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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Zimmers gestanden. Es gab nur eine einzige Erklärung: Stone hatte den Inspektor absichtlich getötet. Aber warum? Kyles Finger legte sich um den Abzug seiner Waffe, und auch Stone hob die kleine Laserpistole und richtete sie auf Kyles Augen. Doch keiner von ihnen drückte ab. Sekundenlang starrten sie sich an, bis schließlich Stone seine Waffe langsam wieder senkte. Auch Kyle schoß nicht. Er hatte diesem Mann nichts zu vergeben, und er war ihm nichts schuldig. Er glaubte jetzt zu wissen, warum Stone den Inspektor erschossen hatte. Nach ein paar weiteren Sekunden senkte auch er die Hand, drehte sich herum und ging schweigend an Stone vorbei zur Tür. Die Blicke des Governors folgten ihm, und obwohl Kyle nicht einmal zu ihm zurücksah, spürte er, wie Stone die Laserpistole wieder hob und auf seinen Hinterkopf richtete. Trotzdem ging er ruhig weiter, blieb einen halben Schritt vor der Tür noch einmal stehen und wandte sich um. »Fünf Minuten«, sagte Stone leise. Kyle nickte wortlos. Wahrscheinlich würde er nicht einmal mehr so lange am Leben sein, dachte er. Es gab in dieser Basis Dutzende, wenn nicht Hunderte perfekt ausgebildeter Megakrieger. Aber es war eine Chance, und während er noch dastand und Governor Stone anstarrte, spürte er abermals ein neues, völlig unbekanntes und wunderbares Gefühl: Hoffnung. Er drehte sich wieder herum, legte die Hand auf den Türöffner und zögerte noch einmal. »Draußen vor der Tür steht eine Wache«, sagte er. »Sie wird hereinkommen, sobald ich diesen Raum verlasse. Sie sollten sich eine gute Geschichte ausdenken - oder sie eliminieren.« Ohne Stones Antwort abzuwarten, öffnete er die Tür und trat mit einem raschen Schritt auf den Korridor hinaus. Es war leichter, als er geglaubt hatte. Die Dienerkreatur war nicht sehr aufmerksam gewesen oder hatte vielleicht sogar geschlafen, denn sie schien nichts von dem Kampf bemerkt zu haben, der sich quasi direkt hinter ihrem Rücken abgespielt hatte. Als Kyle aus der Tür trat, reagierte sie geradezu lächerlich langsam. Statt sofort die Flucht zu ergreifen und Alarm zu geben, stieß sie ein überraschtes Zischeln aus und versuchte, nach ihm zu greifen. Kyle wich ihren Händen mit einer fast spielerischen Bewegung aus, packte sie am Hals und schmetterte sie gegen die gegenüberliegende Wand. Er legte nur einen Bruchteil seiner Kraft in diese Bewegung, denn er wollte nicht mehr töten, nicht einmal dieses Geschöpf. Trotzdem war der Anprall so heftig, daß die Ameise mit einem schmerzerfüllten Kreischen zu Boden sank und einige Augenblicke benommen liegenblieb. Kyle trat zu ihr, zerriß ihren Waffengürtel und schleuderte den kleinen Laserstrahler so weit weg, wie er nur konnte. Das Funkgerät warf er mit aller Kraft gegen die Wand, wo es zerbrach. Dann drehte er sich herum und lief geduckt den Gang hinab. Er hatte sich den Weg eingeprägt und wußte, daß sich hinter der nächsten Biegung eine der gläsernen Aufzugkabinen befand. Mit ein wenig Glück würde er sie erreichen und das Gebäude verlassen können, ehe die fünf Minuten verstrichen waren, die Stone ihm versprochen hatte. Kyle hatte das Ende des Ganges noch nicht ganz erreicht, als hinter ihm plötzlich ein giftgrünes, grelles Licht aufflackerte. Er fuhr überrascht herum und hob seine Waffe im gleichen Augenblick, in dem Stone aus allernächster Nähe einen zweiten Schuß auf den Wächter abgab. Kyle spürte einen eisigen Schauer, als er sah, wie sich Stone über die tote Ameise beugte. Es war nicht der Anblick der toten Kreatur, der ihn frösteln ließ; Tod und Gewalt waren ein Teil seines Lebens gewesen. Es war das Gefühl, sich selbst zu sehen. Es war absurd, aber für einen Moment hatte die schlanke Gestalt in der grauen Uniform sein eigenes Gesicht. Die Gnadenlosigkeit, mit der Stone die Ameise ausgeschaltet hatte, war auch eine seiner wesentlichsten Charakterzüge. Die Berechnung, die das Leben einer denkenden, fühlenden Kreatur nur als mathematische Größe in eine Gleichung mit einbezog, gehörte zu seinem Denken. Er riß sich fast gewaltsam von dem Anblick los und lief weiter. Vielleicht hätte er nicht fliehen dürfen, dachte er plötzlich. Er hatte sein Leben gerettet, aber er war plötzlich nicht mehr sicher, daß es den Preis auch wert gewesen war, den er dafür würde zahlen müssen.
     
    *
     
    Ein unsanftes Rütteln an der Schulter weckte sie. Charity öffnete müde die Augen, sah nichts als einen verwaschenen hellen Fleck über sich

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