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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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vereinbart.
    „Ja. Ja. Schon gut“, murmelte Mr. Grounding.
    Der Kutscher nahm eine kleine Tasche, in der sich all meine Habseligkeiten b e fanden und trug sie zum Wagen.
    Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass ich noch nicht gleich mitreisen wü r de, aber man hatte anders geplant. Und so konnte ich meine liebe Jane nur noch einmal kurz drücken und dann in die Kutsche steigen.
    Mr. Grounding erwies sich als ausgesprochen schweigsamer Reisebegleiter.
    Von Zeit zu Zeit nickte er mir zu, als wolle er mir versichern, dass er sich meiner Anwesenheit durchaus bewusst sei. Dabei lächelte er dann. Doch es war das unbestimmt e Lächeln der Höflichkeit.
    Die Sicherheit, dass man auseinander gehen werde und sich nie mehr wiede r sähe.
    Dennoch wäre ich froh gewesen, wenn er mehr mit mir gesprochen hätte, denn das hätte mich sicherlich von meinen Schmerzen abgelenkt, die mich unablässig heimsuchten, und denen ich nicht einmal durch ein Anspannen der Lippen Au s druck verleihen durfte.
    Doch mit jeder Meil e, die sich unser Gefährt vo m Institut entfernte, wuchs me i ne Sicherheit, dass Mr. Grounding keinesfalls umkehren lassen würde.
    Eine merkwürdige Ruhe überkam mich. Ich fühlte mich wie ein Fels. Das was hinter mir lag, hatte mich auf grausame Weise abgehärtet. Es hatte mir die Gnade eines eisernen Empfindens geschenkt.
    Die Tage, die ich zwischen Leben und Tod verbracht hatte, in einer grausamen Art von Schwebezustand in der die Intensität meiner Schmerzen so stark war, dass sie mich von ihnen löste, hatten mich verändert.
    Nie wieder würde ich die Selbe sein. Nie wieder.

Dark Hill House

    Als ich Dark Hill House zum ersten Mal sah, erschauderte ich.
    Einem schwarzen Felsblock gleich kauerte es auf einem Hügel, der nur dazu geschaffen schien, dieses abweisende Gebäude zu tragen.
    Schiefergraue Wolken hingen tief über dem Dach des Hauses und der Boden unter meinen Füßen, als ich der einspännigen Kutsche entstieg, erwies sich als nass und matschig.
    Ich war müde und mehr als nur erschöpft, als ich meine Röcke raffte so gut es irgend ging, ohne dabei meinen Umhang aufspringen zu lassen, der mich w e nigstens leidlich gegen die herrschende Kälte geschützt hatte.
    Ich schämte mich unendlich bei dem Gedanken, meinem künftigen Gemahl mit klappernden Zähnen entgegen zu treten.
    Die Kutsche, mit der man mich im Internat abgeholt hatte, war ein schwarzer Kasten ohne jede Verzierung. Es gab nicht mal ein Wappen an den Türen, die einen Hinweis auf meine künftige Stellung gegeben hätten.
    Andererseits passte die schlichte Kutsche zu meiner Gestalt. Ich trug ein schlichtes, in Brauntönen gehaltenes Kleid, dem ich unter den Ärmeln bereits Keile eingesetzt hatte, da auch mein Rücken gewachsen zu sein schien.
    Einen Reifrock besaß ich nicht. Ebenso wenig wie einen Hut. Lediglich eine Haube nannte ich mein Eigen und die trug ich jetzt.
    Ich hatte die letzten Nächte wach im Bett gelegen in unserem Schlafsaal, hatte mich von Jane an den Rand drängen lassen und dem Schnarchen und Seufzen der anderen Mädchen gelauscht.
    Nun waren sie also zuende meine Zeit an jenem Ort des Schreckens.
    Jetzt lagen sie hinter mir, die Wege über den kleinen Friedhof, hinter einem kleinen Sarg her. Wieder und wieder.
    Der Zynismus, mit dem wir jeden Neuankömmling mit den Blicken maßen und danach besprachen, wie viel Zeit wir dieser und jener neuen Mitschülerin wohl geben würden.
    Das Leben in Hackston hatte uns zu Zynikerinnen gemacht. Und zu Mädchen, die die Lebensspanne der anderen recht gut einzuschätzen vermochten.
    Schlechter Ernährung, mangelnde Hygiene, fehlende ärztliche Versorgung – all das forderte seinen Tribut. Und so kam es, dass Jane und ich zu den wenigen in H ackston gehörten, die eben jenem Ort lebend zu entrinnen vermochten.
    So tat ich im feinen Nieselregen des Spätsommertages, wo der Himmel schon am Mittag düster war, meine Füße im Matsch des Schlosshofes, den Schwur, da s s – was auch immer geschehen möge – ich niemals mehr nach Hackston zurückkehren würde.
    Kein Schloss konnte so kalt und feucht sein, keine Ehemann so brutal und rüc k sichtslos, keine Arbeit so hart, dass ich mich nach Hackston hätte zurücktreiben lassen.
    „Ho!“, rief ein Mann, der sich eine lederne Schürze über den Kopf gelegt hatte und nun nach dem Zügel des Kutschenpferds griff.
    Das Tier warf mit angstvoll aufgerissenen Augen den Kopf hoch und wieherte beinahe panisch.
    Ich aber stand

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