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In den Tod gejagt

In den Tod gejagt

Titel: In den Tod gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gefährlichen Psychosen .«
    »Sie glauben, daß Fleurs
Besessenheit von Vargo diesem Bereich zuzuordnen ist ?«
    »Natürlich!« Seine Stimme wurde
beinahe heftig. »Sie liebt nach all dieser Zeit den Schatten von Kurt Vargo nicht mehr. Sie liebt nicht einmal mehr die
Erinnerung an ihn. Sie waren erst zehn Tage lang verheiratet, als es passierte;
sie kannten einander kaum. Die Wahrheit ist, daß sie sich in ein traumatisches
Schuldgefühl hineintreiben ließ, das im Lauf der Jahre immer größer wurde und
völlig ihrer Kontrolle entglitt. Sie macht sich für Vargos Tod verantwortlich .«
    »Und warum ?« bohrte ich nach.
    »Er war Nichtschwimmer und
haßte das Wasser; sie war eine gute Schwimmerin und liebte das Wasser. Sie
verbrachte die Vormittage am Waikiki -Strand hinter
dem Riff auf einem Wellenbrett, während er trinkend auf der Hotelterrasse saß.
Nachdem sie sich eine Woche lang in Honolulu aufgehalten hatten, bekamen sie
deshalb den ersten Streit. Er war vielleicht eifersüchtig auf die Zeit, die sie
ohne ihn verbrachte; und sie hänselte ihn wegen seiner, wie sie es bezeichnete,
Feigheit. Schließlich schlossen sie einen Kompromiß — sie würde weniger Zeit im
Wasser verbringen, wenn er mit ihr an den Strand käme. Sie fuhren ein paarmal
mit einem Auslegerboot hinaus, und beide genossen das. Dann schlug Fleur vor,
eine kleine Jacht zu mieten und ein paar Tage lang auf dem Meer zu kreuzen. Vargo zögerte offenbar, erklärte sich aber schließlich
einverstanden.
    Es geschah in der ersten Nacht
draußen auf See. Eine plötzliche Regenbö kam auf, und Fleur wachte in ihrer Kabine
auf, um festzustellen, daß Vargo weg war. Der Rest
ist Vermutung. Vielleicht war er an Deck gegangen, weil er frische Luft
schnappen wollte oder weil ihm schlecht war. Der einzige Mann der Besatzung an
Deck war der Mann am Steuerrad gewesen, und er hatte nichts gesehen. Er
erinnerte sich, daß das Segel durch die Regenbö hart umgeschlagen war und daß
möglicherweise Vargo dicht daneben gestanden hatte
und dadurch vielleicht ins Meer geschleudert worden war .«
    »Und Fleur fühlte sich für
diesen Unfall verantwortlich ?« fragte ich.
    »Sie kam zu dem Schluß, daß
sein Tod völlig ihre Schuld sei, weil sie ihn zu der Kreuzfahrt überredet hatte .« Er zuckte zornig die Schultern. »Je mehr sie darauf
beharrte, desto größer wurde das Schuldgefühl. Natürlich halfen ihr die
darauffolgenden Erlebnisse auch nicht weiter. Die zweite Ehe mit einem
Ungeheuer wie Theo Altman wirkte beinahe tödlich auf sie. Dann kam der
Zusammenbruch ihrer Karriere .« Er hielt plötzlich inne
und blickte mich leicht schuldbewußt an. »Ich schweife jetzt ab. Entschuldigen
Sie, Mr. Holman .«
    »Sie hegen Fleur Falaise
gegenüber starke Empfindungen«, sagte ich mit milder Stimme.
    »Ich kann Michael nie vergeben,
was er ihr angetan hat, und deshalb kann ich mir selber auch nicht verzeihen«,
sagte er abrupt. »Aber ich bewundere Miss Falaise zutiefst. Allein die
Tatsache, daß sie bis jetzt all die Tragödien ihres Daseins überlebt hat,
beweist, daß sie eine ganz außergewöhnliche Frau ist .«
    Er legte seinen Zigarrenstummel
vorsichtig in den Aschenbecher und stand dann auf, womit er deutlich
klarmachte, daß die Unterhaltung beendet war. Als wir am Aufzug angelangt
waren, drückte er auf den Knopf und wandte sich dann zu mir um.
    »Wissen Sie, wer ich bin, Mr.
Holman ?«
    »Ja, Mr. Linderman«, sagte ich.
    »Ich wäre enttäuscht von Ihnen
gewesen, wenn Sie das noch nicht herausgefunden hätten. Ein Pluspunkt für Sie,
Mr. Holman, daß Sie sich durch Ihre Eitelkeit nicht haben zwingen lassen, es
mir zu sagen, Mr. Holman.« Der Aufzug traf ein, und ich trat hinein. Dann
drehte ich mich zu ihm um. »Ich werde mit Ihnen in Verbindung bleiben, Mr.
Linderman .«
    »Danke .« Sein Gesicht blieb ausdruckslos. »Ich werde heute nachmittag um drei Uhr meinen Sohn anrufen .«
    Es war nur ein guter Kilometer
vom Hotel zu dem Büroblock an der Wilshire Avenue,
und es dauerte länger, dort einen Parkplatz zu finden, als hinzugelangen. Die
Blondine, die, wie ich nun wußte, einundzwanzig war, aber sich bemühte, wie auf
achtzehn zugehend auszusehen, trug eine dunkle Brille, die den oberen Teil
ihres Gesichts fast völlig verdeckte. Da sie den Kopf zu mir hin wandte, nahm
ich an, daß sie mich ansah.
    »Ich spreche nicht mit Ihnen«,
sagte sie mit eisiger Stimme.
    »Ich bin nicht einmal sicher,
ob Sie mich ansehen«, sagte ich. »Was haben Sie mit der Brille

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