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In der Gewalt des Jadedrachen

In der Gewalt des Jadedrachen

Titel: In der Gewalt des Jadedrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Morell
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Sicherheitstruppe - ehemalige britische Soldaten, die sie nach dem Abzug der Briten übernommen haben.“
    Forrester fasste den älteren Chinesen näher ins Auge. Man konnte sein Alter schwer schätzen, aber er war gewiss schon über siebzig, hielt sich jedoch aufrecht wie ein viel jüngerer Mann. Seine Gesichtszüge und seine Bewegungen waren die beherrschten, harmonischen eines Mannes, der körperlich und geistig mit sich und der Welt in Einklang war. Eine sympathische Erscheinung, harmlos, ein netter älterer Herr. Aber Forrester machte sich keine Illusionen – Chen und er standen auf entgegengesetzten Seiten.
    Triaden waren heutzutage organisierte Hongkonger Verbrechergruppen. Die Idee selbst beruhte auf einem über mehrere hundert Jahre alten Geheimbund, der von einem buddhistischen Mönch gegründet worden war mit dem Ziel, die herrschende Kaiserdynastie zu vertreiben und die Ming wieder einzusetzen. Und irgendwann, im Chaos von Umstürzen und Bürgerkriegen waren aus dem Geheimbund Verbrecherorganisationen geworden. Allerdings solche mit weitreichenden Beziehungen und besten Kontakten. Vergleichbar mit der amerikanischen Mafia.
    „Der hübsche Junge, der sich hinter ihm hält und kein Wort sagt, ist einer seiner Neffen. Hat in Amerika studiert, sein Vater lebt in Europa, führt dort die Chen’schen Geschäfte.“ Er grinste leicht. „Die Familie hat ihre Macht auf einige Kontinente aufgeteilt. Ich bin sicher, dass sie überall gute Kontakte zur Unterwelt unterhalten. Deshalb kriegt man auch nichts über sie raus. Leben völlig zurückgezogen.“
    „Tatsächlich …“ Forrester nahm einen Schluck. „Das heißt, man sollte ein Auge auf diese Leute haben.“
    „Könnte nicht schaden.“ Perkins warf einen schwer zu deutenden Blick hinüber. Es lag Wut darin und Angst.
    Als Forrester ein wenig später beim Büfett stand, das aus einem runden, drehbaren Tisch mit vielen kleinen schmackhaften Speisen bestand, trat Wong neben ihn.
    „Ich bitte den Botschafter manches Mal, Treffen zu arrangieren“, sagte Wong, nachdem er sich vorgestellt hatte. „Wie ich gehört habe, ist es auch in Ihrem Land so üblich, Dinge inoffiziell zu besprechen. Beim Golfspiel. Aber leider spiele ich nicht Golf.“
    „Ich ebenfalls nicht.“ Forrester musterte den Mann vor ihm unauffällig. Er war um einiges kleiner als er, hatte einen ausgeprägten Bauchansatz und eine hohe Stirn, machte einen gemütlichen Eindruck, aber Forrester hätte sich auch ohne Perkins’ Warnung nicht täuschen lassen.
    Wongs Auftrag war ohne jeden Zweifel darauf zu achten, dass Mark Forrester nicht zu viel und nicht zu tief schnüffelte, sondern sich auf seine Aufgabe beschränkte.
    „Wie ich von meinem Freund, dem Botschafter, gehört habe, sind Sie in Hongkong, weil Sie hier Drahtzieher einer Verbrecherorganisation vermuten, die Ihnen in den Vereinigten Staaten viel zu schaffen macht.“ Er sprach in einem freundlichen Plauderton. Sein Englisch war zwar nicht akzentfrei, aber flüssig.
    „Das Syndikat macht nicht nur uns zu schaffen. Es hat zwar als kleine Gruppe begonnen, ist in der Zwischenzeit aber schon international tätig. Wir müssen davon ausgehen, dass sich einer, wenn nicht mehrere der Drahtzieher, in Hongkong aufhalten.“
    „Von wem haben Sie diese Informationen?“
    „Von einem Gewährsmann.“
    „Es würde mir nicht einfallen, die Qualität der Informationen Ihrer Leute oder Ihres Landes in Frage zu stellen, Special Agent Forrester, aber die Möglichkeit, dass unserem Geheimdienst und unserer Polizei entgehen konnte, dass einer der Köpfe dieser Verbrecherorganisation hier in China sitzt, ist verschwindend klein.“
    Forrester fischte sich einige Leckerbissen aus einer Schüssel und häufte sie auf einen Teller, den das philippinische, am Büfett tätige Dienstmädchen des Botschafters ihm reichte. „Inzwischen haben wir Beweise, dass das Syndikat international tätig ist. Die Spur der Köpfe – oder überhaupt des leitenden Kopfes des Syndikats – führt hierher, nach Hongkong.“ Forrester war durchaus bereit, auch einige Häppchen an Informationen zu verteilen, um zu sehen, wie Wong reagierte.
    „Sie meinen, das Syndikat will mit den Triaden kooperieren?“
    „Offenbar war das Syndikat bisher in China eher zurückhaltend, aber in letzter Zeit häufen sich die Hinweise darauf, dass es seine Aktivitäten auch auf Asien ausdehnen will. Das kann friedlich geschehen, aber auch feindselig, wenn die Triaden nicht die Absicht haben,

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