In der Hitze der Nacht
würde sie ihm nie verzeihen. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie diese Hauptrolle nur durch seine Intervention bekommen hatte.
Er bekam kein Auge zu und war fest davon überzeugt, ein totaler Mistkerl zu sein. Einen Moment lang wollte er sogar ernsthaft die Finger von der ganzen Sache lassen. Doch dann hatte er sich an Ivys Duft, ihre glatte Haut und ihre weichen Lippen erinnert und gewusst, dass er sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen konnte. Er war schließlich auch nur ein Mann, und Ivy James machte ihn vollkommen verrückt. Er musste sie haben!
Also hatte Garrett sich das Drehbuch nochmals durchgelesen, um herauszufinden, wie er die Liebesszenen inszenieren könnte. Am Ende hatte er sich entschieden, möglichst nah am Drehbuch zu bleiben. Er würde nur bei der Szene geringfügige Änderungen vornehmen, bei der Ivy ihn schwer verletzt, verdreckt und bewusstlos im Wald hinter der Mission finden sollte.
Erneut sah er auf die Uhr. Er hatte Carlos, den jüngeren Sohn des Kochs, beauftragt, an Ivys Tür zu klopfen und ihr die Geschichte aufzutischen, dass er einen Unfall gehabt hatte. Seitdem waren genau zwölf Minuten vergangen. Das Englisch des Jungen war nicht so schlecht. Garrett, der ihm zweihundertfünfzig Pesos dafür zugesteckt hatte, war sicher, dass Carlos einen überzeugenden Auftritt haben würde.
In diesem Moment entdeckte Garrett sie. Ivy eilte auf seine Hütte zu, und sein Herz schien kurz stehen zu bleiben, als er sah, dass sie nur einen weißen Morgenmantel und leichte Sandalen trug. Wenn sie überhaupt noch etwas unter dem Morgenmantel anhatte, musste es winzig sein. Unter dem dünnen Stoff zeichneten sich ihre Brüste ab. Die Haare fielen ihr auf die Schultern. Selbst in der Dunkelheit konnte er ihren angespannten und besorgten Gesichtsausdruck sehen. Schnell unterdrückte er seine Schuldgefühle.
Als sie die Tür seiner Hütte erreichte, klopfte sie an. „Garrett? Bist du in Ordnung? Carlos hat mich geweckt. Er sagte, dass du … Dass es einen Unfall gegeben hat.“ Als sie keine Antwort bekam, öffnete sie die Tür. „Garrett, ich komme jetzt herein.“
Ivy betrat die Hütte. Eine kleine Kerosinlaterne auf einem Hocker neben der Tür spendete nur spärlich Licht. Einen Moment lang blieb sie mitten im Raum stehen, um ihre Augen an die Düsternis zu gewöhnen. „Garrett?“, fragte sie in die absolute Stille hinein und fühlte sich sofort ziemlich verschaukelt, weil sie anscheinend allein war.
Was geht hier vor? Sie hatte sich hellwach im Bett von einer Seite auf die andere gedreht, als Carlos an ihre Tür geklopft und mit panischem Gesicht in spanischer Sprache hektisch auf sie eingeredet hatte. Erst als er Garretts Namen in einem Atemzug mit dem Wort „Unfall“ genannt hatte, hatte sie begriffen, dass es sich um einen Notfall handeln musste. Sofort war sie aktiv geworden.
Jetzt fragte Ivy sich, ob sich jemand einen dummen Scherz mit ihr erlaubt hatte. Sie drehte sich abrupt zum Gehen um – und schnappte nach Luft, als sie auf etwas Hartes und Feuchtes prallte und eine tiefe Stimme hörte.
„Dass du dich nicht einmal richtig angezogen hast, bevor du zu meiner Rettung geeilt bist, rührt mich.“
„Garrett“, sagte sie geschockt. Sie hatte nicht gehört, wie er hereingekommen war. Sie merkte, dass sie die Hände auf den feuchten Stoff seines T-Shirts gelegt hatte, und nahm sie weg. Schnell trat sie einen Schritt zurück.„Du bist durchnässt. Was ist passiert?“ Als er einen Schritt auf sie zukam, machte sie unfreiwillig noch einen Schritt rückwärts. Doch er rückte weiterhin näher, bis sie gegen den Rand des Tisches stieß, was sie sofort an das letzte Mal erinnerte, als sie sich in einer ganz ähnlichen Position befunden hatte.
„Ich bin verletzt“, sagte er leise und drängte sich an sie. Sie spürte die Hitze seines Körpers. Die Feuchtigkeit seiner Kleider drang durch den dünnen Satinstoff ihres Morgenmantels, bis auch ihre Haut feucht war. „Dass ich hier bin, könnte dich in Gefahr bringen. Aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden könnte. Verstehst du mich?“
„Du bist verletzt? Wo?“ Ivy tastete mit beiden Händen seinen Körper ab. „Wie ist das passiert? Das hat Carlos nicht gesagt.“ Seine Schulter- und Armmuskeln zuckten unter ihren Berührungen. Aber als sie über seine Brust und weiter nach unten strich, ergriff er ihre Hände und stoppte sie.
„Glaube mir“, sagte Garrett trocken. „Ich bin verletzt, und das Drogenkartell
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