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In den Tod gejagt

In den Tod gejagt

Titel: In den Tod gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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des Bedauerns. »Er verfehlte den anderen Kronleuchter und stürzte
sich auf dem Ballsaalboden zu Tode. Es gab am nächsten Tag einen großen
Skandal, als man Leitern herbeibringen mußte, um die splitterfasernackte
Herzogin von ihrem Kronleuchter herunterzuholen .«
    »Sie machen sich über mich
lustig«, sagte sie mißtrauisch.
    »Wie kommen Sie auf den
Gedanken ?«
    »Damals gab es noch keine
Elektrizität«, sagte sie triumphierend. »Nur Kronleuchter mit Kerzen. Beim
ersten Schwung hätte man sich verbrannt .«
    Ich verschwand in rasender Eile
in Blooms Büro für den Fall, daß Pauline ein nachtragendes Gemüt haben sollte,
und traf ihn dort tatenlos und mit düster grübelndem Gesichtsausdruck auf dem
fetten Gesicht, vor sich hin starrend, an. Er betrachtete mich mit noch weniger
Enthusiasmus als sonst, brummelte etwas in den Bart und grübelte weiter. Ich
ließ mich auf einem Stuhl ihm gegenüber nieder und zündete eine Zigarette an.
Dann wartete ich zehn Sekunden, aber nichts geschah. »George!« Ich schnippte
scharf mit den Fingern. »Verduften Sie !« knurrte er.
»Ich bin in einer Konferenz .«
    »Okay«, sagte ich
liebenswürdig. »Wie sollten Sie auch an Altmans Plänen für den größten Film
aller Zeiten interessiert sein? An dem, den er drehen will, dem Film über Fleurs Lebensgeschichte. Dem Film, mit dem er in dem Augenblick
anfängt, wenn sie offiziell für tot erklärt worden ist.«
    »Was?« Seine Augen wurden
plötzlich scharf. »Der stinkige, dreckige Grabräuber! Fleur hat sich mir für
ihren nächsten Film verpflichtet, und das weiß er auch ganz genau !«
    »Das stimmt, und er weiß es
auch«, pflichtete ich bei. »Das heißt, wenn sie ausreichend lange lebt, um in
Ihrem Film mitzuwirken, George .«
    »Was soll die Bemerkung
bedeuten ?« Seine Augen spähten angstvoll zwischen den
dicken, schützenden Fettpolstern hervor. »Heraus mit der Sprache, Rick! Ich bin
Ihr Auftraggeber. Nicht wahr?«
    Wenn ich für Pauline einen von
Ouchst erfinden konnte, so mußte es mir doch möglich sein, eine glaubhafte
Geschichte für George auszudenken. Alles, was ich aus ihm herausholen wollte,
war ein ganz kleines Stückchen Wahrheit. Aber dazu mußte ich erst seine
Eitelkeit verletzen, und das war der schwierige Teil der Aufgabe. »Ich bin
überzeugt, daß Sie recht haben, George«, sagte ich feierlich mit leiser Stimme.
»Vielleicht habe ich Sie im Anfang nicht allzu ernst genommen, als Sie sich
dahingehend äußerten, jemand könne Fleur über den Rand der Klippe gestoßen
haben, aber jetzt bin ich überzeugt, daß es so war.«
    »Wirklich?« In seiner Aufregung
zwickte er sich so heftig in die Wange, daß er einen Schrei ausstieß. »Wer? Wer
hat sie hinuntergestoßen, Rick ?«
    »So weit bin ich noch nicht«,
sagte ich. »Ich brauche ein paar Tips , um das Bild
vervollständigen zu können, George .« Ich beugte mich
vor, und meine Augen hafteten auf seinem Gesicht. »Sie können mir die fehlenden
Bestandteile liefern, wenn Sie wollen .«
    »Wenn ich will !« Seine Stimme schnellte um eine Oktave höher. »Verdammt
noch mal, natürlich will ich! Fragen Sie mich, das ist alles !«
    »Der Fotograf«, sagte ich. »Der
kleine Bursche mit dem weißblonden Haar und der randlosen Brille — erinnern Sie
sich an ihn ?«
    »Klar !« Er nickte eifrig.
    »Haben Sie die Morgenzeitung
gelesen ?«
    »Nur den Wirtschaftsteil.« Er
sah mich verdutzt an. »Warum?«
    »Der Fotograf hat einen
einspaltigen Nachruf erhalten. Jemand hat ihn in seiner eigenen Wohnung erschlagen .« Georges Mund öffnete und schloß sich ein paarmal, aber
kein Laut drang heraus. Ich drückte meinen Zigarettenstummel im konkaven Bauch
der venezianischen Lady aus und lehnte mich in meinem Stuhl zurück.
    »Es gibt etwas, was immer
wieder passiert«, sagte ich sachlich. »Man erzählt eine Geschichte über etwas,
was vorgefallen ist. Und beim erstenmal erzählt man sie so, wie sie sich
wirklich ereignet hat. Dann, vielleicht beim zweitenmal ,
ändert man ein paar kleine Einzelheiten, um ein bißchen besser dazustehen. Wenn
man die Geschichte nun zum zehntenmal erzählt, dann
geht man als Held aus der Sache hervor. Ich glaube, das geht den meisten von
uns so — es wird uns nicht einmal bewußt .«
    »Okay«, brummte er. »Was meinen
Sie damit ?«
    »Das ist außerordentlich
wichtig, George«, sagte ich und unternahm meinen letzten Versuch. »Erzählen Sie
mir die Geschichte von Ihnen und dem Fotografen dort draußen in Malibu noch
einmal. Aber

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