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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Gogoll
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nicht gerechnet.
    Im Spiegel sah sie ihr erhitztes Gesicht, als sie nun vor dem Waschbecken stand. So erhitzt, daß man wirklich hätte annehmen können, sie wäre nicht nur zu schnell gelaufen. Sie drehte den Hahn auf und schöpfte kaltes Wasser auf ihre heiße Haut. Es war angenehm kühl, aber die Hitze kam von innen, nicht von außen. Sie war verschwitzt, und eigentlich hätte sie eine Dusche gebraucht.
    Die hätte ich in dem Hotel nehmen sollen, in dem ich angeblich war, dachte sie spöttisch. Wenn die alte Schachtel wüßte, wie mein Liebesleben aussieht, käme sie nicht auf solche Gedanken. Eifersüchtiges Luder.
    Sie wußte nicht, was ihre Chefin gegen sie hatte. Manchmal hatte sie den Eindruck, sie verfolgte sie wegen jeder Kleinigkeit. Keine ihrer Kolleginnen mußte sich so in acht nehmen. Tina konnte sich nicht den kleinsten Ausrutscher erlauben, dann wurde sie schon zur Schnecke gemacht.
    An ihrer Arbeit konnte es nicht liegen, Tina wußte, daß sie besser war als viele andere, die weniger unter den Launen ihrer Chefin zu leiden hatten. Aber trotzdem hatte sie alles auszubaden, egal ob sie dafür verantwortlich war oder nicht. Ihre Chefin haßte sie einfach, obwohl Tina ihr nie etwas getan hatte.
    Sie trocknete sich das Gesicht ab, zog ihre Bluse aus und versuchte die nicht vorhandene Dusche durch ein in kaltes Wasser getauchtes Papiertuch zu ersetzen. Bei der ersten Berührung schauderte sie zusammen. Das kühlte sie wirklich ab.
    Nach einer Weile sah sie wieder präsentabel aus. Zumindest konnte diesem kühlen Gesicht niemand mehr unanständige Beschäftigungen unterstellen. Obwohl sie sich bei ihrer Chefin da nicht so sicher war. Die fand immer einen Grund.
    Als sie an ihren Schreibtisch zurückkehrte, fand sie in ihrem E-Mail-Posteingang einen Brief. Eine Abmahnung. Ihre Chefin hatte sich nicht lumpen lassen und keine Zeit verschwendet.
    Als Tina aufblickte, starrten die kalten, blauen Augen aus dem Glaskasten auf sie, als wäre sie schon tot.

4
    » D u bist nicht sehr gesprächig heute.« Mars Tennispartnerin und beste Freundin Gerlinde stupste sie mit dem Tennisschläger in die Seite.
    Mar schreckte hoch. »Wie? Oh. Entschuldige. Ich wollte nicht unhöflich sein.«
    »Bist du nicht. Nur abwesend. Da treffen wir uns nach Wochen mal wieder zu einem Spiel, und du scheinst ganz woanders zu sein.« Gerlinde blickte neugierig fragend.
    Mar verzog das Gesicht. Vielleicht bin ich das, dachte sie. Die ganze Zeit. Sie lachte. »Selbst in diesem Zustand werde ich dich mit links schlagen!«
    Gerlinde lachte auch. »Versuch’s doch! Du wirst schon sehen, was du davon hast.«
    »Gleichstand!« Mar hob ihren Schläger. »Laß uns aufhören. Zwei Sätze du, zwei Sätze ich. Das reicht. Oder brauchst du unbedingt Spiel, Satz und Sieg?« Sie lachte schelmisch zu Gerlinde hinter dem Netz hinüber.
    »Nein, brauche ich nicht.« Gerlinde kam ans Netz, beugte sich zu Mar und gab ihr einen freundschaftlichen Kuß auf die Wange. »Aber es ist lange her, daß du dich mit einem Gleichstand zufriedengegeben hast.«
    »Gewinnen ist nicht alles«, sagte Mar.
    »Hoppla.« Gerlinde grinste. »Seit wann das denn? Bei dir?«
    »Ich hatte eine gute Woche vor Gericht.« Mar zuckte die Schultern. »Das reicht mir an Siegen.«
    Sie nahmen ihre Sachen, verließen den Platz und gingen zum Klubhaus hinüber.
    »Gin Tonic?« fragte Gerlinde.
    »Tonic ohne Gin.« Mar legte etwas gequält den Kopf zur Seite. »Mein Schädel brummt schon genug.«
    »Warum?« Gerlinde winkte der Bedienung. »Eben sagtest du noch, du hattest eine gute Woche.«
    »Mit sehr viel Nachtarbeit«, seufzte Mar. »Die Vorbereitung der Verhandlungen hat mich eine Menge Schlaf gekostet.«
    »War das je anders?« Gerlinde lächelte. »Du willst eben immer gewinnen. Und meistens klappt es ja auch.«
    »Meistens«, sagte Mar. Sie nippte an ihrem Tonic mit viel Eis im Longdrinkglas.
    »Aha«, sagte Gerlinde. »Vor Gericht hast du gewonnen, aber woanders verloren?«
    »Nicht wirklich«, sagte Mar.
    »Laß mich raten«, schmunzelte Gerlinde. »Eine Frau? Wobei es mich wundert, wie du da verlieren konntest. Das kommt genauso selten vor wie auf dem Tennisplatz.«
    »Auch auf dem Tennisplatz verliert man, wenn man gar nicht erst antreten kann«, sagte Mar.
    Gerlinde schmunzelte noch mehr. »Sie hat dich nicht rangelassen? Ach, komm schon. Das hat dich doch noch nie erschüttert. Es gibt genug Frauen auf der Welt. Hast du selbst immer gesagt.«
    »Wir haben uns beim Sommerfest in

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