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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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Stütze nutzen, als ich gehofft hatte.
    „Es geht jetzt“, sagte ich matt, nachdem wir das Zimmer verlassen hatten. Es war stockfinster und das Mädchen trug als einzige Beleuchtung eine flackernde Kerze in Händen. Es gab zwar Kerzenhalter an den Wänden, doch sie schienen seit Längerem nicht genutzt worden zu sein.
    „Wieso ist hier kein Licht?“, fragte ich die Dienerin.
    „Seine Gnaden sagt, es sei Verschwendung wegen einer Person einen ganzen Flur zu erhellen.“
    Über diesen Standpunkt konnte man durchaus geteilter Meinung sein, doch es war nicht an mir, bereits jetzt eine Entscheidung meines künftigen Gemahls in Frage zu stellen.
    Vorsichtig stiegen wir die Treppe herab und ich merkte zufrieden, dass das kü h le Tuch meinen Zustand gebessert hatte.
    In Gedanken gab ich dem Mädchen Recht. Mit Sicherheit hatte nur die Reise mir zugesetzt. Ein gutes Essen und eine Nacht tiefen, erquickenden Schlafes und alles wäre wieder in bester Ordnung.
    Im Speisezimmer brannte ein kleines Feuer, das mir aber dennoch vorkam, als sei es gut, einen Ballsaal zu wärmen.
    Auf dem Tisch lag eine weiße Tischdecke, darauf zwei Teller aus Porzellan, ein Besteck und ein Glas für jeden.
    In der Mitte des Tisches stand die kleine Bronzestatue eines Jagdhundes mit einer Ente in den Fängen.
    Ich interpretierte dies als etwas unsicheren Versuch, dem Tisch ein heimeliges Gepräge zu geben, was allerdings scheiterte, da die Bronze zu klein und zu u n passend war.
    „Madame“, die Türe wurde hinter dem Rücken meines künftigen Gemahls g e schlossen.
    Hochgewachsen, mit breiten Schultern stand er vor mir und nickte knapp, als Zeichen, dass ich mich setzen könne.
    Wieder erfasste mich in seiner Nähe diese ungute Erinnerung an meine Inte r natszeit.
    Es gab nur einen Diener im Raum und der war mit dem Herbeitragen der Suppe beschäftigt, sodass ich meinen Stuhl selbst rücken musste.
    Der Pockennarbige hielt mir die Schüssel hin, an deren Rand – ich bemerkte es wohl – ein Stück Porzellan abgesprungen war.
    „Wir werden die Hochzeit so bald als möglich angehen.“
    Ich war so verblüfft, dass ich zunächst gar nicht verstand, wovon er sprach.
    „Wie bitte?“
    Seine Lippen pressten sich zusammen und unter seinen Augen taten sich dun k le Schatten auf.
    „Es ist unmöglich, dass Sie als meine künftige Fra u mit mir unter einem Dach leben .“
    Und - als sei ihm gerade noch eingefallen, dass ich ja auch einen gewissen A n teil an den Vorgängen haben sollte – setzte er zügig hinzu:
    „Ich gehe davon aus, dass Sie dies genauso sehen .“
    „Aber gewiss doch …“
    Wieso hätte ich eine andere H altung einnehmen sollen als er? Wo doch meine Anwesenheit in Dark Hill House der reinen Not entsprungen war, da mein Oheim keinen Tag länger für meine Unterkunft aufzukommen bereit war, als irgend nötig. Ja, er hatte sogar den Internatsleiter dazu überredet, dass er wirklich nur bis zu meinem Abreisetag bezahlen musste und nicht, wie üblich , für den kompletten Monat.
    Mein Oheim, der gar kein eigentlicher Onkel für mich war, sondern vielmehr ein weit entfernter Verwandter, hatte mich nach dem Tod meiner Eltern als Mündel akzeptiert. Dies in Erwartung eines großen Erbes, für das er mithin verantwor t lich zeichnen würde, bis zu jenem Tag, da ich einem Mann die Hand zur Ehe reichen würde.
    Er unterschrieb also die entsprechenden Papiere und verteilte wohl bereits in Gedanken mein Erbe unter seine diversen Unternehmungen.
    Leider sah er sich bald auf das Übelste enttäu scht, denn ich hatte nicht nur ein geringes, ich hatte gar kein Erbe zu erwarten.
    Es war nämlich so gewesen, dass mein Vater sein gesamtes Vermögen in ein Bergwerk investiert hatte, das kurz nach seinem Tod durch ein Unglück z u schanden ging.
    Der Oheim saß nun also mit einem Mündel da, das weder Geld noch Einfluss versprach, sondern nur Kosten, für die niemand aufkommen würde.
    So suchte er nach einer Anstalt, die mich aufnehmen würde. Die billigste, die er finden konnte, war jene in Hackston gewesen, wo ich als Bewohnerin der u n tersten Kategorie eingestuft wurde und eine entsprechende Behandlung erfuhr.
    Nicht, dass es den anderen Mädchen besser ergangen wäre, nur sie durften für ihre Torturen auch noch bezahlen.
    Und wie schlimm die Dinge auch standen – es gab keinen lebenden Verwan d ten, keinen Freund meiner verstorbenen Eltern, der sich um mich und mein Wohlergehen gekümmert hätte.
    So hatte ich sehr früh gelernt, dass

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