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In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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spektakulären Knall, sondern mit einem unhörbaren Seufzen.“
    „Das müssen Sie nicht, darüber sind Sie sich ja im klaren.“
    Er fühlte ihre Berührung. Er schüttelte den Kopf. „Vielleicht nicht. Vielleicht ist das die Strafe dafür, daß ich immer vorgegeben habe, es gäbe ein Morgen.“
    „Und das glauben Sie nicht?“
    „Ich weiß nicht.“ Er zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht mehr, was ich glaube.“ Er wußte nur, daß er sich in einem riesigen Mausoleum befand und Angst hatte, dem Tod ins Gesicht zu blicken. „Aber ich gehöre hierher, zum Himmel, wenn das einen Sinn ergibt. Es jagt mir höllische Angst ein, und trotzdem muß ich es bis zum Ende durchstehen. Trotzdem danke.“ Er sah ihr unzufriedenes Lächeln.
    „Sie können Ihre Meinung immer noch ändern.“
    „Schneller, als ich Himmel verändern könnte… Ist das nicht ironisch? Wir begannen hier mit allem und Morningside mit nichts… und nun sehen Sie, wer scheiterte.“
    „Auch wir sind fast gescheitert – mehr als einmal.“ Bertha betrachtete die Wand, als könnte sie durch die Zeit selbst blicken. „Wie auch Uhuru und Höllenloch und Lebensraum. Aber wir bekamen Hilfe.“
    „Von wem?“
    „Gegenseitige Hilfe. Planeten wie Morningside sind so kärglich, daß jede kleine Unregelmäßigkeit einer Katastrophe gleichkommt… aber sie sind die zahlenmäßig am häufigsten unter den kolonisierbaren Welten. In unserem Raumsektor sind sie alle wie Morningside. Aber unsere Welten befinden sich innerhalb einer vernünftigen Reichweite. Wir gründeten einen Handelsring, und wenn es einem von uns schlechtgeht, dann greift der Rest helfend ein. So können wir überleben. Mehr tun wir nicht, wir überleben. Aber das genügt… und es muß für alle Ewigkeit genügen, jetzt, wo unsere Reise hierher ein Fehlschlag war.
    Wir haben auch unser Maß an Ironie, wissen Sie… Morningside wurde nach einem größeren politischen Aufstand auf der Erde kolonisiert. Unser nächster Nachbar, Uhuru, wurde von unseren ehemaligen ‚Feinden’ besiedelt, nachdem ihr eigenes Imperium auf der Erde gestürzt war. Not schafft festere Bindungen als die Politik dies jemals kann.“
    Er lachte unvermittelt. „Wie wir fünf ja am besten wissen sollten.“
    Ihre Augen hielten ihn im Bann. Sie hatte einen Finger über die Lippen gelegt.
    „Wenn Sie vor dem Krieg gekommen wären, Bertha, dann könnten vielleicht sogar wir fünf etwas ausrichten. Himmel hätte etwas über Gemeinsamkeit und Teilen lernen können. Jetzt ist es zu spät, es ist nichts mehr da, das man teilen könnte.“
    Sie verlagerte wieder ihr Gewicht, wobei sie leise stöhnte. „Wa-die… Sie sagten einmal, das Wissen, das Himmels Technologie auf den Höchststand brachte, sei immer noch intakt. Wenn man die Schwerindustrie wieder aufbauen würde, könnte das ein neuer Antrieb für den Gürtel sein, und alles könnte wieder so sein wie vor dem Krieg. Sie sagten, schon die
Ranger
würde ausreichen, das zu bewerkstelligen… Was wäre… was wäre, wenn wir euch in unser Handelsnetz mit einspannen könnten? Es wäre möglich – die Entfernung zwischen uns und euch ist kaum größer als die Distanzen, die wir bereits zurücklegen. Wenn wir Himmel zu einem Neuanfang verhelfen könnten, dann könntet ihr uns dafür geben, was wir benötigen – was ein reicheres Leben für alle beteiligten Welten gewährleisten würde. Dann müßte so etwas nie wieder geschehen!“
    Er hörte ihre Stimme, die plötzlich vor Eifer lebhaft klang, als wären Schmerz und Kummer von ihr abgefallen, um sich auf ihn zu konzentrieren. „Das hatte ich auch gedacht. Aber ich habe mich geirrt.“
    „Geirrt?“
    „Unser Niedergang ist bereits zu weit fortgeschritten. Wir können uns nicht mehr erholen, der Tod ist eine Krankheit, die uns alle angesteckt hat. Wir können niemals mehr zusammenarbeiten, nicht einmal, um uns selbst zu retten.“
    „Aber wenn man begreifen würde, daß Hoffnung für alle besteht…“
    „Und wie wollen Sie ihnen das begreiflich machen? Sie haben doch am eigenen Leib verspürt, wie sie zuhören.“ Er schlug mit der Hand auf die Bank. „Sie würden nicht zuhören!“
    „Nein, das würden sie nicht…“ Bertha begann kümmerlich zu lächeln und schüttelte den Kopf. „Wadie Abdhiamal – wie konnte es soweit kommen? Sie sagen, sie werden nicht, ich sage, sie werden… Wie können wir uns gegenseitig besser verstehen, als wir uns selbst verstehen können?“
    Er schüttelte den Kopf, ein Lächeln

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