In der Hitze der Nacht
die Hand. „Meinen Schutzengel könnte ich nie vergessen, Ma’am“, sagte er rau und umarmte die Frau. „Ich kann Ihnen für das, was Sie für mich getan haben, nicht genug danken.“
Sie lachte erfreut. „Oh, bitte. Dich so gesund zu sehen ist Dank genug. Ich habe gehört, dass du in Mexiko bist, und wollte dich sehen, bevor ich nach Amsterdam zurückkehre.“
Geschockt schnappte Ivy nach Luft. Das war Helena Vanderveer! Eine Frau, die so alt war, dass sie seine Mutter sein könnte, und an die er sich aufgrund seiner schweren Verletzungen kaum erinnerte. Ivy rief sich seine zahlreichen Narben ins Gedächtnis und hätte fast wegen ihrer Leichtgläubigkeit laut gestöhnt. Natürlich war er damals absolut nicht in der Verfassung für eine heiße Liebesbeziehung gewesen. Wie hatte sie nur darauf hereinfallen können? Weil ich ihn gewollt habe, dachte sie.
„Ich habe gehört, dass Sie krank sind“, sagte Garrett.
Helena winkte ab. „Nur meine lästige Hüfte. Die Ärzte werden mir eine neue verpassen.“ Die beiden lächelten sich an.
Dann sah Garrett Ivy an. Zu ihrem Erstaunen wurde er rot.
„Ivy James.“ Finn zog sie mit sich nach vorn. „Ich würde dir gern meine Frau und Garretts Schwester Savannah vorstellen.“
Erstaunt starrte sie die junge, attraktive Frau an, als sie sich die Hände schüttelten. Jetzt, da sie die Wahrheit kannte, fiel ihr auch die Ähnlichkeit zwischen Garrett und seiner Schwester auf.
„Wie schön, Sie endlich kennenzulernen.“ Savannah lächelte sie herzlich an. „Ich habe all ihre Filme gesehen.“ Sie warf ihrem Bruder ein verschmitztes Lächeln zu. „Mindestens hundert Mal.“
„Und diese tolle Lady ist Helena Vanderveer, die uns zu deiner Rolle inspiriert hat.“ Finn legte der älteren Frau den Arm um die Schultern.
Helena nahm Ivys Hand in ihre beiden Hände und lächelte sie an. „Hallo, meine Liebe. Ich vermute, dass Sie nicht wussten, dass ich eine alte Frau bin.“
Ivy war verwirrt, verlegen, unglaublich erleichtert – aber auch zunehmend entrüstet. Garrett hatte sie erneut belogen. Das erste Mal hatte er ihr seinen großen Anteil daran verschwiegen, dass Finn sie für die Hauptrolle überhaupt in Erwägung gezogen hatte. Aber seine leidenschaftliche Beziehung zu der Missionarin war offenkundig eine vorsätzliche Lüge, um sie dazu zu bringen, mit ihm zu schlafen. „Ah, nein, mir war nicht klar, dass die wirkliche Helena … dass Sie …“ Sie war den Tränen gefährlich nahe.
„Das ist meine Schuld“, ergriff Garrett das Wort. „Ich habe ihr gesagt, dass das Drehbuch voll und ganz auf tatsächlichen Ereignissen beruht. Sie hatte keinen Grund, mir nicht zu glauben.“
Ich habe dir geglaubt . Ivy bemerkte, dass Savannah ihrem Bruder einen erstaunten Blick zuwarf und dann aufgebracht die Augen verdrehte. Ivy traute sich nicht, Garrett anzusehen. Denn sie befürchtete, dass sie dann die Fassung verlieren, ihn wegen seines Schwindels beschimpfen und dann vor Erleichterung darüber, dass er nicht in die Missionarin verliebt gewesen war, schluchzen würde. Wie demütigend! Sie musste hier weg, bevor sie etwas sagen oder tun würde, das sie bereute.
„Es ist alles gut. Wirklich. Garrett hat nur versucht, mir zu helfen, mich in die Rolle einzufühlen – zumindest so, wie sie im Drehbuch angelegt ist. Dafür bin ich ihm dankbar.“ Rasch umarmte sie Helena. „Ich bin so froh, Sie kennenlernen zu dürfen.“ Dann senkte sie die Stimme, sodass nur Helena sie hören konnte. „Und ich danke Ihnen von ganzem Herzen, dass sie ihn gerettet haben.“
„Er ist ein guter Mann. Wenn ich so jung und schön wäre wie Sie, würde ich ihn festhalten“, flüsterte Helena.
Ivy nickte und wandte sich wieder den anderen zu. „Ich muss jetzt wirklich in die Maske. Entschuldigt mich bitte.“ Damit eilte sie aus der Hazienda. Sie hatte den Hof schon halb überquert, als sie Garretts Stimme hinter sich hörte.
„Warte, Ivy. Verdammt, warte.“
Doch erst als sie den Weg erreicht hatte, der zu seiner Hütte führte, blieb sie schließlich stehen.
Eine Sekunde später stand er vor ihr. „Ivy.“ Er streckte die Hände nach ihr aus. „Es tut mir leid, Schatz. Ich wollte es dir sagen. Wirklich. Aber …“
„Aber was? Dein Verlangen, mit mir zu schlafen, war größer als dein Verlangen, mir die Wahrheit zu sagen?“ Garrett sah gequält und verzweifelt aus und wirkte so kläglich, wie sie sich fühlte. Jetzt, da er vor ihr stand, war ihm deutlich anzusehen, dass
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