Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
kommen Sie?“ Die Stimme der Frau war so zerbrechlich wie ihre Gestalt, doch ohne jegliche Spur von Sanftheit.
    „Lansing.“ Shadow Jack strahlte die beiden mit einem blauen und einem grünen Auge an, groß, dünn und pfiffig.
    „Der Hauptgürtel!“ Wieder sahen Bruder und Schwester sie an, dieses Mal stumm und mit einer morbiden Abscheu. Auf dem Schirm hinter ihnen flammte eine Nachrichtenmeldung auf, Bilder und dazwischen Textzeilen. „Das ist eine lange Reise“, sagte der Mann leise. „Wie lange haben Sie gebraucht?“
    „Lange.“ Bertha mußte sich gar nicht erst zwingen, einen ungeduldigen, übermüdeten Unterton in ihre Stimme zu bringen. „Und die Heimreise wird noch länger dauern. Wir würden das gerne so schnell wie möglich hinter uns bringen.“
    „Natürlich.“ Er zögerte. „Was… äh… was wollen Sie als Gegenleistung bieten? Wir sind in der Abgabe begrenzt, ich hoffe, Sie verstehen…“
    Bei Geldsachen hört der Spaß auf.
Während sie ihre Handschuhe auszog, sah sie, wie Shadow Jacks Lächeln sich verzerrte.
Aber wer bin ich, sie dafür zu verurteilen?
Sie balancierte Rustys Behälter gegen den Schreibtisch und öffnete die Klappe. Sie hörte ein Zischen, als der Luftdruck sich anglich. Rustys pelziger Kopf erschien, ihre grünen Augen waren vor Freude geweitet, sie blitzten im hellen Licht. Ihre Nase zitterte, sie befreite sich vollends aus ihrem Gefängnis, wonach sie fast gewichtslos in die Luft schwebte. Bertha hörte das keuchende Stöhnen der Frau und ließ den Käfig davonschweben. „Würden Sie eine Katze nehmen?“
    „Ein Tier“, flüsterte die Frau. „Ich hätte nie gedacht, noch einmal eines zu sehen zu bekommen…“ Sie streckte schüchtern eine Hand aus. Bertha streichelte Rusty beruhigend und stieß sie auf die beiden zu. Rusty preßte sich sanft gegen die Handflächen der Frau, schnüffelte neugierig und glitt dann erfreut an der glatten Seide ihres Kleides entlang.
    „Ich glaube, Sie sind an die richtige Stelle geraten.“ Die schlanken Hände des Mannes zitterten immer noch. „Paps würde Ihnen die ganze Destille für dieses Tier geben.“ Er lachte. „Aber er würde Ihnen die Schiffskosten zum Hauptgürtel berechnen.“
    „Gibt es noch viele Tiere im Hauptgürtel?“
    „Nein.“ Bertha lächelte, doch es verschwand rasch wieder. „Eine Ladung Wasserstoff wird genügen.“
    „Wir haben Gärten“, sagte Shadow Jack. „Lansing ist der einzige ganz unter einem Zelt liegende und so geschützte Himmelskörper. Einst waren wir das Kapital des gesamten Himmels Gürtel.“
    „Stimmt“, sagte der Mann. „Das ist richtig. Ich habe schon Bilder gesehen. Wunderschön…“
    Rusty entschlüpfte der Frau und steckte eine Pfote durch die Fuge eines Papierkorbs. Die Papiere begannen zu tanzen, und sie schnurrte, stolz darauf, sich im Zentrum des Interesses zu befinden. Berthas Augen wurden von der Nachrichtenübertragung angezogen. Sie erstarrte, als sie zwar ihr eigenes Gesicht auf dem Bildschirm erkannte, aber keine Bilder von ihrer Ankunft auf Mekka. Mit aller Willenskraft sah sie wie beiläufig weg und kraulte Rusty unterm Kinn.
    Der Mann bemerkte ihre Bewegung und wandte sich nun seinerseits dem Schirm zu. Ihr Blick folgte dem seinen, sah ihr Bild verblassen. Der Mann sah verwirrt wieder in ihre Richtung, schüttelte dann den Kopf und lächelte freundlich. „Kümmern Sie sich nicht um die Nachrichten. Wir sind nur immer gern darüber auf dem laufenden, was sich anderswo so abspielt – immer am Ball bleiben. Ist aber ohnehin egal. Medienmänner sagen alles, wenn sie dafür bezahlt werden.“ Er deutete zum Ausdruckpapier, das sich zu dem schon recht ansehnlichen Berg gesellte. Rusty hakelte danach, überschlug sich und schwebte hoch in die Luft.
    „Nicht so hastig, kleines Wesen“, murmelte die Frau und hob unschlüssig die Hände. „Tu dir nicht weh.“
    „Sie tut sich schon nichts“, sagte Bertha, irritiert durch ihre eigene Erleichterung.
    Das Gesicht der Frau drückte leichtes Mißtrauen aus.
    „Könnten wir vielleicht einmal Ihr Schiff ansehen?“
    Bertha sah wieder zu dem Mann. „Gerne… aber es ist am anderen Ende des As… des Felsens.“
    Er nickte. „Kein Problem.“ Unter dem Schirm an der Wand war eine kleine Kontrollkonsole. Er ging darauf zu. „Wie ist ihre Bezeichnung?“
    „Lansing 04.“
    Er drückte ein paar Knöpfe, worauf die Nachrichtensendung verschwand.
„Lansing 04…
“ Bertha sah, wie ihr Schiff erschien, ein Bild mit

Weitere Kostenlose Bücher