In der Gewalt des Jadedrachen
offenbar eher auf Betrug und Spionage spezialisiert. Vermutlich kundschaftet er die Opfer aus und übergibt die Informationen einem Kompagnon, der dann in Aktion tritt.“
„Das hatte ich nicht mit ‚bemerkenswert’ gemeint“, erwiderte Joe. „Ich hatte damit auf Ihre Erfolge bei Miss McKenzie angespielt. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sie rumkriegen würden, uns zu helfen.“
„Alles nur eine Sache des Charmes“, erwiderte Forrester unbewegt. Er hoffte nur, dass Joe nie dahinterkam, was in diesem Raum tatsächlich passiert war.
Joe betrachtete ihn nachdenklich.
Sein Boss hob die Augenbrauen. „Ich habe eben die richtigen Worte gefunden, um sie zu überzeugen.“
„Sie haben Sie bedroht, Sir?“
Forrester lehnte sich zurück. Er hoffte, dass sein Gesicht nicht einen zu offensichtlichen Ausdruck von Selbstzufriedenheit angenommen hatte. Selbstzufriedenheit, die auf kurzer, wenn auch sehr heftiger sexueller Befriedigung an Lana McKenzie beruhte. „Stimmt. Ich habe ihr gedroht, sie im Bordell zu belassen. In der Abteilung für Sado-Maso. Ein einschlägiger Film dazu hat sie auf die Idee gebracht, dass dies nicht unbedingt etwas in ihrer Linie sein könnte. Vor allem nicht als gefesselte und geknebelte Sklavin. Ich habe lediglich versucht, ihr die Vorteile einer Zusammenarbeit gegenüber diesem Schicksal nahe zu bringen.“ Eher hätte er sich die Zunge abgebissen, als Joe die Wahrheit zu sagen.
Und jetzt befand sich Lana McKenzie wieder im Hotel. In einer Suite, die er gemeinsam mit ihr bewohnte, und die aus zwei Schlafzimmern und einem Wohnzimmer bestand. Die Tür vom Gang in ihr Schlafzimmer war versperrt, und er war der Einzige, der einen Schlüssel dazu besaß. Und im Wohnzimmer saß Tag und Nacht einer seiner Mitarbeiter.
„Sie hat diese … Vorteile eingesehen.“ Joes Tonfall, seine Haltung waren eine einzige Missbilligung.
„Offensichtlich.“ Forrester, sonst in dieser Hinsicht eher gewissenlos, mied den vorwurfsvollen Blick seines Assistenten. Der Junge war wirklich verdammt spießig. Er wandte sich wieder den Geheimdienstberichten zu. Nach einer Weile wurde er sich des starren Blickes seines Untergebenen bewusst. „Was ist?“
„Hätten Sie’s getan?“
„Nein.“
„Das wäre aber besser gewesen.“
Forrester sah hoch, und Joe drehte sich um. Michael Perkins stand in der Tür.
Forresters Blick wurde kühl. „Wie darf ich das verstehen?“
„Dass ich Ihre Gefangene stark in Verdacht habe, ein doppeltes Spiel zu spielen, Forrester.“
„In welcher Beziehung?“
„Ich habe keine Beweise, aber es ist möglich, dass sie sehr wohl mehr über Charles Pratt weiß, als sie Ihnen gegenüber zugegeben hat. Möglicherweise arbeitet sie sogar die ganze Zeit über Hand in Hand mit ihm.“
Joe warf seinem Boss einen schnellen Blick zu. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass Forrester diese Frau mit mehr als nur beruflichem Interesse betrachtete, aber dass ausgerechnet der Wichtigtuer Perkins das Thema anschnitt, ging ihm gegen den Strich.
„Sie hat heimlich Nachrichten entgegengenommen“, fuhr Perkins fort.
„Nachrichten?“ Forrester hatte sich im Stuhl zurückgelehnt. Er griff nach einem Kugelschreiber, spielte jedoch nicht damit, sondern schloss die Faust darum. Gerade so, als wollte er jemanden erwürgen. Joe konnte nicht sagen, ob es Perkins war oder diese McKenzie.
„Telefonisch. Wir haben die Leitung abgehört, allerdings war der andere Teilnehmer nicht zu identifizieren. Es könnte aber Charles Pratt gewesen sein.“
Forrester erhob sich und ging im Raum umher. Das verschaffte ihm eine Pause, um nachdenken zu können und Perkins nicht ansehen zu müssen. Außerdem wurde sein Kopf davon wieder klarer. Er hatte in den letzten Tagen kaum geschlafen, war über Akten gesessen, hatte sich alles durchgelesen, was sein Büro und Joe ihm an Daten herbeischaffte. Daneben hatte er noch Geheimtreffen mit Leuten gehabt, die ihm weiterhelfen konnten. Und wenn er schlief, träumte er von Lana McKenzie. Erfreulich feuchte, aber auch beängstigende Träume, in denen sie verfolgt und bedroht wurde, und er es nicht verhindern konnte.
Und jetzt musste er sich auch noch den Kopf darüber zerbrechen, ob sie tatsächlich Kontakt mit ihrem Liebhaber hatte, ohne ihn darüber zu informieren. Das war nicht abwegig.
Eher sogar wahrscheinlich
, dachte er ergrimmt. Obwohl sie ihm versprochen hatte, nichts ohne sein Wissen zu tun. „Welchen Inhalt hatte das Gespräch?“
„Es ging um ein
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