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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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handelte, die selten konkrete Aussagen machen konnte. »Auch wenn meine Detektoren nicht über eine solche Sensivität verfügen wie Professor Oishis Geräte, kann ich zumindest das Auftreten psychoider Emanationen bestätigen. Für einen Nachweis qualifizierter psinergetischer Potentiale bin ich jedoch nicht hinlänglich ausgestattet.«
    »Ich habe den Eindruck, es ist höchste Zeit, daß deine Kapazitäten erweitert werden«, sagte Clay. »Durch die wachsende Kompliziertheit der Welt wird eine Modernisierung allmählich überfällig.«
    »Wie Sie meinen, Comptroller«, erwiderte Tasche in einer robotischen Travestie von Gekränktheit.
    »Einst sprach ein Meister zu seinem Schüler, während beide am Ufer des Strontiumstrahlenden Flusses standen: ›Nimm diesen Stein und geh damit übers Wasser. Dann sage mir sein Gewicht.‹« Johannitus Edmond de Herbignac lauschte dem Gleichnis, das Yama Jambavat ihm erzählte, offenen Mundes und stieren Blicks. »Und der Meister streckte dem Schüler beide Arme hin, als reiche er ihm einen großen Stein. Da dachte der Schüler bei sich: ›Der Alte will mich foppen. Sei's drum, ich will ihm darin nicht nachstehen.‹ Und er streckte ebenso beide Arme aus, als nähme er einen großen Stein entgegen. So ging er ans Ufer und wollte das Wasser betreten. Doch sobald sein Fuß den Wasserspiegel berührte, stürzte er hinein. ›Meister‹, rief er kläglich, als er triefnaß aus den Fluten stieg, ›weshalb hast du mir verschwiegen, daß das Wasser mich nicht trägt?‹ – ›Es hätte dich wohl getragen‹, entgegnete der Meister, ›wäre der Stein nicht zu schwer gewesen. Kannst du mir nun sein Gewicht nennen?‹ Da erwiderte der Schüler bitter: ›Meister, es gab doch gar keinen Stein!‹ – ›O du Fels der Weisheit‹, schalt ihn darauf der Meister, ›der Stein, der dich um ein Haar ersäuft hätte, er besaß dein eigenes Gewicht!‹«
    De Herbignac vollführte mittels des Codegebers auf seiner Brust eine träge Drehung und wandte Jambavat den Rücken zu. Der Schweißfilm auf seinem plötzlich kalkigen Gesicht war zu dicken Tropfen geronnen, die schmutzig von zerlaufener Schminke waren und infolgedessen im schroffen Licht der Halogenscheinwerfer wie Pockennarben wirkten. Seine Atemzüge erinnerten Clay an das Brodeln eines Smog-Vulkans. Anscheinend hatte Jambavat ihm auf eine Weise, die er nicht so recht nachzuvollziehen vermochte, nun moralisch den Rest gegeben. Furcht drohte den Hyperprotektor zu ersticken wie eine schwärige Geschwulst in seiner Brust. Er schlotterte in den Schlieren seines Ergkorsetts.
    »Beruhigen Sie sich, John«, tuschelte de Fumure ihm zu. »Es wird nichts geschehen. Überhaupt nichts wird geschehen. Und dann werden wir's denen zeigen.«
    Auf einmal kam allgemeine Bewegung in die kleine Schar der Anwesenden. Die Freghel-Posten zogen sich auf einen Wink Jambavats in den Gang zurück. Er kam mit der Ribeau zu Clay, während Professor Oishi sich geruhsam zur Treppe entfernte. De Fumure und de Herbignac starrten hin und her. Marita umarmte Clay und küßte ihn wortlos.
    Über Jambavats ausgestreckter Handfläche glühte ein faustgroßes bläuliches Ergfeld. Ernst schaute er Clay ins Gesicht. »Comptroller«, sagte er, »es ist soweit.«
     
    Die bläuliche Ergblase – eine autoaktive Peilsonde von kurzer Lebensdauer – schwebte voraus, während Clay und seine Kontrahenten umständlich die enge Treppe hinabstiegen. Auf den seit Jahrzehnten nicht mehr benutzten Stufen wucherten schleimige, krause Gebilde, die den Stein schlüpfrig machten. Clay war zumute wie beim Abstieg in den Orkus.
    Oben auf der Terrasse standen Professor Oishi, Yama Jambavat und die Ribeau am fleckigen Alu-Geländer und beobachteten das Trio. In ihren schwarzen Roben sahen sie aus wie Fährleute der Unterwelt. Sie hatten silberne Masken aufgesetzt, die lediglich eine kleine Öffnung für die Nasenlöcher aufwiesen. Wie Oishi erklärt hatte, hatten die Masken jedoch sensorische Qualitäten, die es den Trägern erlauben sollten, anhand der Ergsonde die Ereignisse genauso mitzuerleben, als befänden sie sich unmittelbar dabei.
    Sankt Damokles' reglose, einer Koagulation ähnliche Masse wuchs immer höher empor, während die Kontrahenten zur Sohle der Mulde hinabklommen, de Fumure forsch dem Leuchten der Ergsonde folgte, hinter sich den Hyperprotektor, der unablässig keuchte, so daß jeder Atemzug, den er tat, in einem hohen Winsellaut wie von einer verstopften Orgelpfeife verklang,

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