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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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für die völlig anders geformten Klauen einer Dienerkreatur geschaffen. Auf dem halbrunden Pult begannen Dutzende von kleinen, verschiedenfarbigen Lichtern zu flackern, und ein paar asymmetrisch geformte Monitore füllten sich mit Bildern und Zahlenkolonnen. Die Türen des Gleiters schlössen sich, und wenig später hörte Kyle das dumpfe Grollen der großen Elektromotoren, die das Dach der Hangarkuppel öffneten. Spätestens jetzt würde man in der Basis wissen, daß jemand in diesem Gleiter war und damit zu starten versuchte. Aber es war zu spät, um ihn aufzuhalten. Sie würden es nicht wagen, den Gleiter über der Basis abzuschießen. Er wollte die Hand nach dem Steuer ausstrecken, als sein Blick an einem der kleinen Monitore haften blieb. Kyle runzelte überrascht die Stirn, tippte rasch einige Zahlen in die mit fremdartigen Symbolen beschriftete Zwölfertastatur daneben und las den Text, der sich auf dem kleinen Bildschirm aufbaute. Offensichtlich hatte man dieses Fahrzeug bereits auf ein Ziel programmiert. Und er wußte plötzlich auch, auf welches. Kyle schaltete den Monitor aus, griff nach dem Steuer und startete die Motoren. Ein dumpfes Vibrieren erfüllte den Rumpf der Flugscheibe. Auf dem Pult vor ihm begann ein gelbes Licht in hektischem Rhythmus zu flackern, als jemand versuchte, über Funk Verbindung mit dem Gleiter aufzunehmen. Kyle ignorierte es, warf einen raschen Blick durch die transparente Kuppel über ihm und stellte fest, daß sich das Dach der Halle weit genug geöffnet hatte. Er startete den Gleiter und ließ ihn aus dem Hangar herausschweben. Kyles linke Hand löste sich vom Steuer und griff nach einem kleinen, an einem schwenkbaren Arm angebrachten Schaltkasten. Auf einen Tastendruck hin erschien ein dünnes, rotes, an ein kompliziert geflochtenes Spinnennetz erinnerndes Fadenkreuz auf dem transparenten Material der Kuppel. Kyle ließ sein Zentrum über den Boden der Halle unter sich wandern, visierte einen der beiden verbliebenen Gleiter an und feuerte. Ein gleißender Energiestrahl brach aus der Unterseite des Gleiters und traf die silberne Flugscheibe. Eine Sekunde lang sah es so aus, als sauge der Rumpf des Gleiters die Energie einfach auf, dann zerriß eine grelle Explosion das Fluggefährt. Trümmer und Flammen erfüllten das Innere des Hangars, und plötzlich stieg schwarzer, fettiger Rauch auf und nahm Kyle die Sicht. Er betätigte eine Taste, und plötzlich erschien auf dem Fenster vor ihm ein Computerdiagramm des Hangars, auf dem die genaue Position der beiden verbliebenen Gleiter zu erkennen war. Ruhig verschob Kyle das Fadenkreuz ein Stück nach rechts und gab eine weitere Salve ab. Dann ließ er den Gleiter an Höhe gewinnen, drehte ihn auf der Stelle herum und legte das Fadenkreuz über den glitzernden Glaspalast des Hauptquartieres, seine ganz private Hölle, in der sie ihm seine Menschlichkeit geraubt hatten. Aber er schoß nicht. Er konnte es nicht. Während unter ihm überall in der Basis Lichter aufflammten und das Heulen von Alarmsirenen erklang, ließ Kyle den Gleiter ein Stück an Höhe gewinnen. Dann rammte er den Beschleunigungshebel mit aller Kraft nach vorn.

Kapitel 15
    Sie brauchten fast zwei Stunden, um ihr Ziel zu erreichen. Den Lastwagen zu stehlen hatte sich als leichter erwiesen, als Charity erwartet hatte; die beiden Männer, die in der Tiefgarage Wache taten, in der sich der Fahrzeugpark der Freien Zone befand, waren alles andere als aufmerksam gewesen. Und Helens Anwesenheit hatte ihr Mißtrauen völlig zerstreut. Vielleicht, dachte Charity, würden sie in Zukunft etwas weniger vertrauensselig sein - sobald es ihnen gelungen war, sich von den Fesseln zu befreien, die Skudder ihnen angelegt hatte. Aber die Schwierigkeiten hatten erst begonnen, nachdem sie die Garage verlassen hatten. Die Straßen wurden immer schlechter, je weiter sie nach Norden kamen. Mehrere Male hatte Charity schon befürchtet, daß sie das Fahrzeug aufgeben müßten, und auf einer Strecke von zwei oder drei Meilen hatten sie sich nur im Schrittempo fahren können, weil der Asphalt von Unkraut und Wurzeln gesprengt worden war. Aber jetzt näherten sie endlich der Metro-Station, aus der Charity und Barler vor drei Tagen herausgekommen waren. Charity gab Jean ein Zeichen, anzuhalten. Der Wald war sehr still, und sie wollte nicht, daß das Motorengeräusch oder das Scheinwerferlicht die Moroni frühzeitig warnte. Jean lenkte den Wagen in den Schutz einer Ruine, schaltete den

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