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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Motor ab und stieg aus. Skudder, Net, Helen und Gurk kletterten lautlos von der Ladefläche. Charity hatte Helen gesagt, was sie zu finden glaubte, aber das Mädchen hatte darauf bestanden, sie zu begleiten; trotz der Gefahr, in die sie sich damit begab, was Charity allerdings gut verstand. Sie hätte nicht anders gehandelt. Trotzdem bestand sie darauf, daß Jean und Helen den Abschluß ihrer kleinen Gruppe bildeten, und schärfte ihnen ein, sofort die Flucht zu ergreifen, falls sie entdeckt oder gar angegriffen werden würden. Sie bedauerte, sich bei ihrem ersten Besuch den Weg nicht besser eingeprägt zu haben, denn in der Dunkelheit ähnelten sich die verwüsteten Straßenzüge, und die wenigen Unterschiede, die es doch gab, verwischte der Dschungel. Als sie die Kreuzung erreichten, an der sie damals mit Barler abgebogen waren, zögerte sie einen Moment unschlüssig. Dann blickte sie nach links - und sah den Gleiter. Eine gewaltige, silbern schimmernde Scheibe hing scheinbar schwerelos zwei Handbreit über dem Boden, und aus einer offenstehenden Tür fiel kaltes, grünes Licht auf den geborstenen Asphalt. Ein zweites, gleichartiges Fahrzeug befand sich gute hundert Meter weiter entfernt. In dem blassen Lichtschimmer, der aus der offenstehenden Tür fiel, konnte Charity die schattenhaften Gestalten zahlreicher Ameisen sehen, die sich hektisch hin und her bewegten. Lautlos schlich sie in die Deckung eines Mauerrestes und wartete, bis Skudder und die anderen ihnen gefolgt waren. »Also, hört zu«, flüsterte Charity. »Skudder und ich gehen weiter. Ihr bleibt hier. Und ihr kommt uns nicht nach, ganz egal, was passiert.« Sie sah besonders Helen eindringlich an. »Hast du das verstanden? Du bleibst, wo du bist - außer, ihr werdet angegriffen. Sollte man euch entdecken, dann lauft weg und versucht, euch irgendwie durchzuschlagen.« »Ich komme mit«, beharrte Helen. Charity schüttelte entschlossen den Kopf. »Das wirst du ganz bestimmt nicht tun«, sagte sie. Helen wollte auffahren, aber Charity machte eine entschiedene Handbewegung. »Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst. Aber ihr hättet keine Chance, glaubt mir. Ich bin nicht einmal sicher, daß Skudder und ich es schaffen.« Sie sah Net und den Gnom nacheinander an. »Ihr paßt auf die beiden auf«, sagte sie. »Wenn sie irgendeinen Unsinn versuchen, dann fesselt sie.« Sie lief los, ehe Helen oder Jean noch Gelegenheit fanden, zu widersprechen. Geduckt näherten sie sich dem Botschaftsgebäude. »Warum hast du die beiden überhaupt mitgenommen?« fragte Skudder im Flüsterton. Charity zuckte im Laufen mit den Achseln und erstarrte für eine Sekunde, als sie eine Bewegung wahrzunehmen glaubte. Dann sah sie, daß es nur ein Tier war, das aufgeschreckt davon-huschte, und lief weiter. »Glaubst du, sie wären zurückgeblieben?« erkundigte sie sich. »Außerdem«, fügte sie nach einer winzigen Pause hinzu, »ist es mir so lieber. Ich bin nicht sicher, daß sie nicht doch eine Dummheit gemacht hätte.« »Hmm«, machte Skudder. »Würde es dir etwas ausmachen, mir zu verraten, was wir hier tun? Ich meine, ich hätte gerne gewußt, warum ich gleich erschossen werde.« »Das verrate ich dir, wenn es soweit ist«, antwortete Charity lächelnd. Sie näherten sich dem Botschaftsgebäude von Norden aus. Eine Anzahl großer Scheinwerfer tauchten die Fassade in fast taghelles Licht. Charity schätzte, daß es ungefähr dreißig Ameisen sein mußten, die sich vor dem Eingang bewegten. Zwischen den riesigen Insektenkreaturen sah sie auch die fleckigen Tarnanzüge mehrerer Männer, darunter auch einige, die sie schon am ersten Tag in der Freien Zone gesehen hatte. Charity sagte nichts dazu, und auch Skudder schwieg, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht verfinsterte sich. Sie liefen um das Gebäude herum. Skudder versuchte zweimal, eine Frage zu stellen, aber Charity gebot ihm jedesmal mit einer hastigen Geste, still zu sein, und blieb erst stehen, als sie sich dem Haus bis auf zehn oder zwölf Schritte genähert hatten. Ihr Blick glitt aufmerksam über die Rückseite des Hauses und blieb schließlich an einem der wenigen unbeleuchteten Fenster im Erdgeschoß hängen. Rasch und lautlos lief sie darauf zu, entfernte die scharfkantigen Glasreste, die noch im Rahmen steckten, und kletterte hinein. Skudder folgte ihr. Charity lief zur Tür und lauschte einen Moment, bevor sie vorsichtig die Klinke herunterdrückte und durch den schmalen Spalt

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