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In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Herrschaft zu bringen, gescheitert ist. Aber wenigstens ist es nicht in Feindeshand gefallen. Es verläßt das System. Wir können auf eine weitere Verschwendung unserer wertvollen Ressourcen verzichten und heimkehren…“
    „Vielleicht haben wir das Schiff noch nicht ganz verloren, Demarchos MacWong.“ Tiriki bedachte ihn mit einem steinernen Lächeln, das irgendwie noch unerfreulicher war als seine bisherige Schroffheit.
    „Gerade eben bekamen wir ein paar zusätzliche neue Informationen über das Schiff.“ Der Neffe von Estevez nickte dem Piloten zu. „Lin-piao sagte eben, daß das Schiff das System nicht verläßt. Es kehrt zum Hauptgürtel zurück.“
    „Nach Lansing“, sagte Tiriki. „Sie kehren nach Lansing zurück.“
    „Wir haben immer noch eine Chance, es zu erwischen. Linpiao sagt, es bewegt sich mittlerweile nur noch mit einem Viertelgrav fort.“
    MacWong zögerte, da sie sich alle darin einig waren, ihre Mission fortzusetzen. Und hinter ihnen wartete das gesamte Demarchy stumm und abwägend. Es wußte, was sie auch wußten, wußte auch, daß er, MacWong, diese Verfolgung angestrebt hatte. Das Volk wußte zwar nicht alles… aber hatte es inzwischen nicht schon zuviel hinzugelernt? Er konnte immer noch auf eine Umkehr drängen… aber würden sie das jetzt noch akzeptieren? „Wenn das Volk der Meinung ist, eine weitere Verfolgung des Sternenschiffes sei nicht lohnenswert, dann wird es uns seine Meinung kundtun.“ Die letzten Worte hatte er mit großem Nachdruck direkt in die Kameras gesprochen. „In der Zwischenzeit…“ Er spürte sieben Augenpaare auf sich ruhen, hinter denen noch Tausende andere lauerten. „Angesichts der neu erlangten Informationen bin ich der Meinung, wir sollten unsere Mission fortsetzen. Ich verfüge über persönliche Daten, den Eintritt des Sternenschiffes in unser System sowie seinen Treibstoffbedarf betreffend, die dafür sprechen, daß es nach Lansing fliegt.“
Tut mir leid, Wadie.
Er sah die Gesichter sich entspannen, die Mienen drückten Zufriedenheit aus.
Aber es ist meine Aufgabe, den Leuten das zu verschaffen, was sie wollen.
Er konnte ihnen sogar ins Gesicht lächeln, eine Befriedigung für eine andere.
    „Demarchos…“ Der Pilot zupfte selbstgefällig an den goldenen Aufschlägen seiner Jacke. „Wenn wir jetzt den Kurs ändern, werden wir vielleicht trotzdem nicht imstande sein, sie einzuholen. Auch wenn das Sternenschiff nur mit einem Viertelgrav beschleunigen kann – wir selbst müssen vor Lansing wieder verlangsamen…“
    Der Pilot brach ab, als er das Stirnrunzeln sah, das sich einhellig unter ihnen ausbreitete. MacWong wog seine Aussage sorgfältig ab und überlegte sich bereits die Worte, die jeden Zweifel an seiner eigenen Glaubwürdigkeit ausräumen würden. „Ich glaube, das wird kein Problem werden, Demarchos. Wenn man von folgendem Ablauf der Ereignisse ausgeht…“
     

Ranger (Im Transit, Diskus nach Lansing)

+ 2,96 Megasekunden
    Wadie ging durch den Korridor zu Berthas Privatgemach, sein Schritt wurde vom Sog der geringen Gravitation verlangsamt, hinzu kam die Müdigkeit vom Arbeiten im Weltraum. Und auch die Vielfalt der Gefühle, die in ihm brodelten, ließ ihn zögern. Die Erinnerung an das diskanische Firmament, die schimmernden Staubschleier und die Monde verfolgte ihn: das Wissen um einen kostbaren Sieg, den er fast errungen und dann durch seine eigenen Taten wieder verloren hatte, zwei Leben, die letzten der Mannschaft von Morningside, fast verloren – und mit ihm ein Teil seines Selbst, den er selbst eben erst zu entdecken begann…
    Er erreichte die offene Tür, wartete kurz, bis sein Blick sich wieder geklärt hatte, und trat dann ein.
    Rustys Kopf tauchte plötzlich zwischen einem Berg von Kissen auf und betrachtete ihn wie einen lang Vertrauten, als er in das Zimmer blickte. Der Kapitän saß an ihrem Schreibtisch und hatte ihm den Rücken zugewandt, ihre ganze Aufmerksamkeit galt einigen verstreuten Meldungen und Ausdrucken. Leere Kaffeetassen standen auf der Tischoberfläche, über ihrem Kopf an der Wand hing ein Schild: VOR ZEHN JAHREN WUSSTE ICH NICHT MAL, WIE MAN „INSCHENJOR“ SCHREIBT, UND HEUTE BIN ICH SELBST EINER. Er lächelte flüchtig, bis er sie seufzen hörte, ein Laut, der in seinen Ohren wie eine schwere Anklage klang. Hinter seinen Augen entstand das Bild ihrer gebrochenen, bandagierten Rippen, eines Blutergusses von Armeslänge.
    Er drehte sich abrupt um und verließ den Raum wieder, sah ein Bild

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