und sie werden auch die andere Hälfte erobern. Keine Macht des Universums kann sie jetzt noch aufhalten. Wir befanden uns auf einem Probeflug und wollten gerade nach Hause zurückkehren, als die Sonne explodierte. Daß wir davonkamen, war ein Wunder. Das Schiff war fast so schnell wie das Licht. In den ersten Wochen rechnete keiner von uns damit, daß wir es schaffen würden. Aber irgendwie haben wir es geschafft.« »Und dann?« fragte Charity. Gurk seufzte tief und zuckte mit den Schultern. »Wir versuchten, eine andere Heimat zu finden«, antwortete er. »Aber es war aussichtslos. Wohin wir auch kamen, sie waren entweder schon da, oder die Sonnen hatten keine bewohnbaren Planeten. Wir besuchten mehr als ein Dutzend Welten, aber es war überall dasselbe. Schließlich beschlossen wir, so lange einfach geradeaus zu fliegen, wie unsere Maschinen mitspielten. Es war so eine Art Selbstmord mit Verzögerung. Aber was hatten wir schon zu verlieren?« »Und dann seid ihr hierhergeflogen?« »Zum anderen Ende der Milchstraße«, bestätigte Gurk. »Nicht hierher zu dieser Welt. Die Maschinen des Raumschiffes" arbeiteten mehr als ein Jahrhundert hindurch zuverlässig, aber es waren eben nur Maschinen, und jede Maschine geht irgendwann einmal kaputt. Wir mußten auf einer Welt notlanden, die schon von ihnen erobert worden war.« »Ein Jahrhundert?« fragte Charity. Sie versuchte, scherzhaft zu klingen. »Und was habt ihr in den anderen neunundsechzig getan?« »Ein Jahrhundert

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