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In den Spiegeln - Teil 2 - Evelyn

In den Spiegeln - Teil 2 - Evelyn

Titel: In den Spiegeln - Teil 2 - Evelyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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Injektionsspritzen, kleine Plastikschächtelchen mit Tabletten, Ampullen und durchsichtige Tütchen. Ich bemerkte, dass einer der kleinen Glasbehälter mit einer blauen Flüssigkeit gefüllt war, ähnlich, wie in dem ausgeschnittenen Buch, das ich in München aus dem Schließfach geholt hatte.«
    »Das Thanatol«, flüsterte ich.
    »Du musst erst mal das hier nehmen.«
    Er hielt mir seinen Zeigefinger unter die Nase. Ich erkannte eine winzige, kaum sichtbare Pille. Ich sah sie nicht zum ersten Mal.
    »Ich kenne das. Ist das...?«
    »LSD«, war seine lapidare Antwort.
    Na klar. Natürlich. Wenn schon Wahnsinn, dann richtig. Wieso habe ich das nicht erraten?
    »Ich soll einen roten Mikro einwerfen und mich dann umbringen lassen?«
    »Im Grunde... ja. Ich würde dir normalerweise einen intravenösen Cocktail aus Thanatol und LSD verpassen. Aber ich brauche Zeit, um dich reisebereit zu machen.«
    Ahnungslos darüber, wovon er eigentlich sprach, wollte ich ihm diesen kleinen chemischen Krümel von der Fingerspitze nehmen, doch meine gesunde Hand zitterte wie bei einem Parkinson-Tremor. Er schob seinen Zeigefinger vor meinen Mund und ich leckte den Trip von seiner Fingerkuppe.
    Was für ein lächerlicher Augenblick.
    »Toll. Dann bin ich bald auf Acid und was dann?«
    Lichtmann stand auf und ging zum Schrank. Er öffnete ihn. Ich konnte sehen, dass er leer war. Nur ein zusammengeklappter Rollstuhl stand dort. Er zog ihn auseinander und fuhr damit neben mein Bett.
    »Wenn der Trip anfängt, wirst du lieber bei mir sein, als auf die Polizei zu treffen, glaube es mir«, sagte er prophetisch und schmunzelte dabei.
    Er zog meine Decke weg und begann die Nadeln und Sensoren von meinen Armen und meinem Oberkörper zu entfernen. Auf der Anzeige eines der Geräte begannen hysterisch die Buchstaben ASY aufzuleuchten.
    Anschließend griff er zwischen meine Oberschenkel und entfernte mit verdächtig gekonnten Griffen das Fowley-Katheter. Zumindest in diesem einen Augenblick war ich froh, keinen Unterleib zu spüren.
    »Wann hast du das letzte Mal einen Trip genommen?«
    »Ist paar Jahre her«, antwortete ich lethargisch.
    Langsam dämmerte mir, dass die seltsame Flucht, die in München begann, hier in die nächste Phase trat. Das Krankenhaus war keine Sackgasse mehr. Denn nun war Lichtmann da, und er konnte eine Rochade auf dem Spielbrett führen. Doch der Preis war hoch: mein Verstand. Alles erschien hundertmal verrückter und wahnsinniger, als alle Erklärungen, die ich in den letzten Monaten durchgespielt hatte. Und nun sollte die nächste Station der Tod sein. Meiner Lunge, meinen Lippen, entglitt ein tiefer Seufzer. Meine Hände zitterten noch immer wie die Rührstäbe eines Mixers. Das Schäumen in meinen Ohren war wieder da, stärker als zuvor. Ich war erledigt. Beinahe bewusstlos. Beinahe tot. Am Rande des Wahnsinns. Echte Partykanone.
    Lichtmann hielt inne und packte meine Hände.
    »Ich weiß«, sagte er. »Ich weiß.«
    Ich sah ihn an und fühlte, wie mein Blut zu kochen begann. Ich würde in einer dreiviertel Stunde tot sein. Gut gemacht! Mein Geist zuckte wie ein verzweifeltes Tier, das zur Schlachtbank geführt wird.
    Es war nicht richtig. Es war nicht normal. Ich hatte keine Beweise für das, was er sagte. Ich hatte keine Sicherheit, keine Garantie.
    Lichtmanns Stimme wurde leise und warm. »Ich könnte ganze Stunden und Tage mit Vorträgen darüber füllen, was dich erwartet. Aber weder haben wir die Zeit, noch würde es dir auf deiner Reise etwas nützen. Denn wir betreten die Welt des Unaussprechbaren. Wenn du erst einmal gesehen hast... Wenn du weißt , dann muss ich dich nicht mehr überzeugen. Und dieses Gefühl, das dich nun beherrscht, diese schwarze Ohnmacht, die dich umklammert und würgt...« Er legte seine Hand auf meine Schulter. »...sie wird nie wieder zurückkommen.«
    Ich blickte nur apathisch vor mich hin und ließ mich auf den Rollstuhl zerren. Dann stachen brutale Schmerzen durch meinen Oberkörper.
    »Halt durch«, ächzte der alte Mann. Er platzierte mich in den Rollstuhl. Dann stellte er sich vor mich hin und trocknete seine Stirn mit einem Taschentuch.
    »Der Rücken muss noch höllisch wehtun. Du bist gestern erst operiert worden«, brummte er. »Aber ich kann dir kein weiteres Morphium geben. Es würde die Prozedur stören. Du bist ohnehin genug mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt. Das LSD wird die Wirkung ein wenig umkehren. Denn du musst um jeden Preis wach bleiben. Sonst verliere ich

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