Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
Vom Netzwerk:
war.
    „Wenn einer der Diener mir mein Zimmer zeigen könnte, Sir“, war alles was ich sagte. Nicht zuletzt, weil mir nicht klar war, welches Verhalten man in solchem Fall von der künftigen Hausherrin erwartete.
    Doch statt zu antworten , schweifte sein Blick über mich hinweg.
    „Ist das Ihr einziges Gepäck, Madame?“
    Jetzt schluckte ich, denn in jenem Moment, da ich mich zu dem Pockennarbigen umwandte und meine Blicke auf jene unscheinbare Box fielen, fühlte ich mich zutiefst beschämt.
    Ich war die künftige Duchess of Anglade und was brachte ich aus meiner Ve r gangenheit mit in diese Ehe? Eine hölzerne Kiste, in der sich kaum mehr als das Hab und Gut eines Dienstmädchens befand.
    „Ja, Sir“, sagte ich mit umso festerer Stimme. Klar und deutlich. War denn me i ne Vergangenheit, die Tatsache, dass ich überlebt hatte, Grund zur Scham ?, fragte ich mich.
    Der Herr des Hauses stieß ein tiefes Brummen aus, das sowohl Missbilligung, als auch Bestätigung bedeuten konnte.
    Dann kam er die letzten Stufen herab.
    Er trug helle Leder- Breeches und ein weißes Hemd. Seine Stiefel waren g e pflegt, das sah man ihnen an.
    Wie weit er mich überragte. Wie ein Baum kam er mir vor, der seinen langen Schatten über einen kleinen Stein wirft.
    „Was schaut ihr mich so an, Madame?“
    In seiner Stimme schwang keinerlei Gefühlsregung mit.
    „Um Vergebung, Sir. Aber ich musste gerade eure Größe …“
    Er ließ mich den Satz nicht einmal beenden. Oder besser gesagt, er wandte sich bereits ab, bevor ich geendet hatte und erklärte sofort:
    „Dinner um sechs.“
    „Das ist sehr früh“, sagte ich unbedacht .
    „Wer früh zu Abend isst, verschwendet kein Kerzenlicht!“, erklärte er mir im gleichen Tonfall , wie dies Mr. Engstrom getan hä tte. Ich kannte diesen Ton nur allzu gut und die schmerzliche Erinnerung an all die Hiebe, die seinen Erma h nungen gefolgt waren, brachten sich jetzt brennend in meine Gedanken.
    Eine Erziehungsweise, die ebenso einfach wie effektiv ist: Schweige! Oder lehre deinen Körper Ertragen!
    Ich selbst hatte zunächst Ertragen gelernt und dann Schweigen.
    Mein künftiger Gemahl fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und ging dann ohne ein weiteres Wort an mir vorbei.
    Der Pockennarbige schob mich ein wenig zur Seite, als er die Treppe ansteue r te.
    Ich öffnete meinen Umhang unter dem Kinn und folgte dem Mann.
    Meine Kammer erfüllte meine Erwartungen.
    Erschöpft und mutlos setzte ich mich auf das Bett und blickte mich dann um.
    Der Raum war klein und düster.
    Die hölzernen Kassetten an den Wänden und der Decke waren von einer gr o ßen Strenge, die durch keinen Farbtupfer, durch keine Schnitzerei aufgelockert wurde.
    Es gab das Bett mit einem etwas staubigen Baldachin, eine Feuerstelle, die e i gentlich viel zu groß war für die Stube und einen wuchtigen Schrank.
    Unter dem kleinen Fenster standen ein Tischlein und ein Stuhl.
    Kraftlos ließ ich mich nach hinten fallen und starrte hinauf zu dem stellenweise ausgebesserten Betthimmel.
    Die einstmals bunten Farben waren jetzt blass und man konnte kaum noch ein Muster erkennen.
    Doch ich tröstete mich. Bald würde die Trauung stattfinden und dann würde ich sowieso in mein eheliches Schlafgemach umziehen.
    Dies hier war nur ein Übergang.
    Mit diesem doch recht tröstlichen Gedanken schlummerte ich ein.

    Als ich erwachte, zitterte ich am ganzen Körper. Dabei lief der Schweiß unter meinem Korsett den Rücken hinab. Ich wusste nicht, was mich geweckt haben mochte, denn in meinem Kopf pochte es mit gewaltigen Wogen, die mein G e hirn mit Schmerzen überzogen.
    „Madame … Dinner ist fertig.“
    Es fühlte sich an, als hielten winzige Hände meine Augäpfel von innen fest, als ich meine Blicke auf das Dienstmädchen richten wollte, die etwas verunsichert in der Tür stand und mich dabei unverwandt ansah.
    Mühsam quälte ich mich in die Höhe, wobei mir augenblicklich schwindelig und übel wurde.
    „Kann ich ihnen helfen, M´am ?“
    Sie trat an das Bett heran und noch ehe ich etwas tun konnte, hatte sie ein Tuch in die Waschschüssel getaucht und gegen meine Stirn gepresst.
    „Bleiben sie noch einen Moment so sitzen, M´am. Die Reise war wohl doch sehr anstrengend.“
    Sie hatte große dunkelblaue Augen und braunes Haar, das sie aber unter ihr Häubchen geschoben trug.
    „Nein. Es geht schon. Ich möchte seine Gnaden nicht warten lassen.“
    Damit erhob ich mich und musste die mir entgegen gereckte Hand doch mehr als

Weitere Kostenlose Bücher