In der Gewalt des Jadedrachen
Vereinigten Staaten. Wir haben keine gemeinsame Wohnung, in der ich hinter ihm herschnüffeln könnte, wie Ihr Special Agent Kollege das andeutet. Und zum anderen habe ich Charles immer nur als seriösen Geschäftsmann kennengelernt.“
„Auch seine Freunde?“ Forrester warf dies kühl ein.
„Von seinen Freunden weiß ich nichts. Ich habe sie nie getroffen, und mein Verlobter hat nie über sie gesprochen.“ Sie drehte dabei demonstrativ den protzigen Rubinring an ihrem Finger.
„Ihr
V e r l o b t e r
?“ Forrester artikulierte dieses Wort sehr deutlich, während er sich aufsetzte. Er heftete seinen durchdringenden Blick zuerst auf Lana, dann auf den Ring.
„Mein Verlobter“, bestätigte sie. „Darf ich fragen, was Ihnen dabei so ungewöhnlich erscheint?“
Joe bewunderte ihre Nerven. Sie war bei dem ersten Verhör, das er alleine geführt hatte, erregt und gereizt gewesen. Aber jetzt war sie wesentlich beherrschter und ganz offensichtlich darauf aus, Forrester zu provozieren.
Sehr erstaunlich dagegen fand er Forrester. Er saß zwar relativ ruhig da, aber wenn man ihn besser kannte, bemerkte man, dass es unter der Oberfläche gefährlich brodelte. Was reizte ihn so an dieser Frau? Sie war doch nicht das erste Gaunerflittchen, das er verhörte und das sich bockig aufführte.
Nahm er den Anschlag auf ihn so persönlich? Dieser Frau übel? Er war schon öfters angegriffen worden, auch vom Syndikat, seit er sich auf die Spur dieser Organisation gesetzt hatte, aber dieses Mal reagierte er heftiger und emotionaler.
Genau genommen war dies seit Piets Tod der Fall, der ihm offenbar sehr nahe gegangen war. Er hatte nicht viel erzählt, aber von dem wenigen, das er erwähnt hatte, war Joe klar geworden, dass er mit Piet eng befreundet gewesen war. Mit Piet und diesem seltsamen Dritten im Bunde. Joe kannte Forrester nun schon seit einiger Zeit, wenn auch nur rein beruflich, aber er hatte nie erlebt, dass Forrester sich anderen besonders eng anschloss. Die Kontakte zu seiner Familie beschränkten sich – mit einer Ausnahme – auf wenige Telefonate im Jahr. Auch seine Freundinnen wechselten, blieben lose Beziehungen. Das Verhältnis zu der Ärztin war das erste, das ernstere Formen annahm.
Aber nun hatte das Syndikat – zu dem Lana McKenzies Liebhaber gehörte – seinen alten Freund getötet.
Forrester ergriff wieder das Wort. „Sie wollen behaupten, Sie wären mit einem Mann verlobt, dessen Freunde Sie nicht einmal kennen?“
„Ich interessiere mich nicht für Charles’ Freunde oder Familie“, erwiderte sie scharf, „sondern allein für ihn.“
Forrester lehnte sich wieder zurück. Seine Schuhspitze klopfte in einem aggressiven Rhythmus auf den Boden. „Die wahre Liebe also. Sehr anrührend. Nun, da wundert es mich allerdings nicht, dass Sie den Kopf in den Sand stecken bezüglich der kriminellen Aktivitäten Ihres Bräutigams. Ihnen sagt doch zweifellos der Ausdruck ‚Triaden’ etwas?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Was man eben so drüber hört. Die chinesische Mafia. Kleinere Verbrechergruppen.“
„Nun, das hier ist keine kleine Gruppe mehr. Die spielen weltweit. Und sind deshalb gefährlich.“
„Aber mit mir haben sie nichts zu tun! Anstatt mich zu verhören und hier festzuhalten, sollten Sie sich lieber auf die Suche nach den Richtigen machen! Alles, was ich weiß, habe ich bereits zu Protokoll gegeben!“
„Dann werde ich Ihnen jetzt Beweise vorlegen. Vielleicht fällt Ihnen dazu etwas ein. Würden Sie uns einen Moment alleine lassen?“ Forrester winkte den Polizeibeamten hinaus, dann stützte er die Ellbogen auf den Tisch und lehnte sich vor, bis sein Gesicht knapp vor ihrem war. Lana zuckte keinen Fingerbreit zurück, sondern hielt seinem kalten Blick stand.
„Wir sind jetzt völlig allein, Miss McKenzie. Man kann uns zwar von draußen sehen, aber niemand kann uns hören. Und jetzt frage ich Sie nochmals: Haben Sie mir etwas zu sagen? Etwas, das mit dem Anschlag zu tun hat? Etwas über Charles Pratt?“
„Wie oft soll ich mich wiederholen? Nichts, was ich nicht schon gesagt hätte!“
„Vielleicht weiß Ihr … Verlobter ja mehr?“ Die sarkastische Pause war nicht zu überhören gewesen. „Warum fragen Sie ihn nicht einfach?“
„Ich weiß nicht, wo er ist. Und ich wäre auch nicht hier, würde ich mich nicht auf einer wissenschaftlichen Reise befinden!“
„Für wie dumm halten Sie mich? Diese Studienreise ist doch nur ein Vorwand. Ein Alibi. Sie sind mit Ihrem
Weitere Kostenlose Bücher