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In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)

In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)

Titel: In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Murphy
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ein schwüler Sonntagmorgen in Südkalifornien und vor mir lagen die letzten 500 Meter des Rock-’n’-Roll-Halbmarathons in Los Angeles. Es ging mir schlecht – ich wollte, dass die Schmerzen in meinen Beinen und Knien nachließen, die jeden Schritt der hügeligen 21-Kilometer-Strecke in Richtung Innenstadt schier unerträglich machten.
    Es lagen nur noch knapp 200 Meter vor mir, der Lauf endete in der Nähe des LA Live, eines gewaltigen Gebäudekomplexes aus Hotels, Restaurants und riesigen Multiplex-Kinos direkt neben dem Staples Center, doch ich war unfähig, einen Schlusssprint einzulegen.
    Mit allerletzter Kraft überquerte ich die Ziellinie und verließ die Endzone und das übliche laute Getümmel, das bei großen Laufveranstaltungen nun einmal herrscht. Meine Knie rauchten förmlich; es fühlte sich an, als sei der Knorpel weggeätzt worden. Ich setzte mich auf den Bordstein und rieb meine Knie, was allerdings kaum Linderung brachte. Als das Brennen stärker wurde, fragte ich mich, wie ich meine Beine in den Honda Jazz zwängen sollte, mit dem ich die zweistündige Rückfahrt nach San Diego antreten wollte.
    Dabei war dieser Halbmarathon für mich nicht nur irgendein Lauf. Er war vielmehr Teil eines Plans, den ich entwickelt hatte, um mein körperliches und seelisches Wohlbefinden wiederzuerlangen, nachdem ich eine Reihe von Sportverletzungen und eine bittere Scheidung hinter mich gebracht hatte. Weil ich gesundheitlich angeschlagen war, unter Stress stand, zu viel wog, an Schlafmangel litt, schnell alterte und auch nicht mehr lief, war ich neun Monate zuvor in einer Gothic-Kneipe gelandet, in der ich über mich und mein Leben nachdenken wollte. Insgesamt saß ich dort einige Wochen in einem dunklen Eck und hing meinen Gedanken nach. Das Lokal hatte einen kahlen Betonboden und auf einem Schild an der Wand stand in Frakturschrift »STRAFE«. Eines Tages dröhnte »Song for the Dead« von den Queens of the Stone Age aus den an der Decke montierten Boxen. Das war der Wendepunkt.
    Ich kam zu dem Schluss, dass nun die Zeit zum Handeln gekommen war und meine Situation nicht besser werden würde, wenn ich weiter in einer Gothic-Bar Trübsal blies. Also fasste ich den Entschluss, mich der Herausforderung zu stellen und wieder ein aktiver Läufer zu werden. Es war in etwa der 20. Wiedereinstieg seit Mitte der 1990er Jahre und eine Zeit, in der ich immer häufiger Verletzungen erlitt. Meine Comebacks dauerten selten länger als sechs Monate, dann zog ich mir meist wieder eine Entzündung der Achillessehne oder eine Ischiaskompression zu und musste aufhören.
    Diese Krankheitsanfälligkeit war auch auf mein Gewicht zurückzuführen. Ich wog 90 kg und hatte einen Körperfettanteil von 25 Prozent. Das war in etwa so, als würde ich beim Laufen vier Bowlingkugeln mit mir herumtragen. Zu meinen Verletzungen kamen obendrein noch ungesunde Essgewohnheiten, die meinem Übergewicht weiter Vorschub leisteten. Also beschloss ich, auch meine Ernährung zu ändern. Ich hatte vor, für einen Halbmarathon im Dezember zu trainieren und meine Ernährung umzustellen, wobei ich mit fünftägigem Saftfasten beginnen und mich im Anschluss daran rein vegan ernähren wollte.
    Das Laufen hatte mich mein gesamtes Erwachsenenleben hindurch begleitet und in den 1990ern war ich teilweise sogar ganz gut darin gewesen. Nachdem ich mich in meinen Mittzwanzigern auf Langstrecken spezialisiert hatte, schaffte ich in meiner Blütezeit einen Marathon in 2:38 Stunden, einen Fünf-Kilometer-Lauf in 15 Minuten, einen Zehn-Kilometer-Lauf in 32 Minuten, 1500 Meter in 4:06 Minuten und 800 Meter in 2:03 Minuten. Auf persönliche Bestzeiten folgten aber regelmäßig die klassischen Laufverletzungen: Patellarsehnenentzündungen, Achillessehnenrisse, Läuferknie, Kompressionen des Ischiasnerves, Fersensporn, chronische Risse der rückseitigen Oberschenkelmuskulatur, Muskelkrämpfe, die zwei Wochen andauern konnten – es gab nichts, was ich nicht hatte.
    1997 tat ich deshalb das, was viele Läufer tun, die sich immer wieder mit Verletzungen herumplagen. Ich wurde Triathlet. Der Hintergedanke war, weniger zu laufen und das verringerte Laufpensum durch Schwimmen und Radfahren zu ergänzen. Das klappte erst mal auch. Ich absolvierte insgesamt fünf Ironmans und eine Vielzahl kürzerer Wettkämpfe. Aber etwas, was schwerwiegender war als die vielen oberflächlichen Verletzungen, begann meinem Training nachhaltig zu schaden. Ich fühlte mich einfach nicht mehr wohl.

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