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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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stritten sich darum, wer ihm eine Zigarette geben durfte, fragten ihn, wie es ihm denn gehe, ob er die Arbeit auch aushalten könne, ob ihm auch niemand etwas täte. Er solle es nur ihnen sagen, wenn irgend einer von den »Alten« ihn schlecht behandle. Sie würden ihm schon helfen! Dabei balgten sie sich mit ihm herum, spielend wie Katzen. Dann machten sie ihm sanfte Vorwürfe, daß er noch nicht fertig sei.
    »Eigentlich kann ich gar nicht fort,« sträubte er sich, »ich müßt' waschen.«
    »Hoh!« sagte einer der Alten, »wenn's sonst nichts ist! Bring' mir dein Zeug morgen ganz früh herüber, dann wasch' ich es. Das macht mir gar nicht viel aus, wenn ich deine paar Sachen noch mitwasch'. Für dich tu' ich's gern.«
    Auch die anderen beiden boten ihm an, er solle sich nur an sie wenden, wenn er mit seiner Arbeit nicht fertig würde. Solch' ein Blauer stelle sich ja immer so ungeschickt an, und sie wüßten, wie die Sache gemacht würde. Sie wollten ihm schon sein Zeug herrichten für die Inspektion in der nächsten Woche. Kein Rekrut würde seinen paquetage so prachtvoll in Ordnung haben wie er! Sie täten alles für einen guten Freund!
    Der junge Faulpelz lächelte befriedigt. Er hatte nicht nur die Arbeit des Waschens für den nächsten Tag von sich abgehalst, sondern schwelgte auch noch in den schönsten Aussichten für die Zukunft.
    Nun drängten die anciens aber zur Eile. Sie halfen, wo sie nur helfen konnten. Sie machten alle seine Arbeiten für ihn. Sie verstünden das doch viel besser, sagten sie. Der eine nahm Le Joli's Stiefel in Behandlung und putzte sie blinkeblank; der andere polierte seinen Ledergürtel, wie nur ein ganz alter Legionär einen Gürtel zu polieren versteht, zu leuchtendem, tiefem Schwarz, in dem man sich spiegeln konnte. Der dritte machte das Bett und baute die paquetage kunstvoll auf. Schließlich fielen sie alle zusammen über ihn her und bürsteten ihn säuberlich ab.
    Endlich gingen sie fort, Le Joli in der Mitte.
    Guttinger trat ans Fenster und sah ihnen nach. Dann räkelte er sich wieder gemütlich auf seinem Bett zurecht.
    »Ich bin en alter Leschionär, aber solche G'schichten mag i' net. 's ist wahrhaftig schad' um den jungen Kerl, aber da is' nix zu helfe'. Ich misch' mich net d'rein. Ich will kei' Bajonett im Leib habe'. Ich kenn' die G'schicht! Zum Teufel geht er, – schnurg'rad auf 'm nächste Weg, im pas gymnastique , im G'schwindschritt! E giron wird er!!«
    »Morgen werd' ich ihn aber doch emal durchhaue',« fügte Guttinger nachdenklich hinzu.
    Abends kam Le Joli gerade noch vor Torschluß in die Kaserne zurück, schwankend, betrunken.
    Der alte Guttinger behielt mit seiner Diagnose recht. Mit erschreckender Schnelligkeit vollzog sich die Metamorphose des frischen Jungen zum Opfer des Legionslasters. Kaum eine Woche war seit der Episode im Mannschaftszimmer vergangen, als man ihn schon im ganzen Regiment als »giron« kannte, als passiven Päderasten.
    Er nützte (vom winzig kleinen Standpunkt der Legion gerechnet) seine Schande weidlich aus. Wenn es ihn nach kleinen Genüssen gelüstete, einem Absinth zum »Augenöffnen« in aller Frühe, gleich nach dem Aufstehen, einem Glas Wein nach dem Exerzieren, einem lustigen Abend in Sidi-bel-Abbès, mit Kuskusessen im Araberviertel und Kneipen in der »Bar de la légion« oder im »Restaurant des étrangers« , machte er bei seinen vielen Freunden die Runde und fand sicher wenigstens einen, der sich auf irgend einem Schleichweg einige Sousstücke zusammengegaunert hatte. Ein Unteroffizier der Kompagnie nahm ihn schleunigst zum Putzer und erwirkte ihm alle möglichen kleinen Bevorzugungen. Le Joli war durch die Protektion dieses lieben Vorgesetzten in der Lage, sich regelmäßig vom harten Arbeitsdienst zu drücken und dann und wann sogar vom Exerzieren.
    Schenken ließ er sich, was nur zu haben war. Seine Besitztümer mehrten sich. Er trug kunstvoll gearbeitete Legionsgürtel, aus Stückchen von rotem und blauem Uniformtuch zusammengenäht, mit blanken Knöpfen und allerlei Legionsemblemen besetzt. Eine ganze Sammlung solcher Gürtel hatte er – seine Freunde waren fleißige Leute, die sich ihre Neigungen ziemliche Arbeit kosten ließen. Sie machten ihm bequeme Schuhe aus rotem Tuch, mit aus Schnüren mühsam gearbeiteten Sohlen. Sie schenkten ihm Raritäten aus ihren Feldzügen: arabische matraques , lange arabische Stöcke mit hübsch geschnitzten Knöpfen: Geldtäschchen aus gepuntztem goldverziertem Leder; spitz

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