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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Körper vornahmen, vermochte er zu leben; mit dem, was sie seiner Seele antaten, nicht. Er zerbrach nicht daran wie so viele vor ihm, die eines Tages nicht wieder aus den glitzernden Kammern herausgekommen waren oder schlichtweg den Verstand verloren hatten, aber das Menschliche in ihm begann schwächer und schwächer zu werden, als verkröche sich seine Seele unter einem Panzer aus hartem Narbengewebe, den nichts mehr durchdringen konnte. Die Jagden stellten die einzige Abwechslung dar. Sie waren weitaus gefährlicher als das siebenjährige Training in den Kuppeln, das er mit ein paar Gefährten überlebt hatte. Seine Reaktionen, seine Kraft und seine Regenerationsfähigkeit waren ins Unermeßliche gestiegen. Die künstlichen Feinde, mit denen die jungen Krieger in der Kuppel hatten kämpfen müssen, waren ebenso tödlich und heimtückisch wie die, die bei der Jagd auf sie warteten. Aber sie waren künstlich und nur zu dem Zweck erschaffen, besiegt zu werden. Die Kreaturen hier draußen aber mußten täglich um ihr Überleben ringen. Einige seiner Kameraden kehrten nicht von der Jagd zurück. Einmal hatte Kyle gesehen, wie einer von ihnen von einem gewaltigen gepanzerten Etwas angesprungen und auf der Stelle getötet wurde. Er hatte keinen Finger gerührt, um ihm zu helfen. Dann kam der Tag, an dem er das Mädchen traf. Die Jagd beschränkte sich nicht nur ausschließlich auf Tiere. Während der vier Stunden, die sie waffenlos und ohne Ausrüstung im Dschungel verbringen mußten, trafen sie manchmal auf Eingeborene des Planeten; humanoide Wesen, die Kyle und den anderen jungen Megakriegern ähnelten, im allgemeinen aber kleiner und von schwächlicher Konstitution waren. Kyle wußte, daß sie auf der anderen Seite des ausgetrockneten Flußbettes lebten, und dieser Fluß stellte zugleich auch die einzige Regel dar, die es in diesem ungleichen Kampf gab: Gelang es einem der Eingeborenen, ihn zu überwinden, ehe die Mega-männer ihn stellten, so kam er mit dem Leben davon. Sie waren zu sechst, Kyle, zwei weitere Megakrieger, deren Namen er nicht einmal kannte, und drei Dienerkreaturen, die aber niemals in einen der Kämpfe eingriffen, sondern nur als Beobachter füngierten, als sie die Spuren von zwei Eingeborenen fanden. Sie gingen auf die übliche Methode vor: Während einer der beiden Megamänner der Spur folgte, begannen Kyle und der zweite Megakrieger sie zu umgehen und den Flüchtlingen so den Weg abzuschneiden; jeder von ihnen wurde von einer Dienerkreatur begleitet. Kyle kam nicht besonders gut voran: Das Gelände erwies sich als weitaus schwieriger, als er erwartet hatte, außerdem wurde er mehrmals angegriffen. Einmal verwundete ihn eine Kreatur so schwer, daß er fast eine Viertelstunde brauchte, um weitermarschieren zu können. Trotzdem gelang es ihm, die Eingeborenen zu stellen. Die drei Humanoiden waren recht geschickt vorgegangen und hatten eine falsche Fährte gelegt. Als Kyles überscharfe Sinne ihre Schritte und die geflüsterten Worte vernahmen, da befanden sie sich fast in der entgegengesetzten Richtung, in der die beiden anderen nach ihnen suchten. Er wußte, daß es drei waren. Und ihr Körpergeruch und die unterschiedliche Schwere ihrer Schritte verrieten ihm, daß es sich um ein Pärchen handelte, das ein Junges mit sich führte. Kyle schlich hinter einen mannshohen Busch, paßte die Farbe seines Chamäleonanzuges dem Hintergrund an und erstarrte zur Reglosigkeit. Hinter ihm verschmolz die Dienerkreatur mit geradezu unheimlicher Geschicklichkeit mit den Schatten des Waldes. Die Schritte kamen rasch näher, und er sah, daß er sich nicht getäuscht hatte. Es handelte sich um ein Eingeborenenpärchen, beide für ihre Spezies groß und ausgesprochen kräftig. Der Mann war in einen einteiligen Anzug aus zusammengenähten Flicken der unterschiedlichsten Grünschattierungen gehüllt, die ihn beinahe perfekt tarnten. Die Frau trug einen Rock aus dem gleichen Stoff. Beide waren bewaffnet, und ihre Blicke huschten aufmerksam hin und her, tasteten über jeden Schatten und verfolgten jede noch so kleine Bewegung. Sie sind sehr aufmerksam, dachte Kyle anerkennend. Er hatte noch nicht sehr viele Erfahrungen mit der Jagd auf diese Humanoiden gesammelt, aber er begann zu ahnen, daß er diese Spezies bisher unterschätzt hatte. Das Junge mochte etwa acht oder neun Jahre alt sein, bewegte sich aber trotz seines geringen Alters schon so geschickt und fast lautlos wie seine Eltern. Es entdeckte Kyle

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