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In den Tod gejagt

In den Tod gejagt

Titel: In den Tod gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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im Sinn, Pauline ?«
    Sie nahm sie mit überaus
dramatischer Geste ab und starrte mich grimmig an. Zumindest mit dem rechten
Auge; das linke war fest geschlossen und von nahezu allen Regenbogenfarben
umgeben, angefangen von Hellkarminrot über Purpur bis zu Schwarz.
    »Das ist alles Ihre Schuld«,
sagte sie verbittert. »Sie und Ihre verdammten Kronleuchter.«
    »Was ist denn passiert ?« sagte ich fasziniert.
    »Ich mußte die ganze Zeit an
die Kronleuchter denken und wurde immer nervöser«, sagte sie finster.
»Schließlich fand ich, die Gewißheit sei besser, als aus Neugierde zu sterben.
Also brachte ich gestern nacht das Thema vor George taktvoll zur Sprache — und
erkundigte mich, wann er die Kronleuchter installieren ließe .« Ihr heiles Auge glitzerte bösartig in meine Richtung. »George wußte nichts von
Kronleuchtern; er wußte nicht mal, wofür sie sein sollten. Und ich, ich
Idiotin, mußte hergehen und es ihm erzählen .«
    »Er hat Ihnen doch wohl nicht
übelgenommen, daß Sie seine Kenntnisse erweitert haben ?« sagte ich. »Georges Bildung läßt schon in jeder Hinsicht eine Menge zu wünschen
übrig .«
    »Sie vergessen eins, Holman.
Meine Anziehungskraft auf George beruht auf meiner achtzehnjährigen Unschuld.
Er ist der große Pappi, der mir solche Dinge mitteilt. Und nun habe ich mit einer einzigen blöden Frage mein
ganzes Image zerstört .«
    »Und wie sind Sie zu dem blauen
Auge gekommen ?«
    »George ist nicht der Typ, der
eine Angelegenheit auf sich beruhen läßt«, zischte sie. »Er wollte genau
wissen, wie ich zu einer solch lasterhaften Version gekommen sei. Ich versuchte
ihm einzureden, ich habe es aus einem Buch, aber er selber hat nie in seinem
Leben ein Buch gelesen, und er glaubt auch nicht, daß andere Leute je eins
lesen. Also redete er sich selber ein, es müsse ein anderer Mann sein und ich
müsse ihn betrogen haben. Wenn er also jetzt jemanden kennenlernt, der mehr als
einen Kronleuchter in seinem Wohnzimmer hat, so wird er wahrscheinlich Amok
laufen .«
    »Das tut mir schrecklich leid«,
entschuldigte ich mich. »Aber Sie haben mich danach gefragt .«
    »Ich weiß .« Sie rammte die dunkle Brille wieder auf die Nase. »Das blaugeschlagene Auge
stört mich gar nicht so sehr — ich bin im Augenblick mehr um meine zukünftige
Vizepräsidentschaft bei der George Bloom Production Inc. besorgt .«
    »Ich werde mein Bestes tun, um
Ihnen bei der Einebnung des Weges zur Vizepräsidentschaft zu helfen«, versprach
ich. »Ist er in seinem Büro ?«
    Sie nickte. »Vermutlich damit
beschäftigt, alle Kronleuchterfabrikanten nach ihren jüngsten Lieferungen
auszufragen.« Ihre Finger trommelten nervös auf die Schreibtischplatte. »Rick,
verraten Sie mir mal was .«
    »Wenn Sie’s riskieren wollen !«
    »Da sind nun diese beiden
Leute, die jeder auf ihrem eigenen Kronleuchter hin und her schwingen. Nicht?«
Sie fuhr sich schnell und nervös mit der Zungenspitze über die Oberlippe. »Also
schwingen sie aneinander vorbei, nicht wahr? Wie — ich meine, wann — passiert
nun was ?«
    »Die Technik wurde ursprünglich
im frühen neunzehnten Jahrhundert von einem Österreicher, dem Prinzen von
Ouchst, erfunden«, sagte ich völlig ernst. »Er hatte es zuwege gebracht, nach
Weggang aller Gäste mit einer schönen englischen Herzogin allein im großen
Ballsaal zurückzubleiben. Die Herzogin war eine penible Person, die den Boden
für unsauber hielt, und es war weit unter der beiderseitigen Würde, einen der
Tische in Betracht zu ziehen. Von Ouchst hob in Verzweiflung den Blick zur
Decke, sah die Kronleuchter und hatte eine plötzliche Inspiration.
    »Weiter!« Pauline stützte die
Ellbogen auf den Schreibtisch und sah mich mit gesammelter Aufmerksamkeit an.
»Was hat er dann getan ?«
    »Nun ja«, improvisierte ich
schnell, »er begann zu realisieren, daß es zuerst Spaß machte, die ganze Zeit
aneinander vorbeizuschwingen — sobald sich die Kronleuchter einen Augenblick
lang auf gleicher Höhe befanden, hatten er und die Herzogin flüchtig
Gelegenheit zu gegenseitiger Annäherung. Aber auf die Dauer war das unergiebig.
Dann — und das ist der wirklich schwierige Teil der Technik — begriff er, daß
der männliche Partner mitten im Schwung zum Kronleuchter seiner Partnerin
hinübergelangen mußte. Wenn das einmal vollbracht war, war der Vollzug der
Liebe auf dem hin und her schwingenden Kronleuchter kein Problem mehr .«
    »Hat es geklappt ?«
    »Bei von Ouchst nicht«, sagte
ich im Ton

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