In der Fremdenlegion (German Edition)
zulaufende Sandalen, wie sie arabische Frauen tragen; alle möglichen hübschen Dinge, in langen Jahren zusammengeplündert und zusammengestohlen.
Arbeiten war für Le Joli etwas ziemlich Ueberflüssiges geworden. Er plagte sich niemals am Waschtrog im »cercle d'enfer« . Seine Freunde besorgten das für ihn. Sie reinigten seine Uniformen und hielten seine Siebensachen in musterhafter Ordnung.
Eine Zeitlang kamen sogar zwei alte Soldaten mehrere Male im Tag aufs Zimmer, um sein Bett zu machen und ihm Stiefel und Waffen zu putzen, bis Guttinger wütend wurde, Händel suchte und sie unter unser aller Assistenz hinauswarf, nach einer bösartigen Schlägerei, bei der auf beiden Seiten die Bajonette gebraucht wurden. Es war ein Wunder, daß es ohne ernsthafte Verwundungen abging. Der Unteroffizier du jour kam hinzu und bestrafte uns alle (nur Le Joli nicht!) mit ungezählten Extra-Corvées. Außerdem versetzte er Le Joli in ein anderes Zimmer.
Schlägereien, bei denen Le Joli das Objekt darstellte, um das gerauft wurde, waren übrigens häufig. Nach merkwürdiger Legionsgewohnheit betrachteten seine Freunde in unserer Kompagnie ihn als zur Kompagnie gehörig, und es gab jedesmal Streit und Händel, wenn er mit Legionären anderer Kompagnien auch nur sprach.
Der junge Mensch sank rapide. Er war zu schwach gewesen, um auf die lächerlich kleinen Vorteile zu verzichten, die seinen Kaufpreis darstellten – ein bißchen weniger Arbeit, Kneipereien, kleine Genüsse dann und wann. Faulheit und Gewinnsucht waren das treibende Moment bei ihm. Dazu kam ein merkwürdiger Instinkt für häßliche Dinge. Er lebte sich in alle möglichen Arten von Gemeinheit hinein; wurde ein gefürchteter Zwischenträger und Denunziant; es machte ihm Freude, seinen Unteroffiziersfreunden Material zu Bestrafungen zu liefern. Mehr als einmal wurde er von Legionären, die ihm irgendwo in der Stadt auflauerten, fürchterlich geschlagen, weil sie um seinetwillen bestraft worden waren. Seine frischen Gesichtsfarben verwelkten. Fortwährend war er in einem Stadium halben Betrunkenseins.
Aus Le Joli war der häßlichste Typ eines giron geworden – ein gewinnsüchtiger, gewissenloser junger Satan, der aus Eigennutz, aus purer Freude am Unheil, intriguierte und spionierte, denunzierte und verleumdete, bis er der bestgehaßte Soldat des Regiments war.
Das unausbleibliche Ende kam sehr rasch, nach kaum einem halben Jahr. Man fürchtete ihn nachgerade auch in den Kreisen seiner Unteroffiziersfreunde, unter denen er den einen gegen den anderen ausspielte und nach Kräften hetzte. Der Unteroffizier, bei dem er putzte, meldete ihn schließlich wegen Diebstahls. Es war zweifellos eine arrangierte Affäre, nur zu dem Zweck inszeniert, um den gefährlichen Menschen auf längere Zeit unschädlich zu machen.
Das Kriegsgericht verurteilte Le Joli zu einem Jahr Gefängnis.
Wahrscheinlich ist er heute noch, sei es im Gefängnis, sei es im Regiment, in der Fremdenlegion. Ob er nun dort bleibt oder nach so und so viel Jahren entlassen wird, verdorben ist er für sein ganzes Leben, – der arme Le Joli, der einst ein frischer Junge war.
Mag er auch ein denkbar schlecht veranlagter Mensch gewesen sein, die Fremdenlegion war es, die ihm den Hals brach. Ihre jämmerliche Armut, ihre Geldlosigkeit – immer wieder das gleiche! Wer das Regiment der Fremden kennt, wer sich bemüht, sein Wesen zu erforschen und den inneren Gründen seines Elends und seiner Sünden, seiner Roheit und seiner Laster nachzugehen, kommt, wie in einem Kreise wandelnd, immer zum gleichen Ausgangspunkt, zur Quelle aller Uebel zurück: der Geldlosigkeit der Legion, der erbärmlichen Löhnung, die keine Löhnung ist, dem militärischen Schmutzgeschäft, das eine ritterliche Nation so lange duldete und noch immer duldet!
*
Das Legionslaster wissenschaftlich zu klassifizieren, ist schwierig. Am naheliegendsten dürfte seine Bezeichnung als Notpäderastie sein. Dennoch sind die verschiedenen Einflüsse nicht zu vergessen, die auf das Regiment der Fremden eingewirkt und seine Laster mitgezüchtet haben. Bei den algerischen sowohl wie den marokkanischen Arabern ist die Päderastie von altersher eine gewöhnliche Erscheinung, freilich nicht im Sinne einer Perversität, sondern als gesteigertes Raffinement einerseits, als Schändung des besiegten Feindes andererseits.
Schon in Algerien also, in ihrer eigentlichen Heimat, ist die Fremdenlegion von allem Anfang an unter derartige Einflüsse gekommen. Weit
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