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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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»Beantworten Sie wahrheitsgemäß meine Frage. Haben Sie in gemeinschaftlichem Vorsatz die Klienten der Seligen Sphäre der ESPer-Energeten, statt sie in ›Geistwesen und Körperlose‹ zu verwandeln, einfach umgebracht?« Es gelang ihm nicht, zu vermeiden, daß offener Hohn sich in seiner Stimme Bahn brach, als er die »Geistwesen und Körperlosen« erwähnte.
    Der Hyperprotektor starrte ihn aus hervorgequollenen, verschleierten Augen an; seine dicke Unterlippe hing herab. Wie ein blauroter Wurm pochte der Strang einer Ader an seiner Schläfe. »Na-na-nein.«
    »Nein«, sagte de Fumure.
    Beklommen wartete Clay.
    De Fumure musterte ihn arrogant, und in seinem Gesicht verbreiterte sich unaufhaltsam ein Lächeln verächtlicher Genugtuung.
    Über den Köpfen der drei Männer blieb die ausgedehnte Ferroplasmamasse in ihrem stummen Schiefergrau vollständig still und reglos.
    In der von Panik entstellten Miene des Hyperprotektors keimte eine grelle Blume der Hoffnung. De Fumures Lächeln spaltete sich quer zum Grinsen eines Hais.
    Nichts geschah.
     
    Aufs äußerste betroffen, schlagartig völlig ratlos in eine dem Irrealen nahe Situation mit unabsehbarem Ausgang versetzt, wich Clay einen Schritt zurück. Das totale Fiasko seines theatralischen Vorhabens trieb ihm kalten Schweiß auf die Stirn. Er spürte, wie sein rechtes Lid zu zittern anfing, und konnte es nicht verhindern. Sein Blut schien ihm im lebendigen Leibe zu gerinnen. Unentschlossen flatterte sein Herz zwischen Rasen und Stocken. Er rang nach Atem.
    Ich stecke in der Falle, die ich diesen beiden Kerlen gestellt habe, dachte er benommen. In die Grube, die ich ihnen gegraben habe, bin ich selbst gefallen. Mir ist nicht bekannt, daß irgendein Mensch sich jemals so blamiert hätte. Das ist mehr als ein Fehlschlag. Ich habe auf ganzer Linie versagt. Was jetzt?
    »Da sehen Sie's.« De Fumure streckte eine Hand in die Richtung des Hyperprotektors aus. »Hab ich's nicht gesagt? Alles bloß hohle Mystik und Metaphysik mit ein bißchen Mummenschanz.« Unter dem Eindruck der Wende beschleunigte sich de Herbignacs Gekeuche aus Fassungslosigkeit noch mehr. Ungläubigkeit und Erleichterung verzerrten sein Mondgesicht wie zu einer grotesken japanischen Maske.
    Der Generaldirektor der IMFG trat vor. »Lassen Sie uns Schluß machen, Sozialkoordinator«, sagte er laut zur Ergsonde hinüber. »Seine Seligkeit und ich haben zu Ihrem üblen Spiel sehr viel guten Willen gezeigt. An Ihrer Stelle würde ich mit Rücksicht auf die zu erwartenden Konsequenzen nicht auch noch darauf bestehen, zu übertreiben.«
    Etliche Sekunden lang kam keine Antwort. Die Leuchtkraft der Ergsonde ließ allmählich nach; sie flackerte und ließ leises Geknister vernehmen.
    Professor Oishi muß irgendwelchen Irrtümern erlegen sein, überlegte Clay. Er fühlte sich restlos ausgelaugt, moralisch und körperlich am Ende seines Durchhaltevermögens. Dieser verdammte Plasmabrocken ist längst tot, nur ein lebloser Klotz, der aus unbegreiflichen Gründen schwebt und mit dem sich ein paar abenteuerlich-romantische Anekdoten verbinden. Wie konnte ich auf so etwas abfahren? Ich muß verrückt geworden sein. Wahrscheinlich durch den Verlust Shereens. Und jetzt habe ich mich auch noch unmöglich gemacht. Nach so einem Reinfall kann gar kein Gedanke mehr daran sein, meine Aktivitäten auf der Venus fortzusetzen. Man würde mir überall ins Gesicht lachen. Ich muß aufgeben. Und wie soll ich meinen Wahlfrauen unter die Augen treten? Was soll ich meinem Over-Comptroller beim FI erzählen?
    »Mr. de Fumure«, erklang in diesem Augenblick Yama Jambavats Stimme aus der Ergsonde, »nach Rücksprache mit unserem verehrten Professor Oishi muß ich erwidern, daß wir uns Ihren voreiligen Schlußfolgerungen nicht anschließen können. Auch wenn das Ausbleiben einer sofortigen Reaktion Sankt Damokles' eine unvorhergesehene und nach gegenwärtigem Stand der Kenntnisse beispiellose Erscheinung ist, besteht kein Anlaß zum vorschnellen Abbruch des Verfahrens.«
    »Ich protestiere!«
    »Ich weise Ihren Protest zurück. Mr. Dalmistro hat die Möglichkeit, seine Frage umzuformulieren oder eine andere Frage zu stellen. Wir werden ...«
    »Das ist Begünstigung«, schimpfte de Fumure. »Er hat seine Chance gehabt. Es ist überhaupt nicht einzusehen, wieso er uns hier endlos malträtieren und mit Unterstellungen beleidigen darf.«
    »Sie lassen das Wesentliche außer acht, Mr. de Fumure. Haben Sie die Güte, zu berücksichtigen,

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