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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Gogoll
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getroffen, im Gewimmel des Wochenmarktes.
    »Nein, eigentlich . . . bin ich nur auf dem Weg zurück zur Arbeit«, sagte Tina. Geneviève war nicht gekommen. Tina hatte ihre ganze Mittagspause im Restaurant auf sie gewartet, versucht sie anzurufen, aber Geneviève hatte sich nicht gemeldet. Nicht zum ersten Mal.
    Endlich hatte Tina einsehen müssen, daß sie umsonst gewartet hatte, sie mußte in die Firma zurück – und nun das. Sie hatte Mar getroffen.
    »Hast du fünf Minuten Zeit?« fragte Mar. »Für einen Kaffee?« Sie schaute sich um, als ob sie schon nach einem Café suchen würde.
    »N-nein, meine Mittagspause ist vorbei«, erwiderte Tina zögernd. »Ich bin schon weit mehr als fünf Minuten drüber.«
    »Wie schade.« Mar bedauerte das offensichtlich. Sie schaute Tina an. »Würdest du . . . würdest du . . . vielleicht einen anderen Zeitpunkt in Betracht ziehen?«
    »In Betracht ziehen?« Tina mußte schmunzeln.
    »Entschuldigung.« Mar lachte leicht. »Ich komme gerade aus dem Gericht. Da ist mein Deutsch noch etwas mitgenommen. – Ich bin Anwältin«, fügte sie auf Tinas fragenden Gesichtsausdruck hinzu.
    »Anwältin.« Tina blickte Mar erstaunt an. »Das hätte ich jetzt nicht gedacht.«
    »Ja, tut mir leid. In den Auen hatte ich meine Visitenkarten nicht dabei«, schmunzelte Mar. »Ich hätte auch kaum etwas gehabt, worin ich sie hätte aufbewahren können.«
    »Kaum etwas.« Tina mußte plötzlich lachen, als sie wieder an die nackte Mar auf der Wiese dachte. Wieso fühlte sie sich auf einmal so leicht und frei? Eben noch war sie so niedergedrückt gewesen.
    »Ich sehe, du erinnerst dich«, lächelte Mar.
    Tina versuchte sich zusammenzureißen. Der Gedanke an die schönen Stunden mit Mar in den Rheinauen war jetzt nicht wirklich das, was sie brauchte. Sie hatte sich einsam gefühlt, Geneviève hatte wieder einmal abgesagt, und da war es eben passiert. Aber es hatte keine Bedeutung. Überhaupt keine.
    Ihr Körper hatte sich von Mar angezogen gefühlt, auf ihre Berührungen reagiert und es genossen, aber ihre Seele war besetzt. Sie hatte nicht das Gefühl gehabt, daß es Mar auf Liebe ankam, und das war gut so, denn die hätte sie ihr auch nicht geben können.
    »Ich hatte es schon fast vergessen«, erwiderte sie gedankenverloren.
    »Schade«, sagte Mar. »Ich fand es sehr schön, und ich denke hin und wieder gern daran.«
    »Ich . . . Es tut mir leid, Mar.« Tina drehte sich um, aber dann fiel ihr ein, daß das ja die falsche Richtung war, also wandte sie sich erneut zu Mar, warf noch einen kurzen Blick auf sie und ging an ihr vorbei.
    Mar folgte ihr mit ein paar Sekunden Verzögerung, holte sie ein. »Was ist los?« fragte sie.
    »Nichts.« Tina schaute kurz zu ihr auf, aber dann wieder geradeaus die Fußgängerzone entlang, auf den Weg, der sie zurück in ihr Büro bringen sollte.
    »Es geht dir nicht gut«, stellte Mar fest. »Oder fühlst du dich meinetwegen so unwohl?«
    »Ich fühle mich nicht . . . unwohl.« Tina antwortete ärgerlich. Was ging Mar ihr Wohlbefinden an?
    »Ich glaube, nicht«, sagte Mar. »Ich meine, ich glaube nicht, daß ich der Grund bin. Auch wenn du mich eigentlich nicht wiedersehen wolltest.«
    »Nein, wollte ich nicht.« Tina blieb stehen und blitzte Mar wütend an. »Warum läßt du mich nicht in Ruhe?« Sie erinnerte sich an das Gefühl, als sie sich zum Abschied geküßt hatten, als sie an Mars Brust gelegen und sich einfach nur wohlgefühlt hatte. Dieses Gefühl hatte sie lange nicht gehabt, aber Mar war nicht die Frau, mit der sie es haben wollte. Sie liebte Mar nicht, und es war falsch, sich so wohl zu fühlen bei jemand, den man nicht liebte. »Ich habe dir gesagt, ich will dich nie mehr wiedersehen, und dabei bleibt es«, fuhr sie ärgerlich fort. »Das Treffen hier war nur ein dummer Zufall, und das sollten wir ganz schnell vergessen.« Sie ging eilig weiter.
    »Ich habe dich seit den Auen nicht vergessen.« Mar holte sie mit Leichtigkeit ein und blieb neben ihr. »Du hast einen sehr tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Warum –« Sie zögerte. »Warum hast du das getan?«
    »Was? Einen Eindruck hinterlassen?« Tina lachte trocken auf, während sie noch schneller zu gehen versuchte, aber Mar war größer als sie und hatte längere Beine. Tina hätte laufen müssen, um ihr zu entkommen. Und selbst dann . . . Mar wirkte durchtrainiert, daran konnte sie sich noch sehr gut erinnern.
    »Du weißt, was ich meine«, sagte Mar. »Ich habe dich

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