Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
könnten?“
    „Dort unten…“ – er deutete hinab – „…diese Reihe grüner Punkte am Boden, in diesem Bezirk sind jede Menge Büros von allen möglichen Destillen. Tiriki, Flynn, Siamang…“
    „Destillen? Gibt es denn mehr als eine?“
Hätte ich das wissen müssen?
Sie fluchte unter ihrem Helm.
    „Aber sicher.“ Doch er lächelte tolerant. „Sie befinden sich im Demarchy, hier herrscht das Volk. Wir mögen keine monopolistischen Praktiken. Das würde den Leuten gar nicht gefallen… das weiß ich mit Bestimmtheit. Darf ich Sie herumführen?“
    „Nein, wirklich…“
    „Das ist das mindeste, das ich tun kann, wo Sie schon soweit gekommen sind.“ Er steckte zwei Finger in den Mund und pfiff dreimal schrill. Sie erschrak. Er wandte sich wieder an sie und überraschte sie mit einer knappen, entschuldigenden Verbeugung.
    „So ruft man hier ein Taxi. Die Manieren auf Mekka gehen langsam, aber sicher zum Teufel… Der Himmel wird zur Hölle.“
    Er lachte seltsam, als hätte er selbst nicht erwartet, das Gesagte laut auszusprechen. „Ich selbst bin von Toledo.“
    „Was… äh, sagten Sie, führen Sie für Regierungsarbeiten aus?“ Sie sah unbehaglich über den Rand. Die Frau aus dem Zug war verschwunden.
Warum bleibt er nur bei uns?
    „Ich bin Unterhändler, Verhandlungsführer. Ich bemühemich, das letzte Überbleibsel der Zivilisation, das noch existiert, zu retten.“ Wieder das kurze, schmerzliche Lächeln. „Ich regle Streitigkeiten, arbeite Handelsverträge mit aus… und schaue mir unerwartete Besucher an.“
    Sie drehte sich ein wenig um und erstarrte fast, als sie den Kameramann sah, der aus dem Tunnel herauskam. „Shadow Jack!“ Sie packte ihn am Arm. „Bleib bei mir! Geh nicht weg!“
    Die Stimmen umschlossen sie wie ein Käfig. „… in diesem heruntergekommenen Schiff?“
    „Mit wem werden sie ihren Handel abschließen?“
    „Wieviel…“
    „Was haben sie…“
    Medienmänner und neugierige Einwohner umkreisten sie, bildeten einen Wall um sie herum, plappernd und einander unterbrechend. Sie sah, wie der Mann von der Regierung beiseite gedrängt wurde, als das Lufttaxi ankam und am Rand stoppte. Sie stieß sich darauf zu und gestikulierte in Richtung Shadow Jack. Es hatte ein Verdeck und war propellerbetrieben, und es wurde von einem müde aussehenden jungen Mann von Hand gesteuert. „Wohin?“
    „Zu… zu Tiriki. Aber rasch.“ Sie duckte sich unter den Baldachin des Fahrzeugs, spürte die Fußstütze unter sich, sah überall reflektierende Kristalle. Shadow Jack folgte ihr. Das Taxi sank hinaus und abwärts, weg von den aufdringlichen Leuten am Tunnelende.
    „… Torgussen!“ hörte sie den Regierungsangestellten gerade noch ihren Namen rufen.
    Sie blickte zurück, ihre Hand griff zum Helm, befingerte ihn unwirsch, zog ihn schließlich ab. Sie sah, wie sein Mienenspiel sich binnen weniger Minuten drastisch änderte… Unglaube… Erinnerung… Verlust…
Aufhören!
Sie selbst erinnerte sich, aber es gab nichts, an das sie sich hätte erinnern können…
Eric ist tot!
Sie klammerte sich an einen Stützpfeiler des Baldachins und genoß die sanfte Brise, die mit ihrem hellen, lockigen Haar spielte und ihr heißes Gesicht kühlte.
O Gott, wie oft wird das noch geschehen?
Shadow Jack hatte sich über den Rand hinausgebeugt und sah nach unten, dann seitwärts, als sie an der künstlichen Sonne in ihrem Glaskäfig vorbeikamen, die im Zentrum der Höhle schwebte. Sie ließ sich langsam in den Sessel fallen, zwang ihre Sinne dazu, die Umgebung der Kaverne aufzunehmen und die Vergangenheit ruhen zu lassen.
    In der Höhle herrschte eine gedämpfte, wirre Geräuschkulisse: Gelächter, Rufe, das dröhnende Summen unsichtbarer Mechanismen. Sich umsehend erkannte sie plötzlich verschiedene subtile Unterschiede in der Demonstration von Reichtum an den Türmen: Balkone, die in irrsinnigen Winkeln angebracht waren, dunkle Höhlungen komfortabler Wohnungen in den eintönigen Wänden. Hin und wieder bemerkte sie sogar unterschiedliche Gerüche und Aromen, die in der Luft lagen. Sie atmete tief ein, genoß die kühle, frische Luft, die ihren Verstand klären half. Der Fahrer sah vollkommen unbeeindruckt an ihr vorbei zu den smaragdenen Türmen ihres Ziels.
    Sie hatten sich durch den weichen, elastischen Mund des Eingangs gestoßen, hinein in einen langen Korridor, der sich verlassen etwa fünfundzwanzig Meter in das Gebäude hinein erstreckte, der Basis auf dem Felsgestein zu. Bertha sank

Weitere Kostenlose Bücher