In der Hitze der Nacht
den Rheinauen kennengelernt«, sagte Mar. »Es war eine heiße Nummer im kalten Wasser. Mehrere heiße Nummern, um genau zu sein.«
»Also hat sie dich doch rangelassen«, bemerkte Gerlinde verwundert. »Was beklagst du dich dann?«
»Ich beklage mich nicht.« Mar leerte ihr Glas und winkte der Kellnerin.
»Hm.« Gerlinde lehnte sich zurück. »Vielleicht ist beklagen das falsche Wort. Auf jeden Fall bist du nicht glücklich darüber. Was ist passiert?«
»Ich habe sie heute wiedergesehen«, sagte Mar. »Zufällig. In der Stadt. Wir sind auf dem Wochenmarkt ineinandergelaufen.«
»Und?« Gerlinde hob fragend die Augenbrauen. Sie war mit der Auskunft noch nicht zufrieden.
»Ich habe mich . . . gefreut sie wiederzusehen«, erwiderte Mar zögernd, »aber leider war das sehr einseitig.« Sie verzog die Mundwinkel. »Sie hat mich sogar als Stalkerin bezeichnet.«
»Oh oh . . .«, machte Gerlinde. »Das klingt nicht gut. Dann wäre es wohl am besten, du würdest sie in Ruhe lassen. Wenn sie sich von dir belästigt fühlt . . .«
Mar wiegte den Kopf. »Zu Anfang hatte ich nicht den Eindruck. Ich wollte sie zum Kaffee einladen, und sie war gar nicht so abgeneigt. Wir haben sogar zusammen gelacht. Aber dann plötzlich – ist ihre Stimmung umgeschlagen. Ich habe keine Ahnung, warum.«
»Trägt sie einen Ring?« fragte Gerlinde.
»Einen Ring?« Mar runzelte die Stirn, sie schien nicht zu verstehen.
»So was hier.« Gerlinde hob die Hand. »Du weißt schon, was ich meine.«
»Einen Ehering? Nein.« Mar schüttelte den Kopf. »Das wäre mir aufgefallen.«
»Trotzdem könnte sie in einer festen Beziehung leben . . . oder den Ring einfach nicht tragen. Hast du daran schon mal gedacht?«
Mar nickte langsam. »Sicherlich. Irgendwie ist mir der Gedanke schon gekommen. Aber andererseits . . . sie wirkt nicht verheiratet. Egal ob mit einem Mann oder einer Frau. Sie –«
Gerlinde beobachtete Mars Gesicht, als sie verstummte, und begann immer breiter zu grinsen. »Sie gefällt dir. Sehr . . .«, stellte sie fest.
»Ja«, gab Mar zu. »Schon seit langem hat mir keine Frau mehr so gut gefallen.«
»Verliebt?« fragte Gerlinde.
Mar lehnte sich zurück und spielte mit dem Glas in ihrer Hand. »Du weißt doch, ich verliebe mich nicht so leicht«, sagte sie.
»Ich weiß, daß dein Beruf auf jeden Fall vorgeht«, entgegnete Gerlinde, »und daß du selbst immer sagst, du hättest gar keine Zeit für eine Frau.«
»Weshalb ich mich auf horizontale Begegnungen beschränke«, setzte Mar fort. »Ja, ich weiß. Und daran hat sich auch nichts geändert.«
»Das heißt«, vermutete Gerlinde, »du hättest einfach nur gern weitere horizontale Begegnungen mit ihr?«
»Dagegen hätte ich bestimmt nichts.« Mar schmunzelte leicht. »Es war wirklich toll.«
Gerlinde lachte. »In der Beziehung bist du unverbesserlich!«
»In der Beziehung gibt es auch nicht viel zu verbessern«, grinste Mar. »Da war ich immer ganz zufrieden.«
»Vielleicht ist es das«, sagte Gerlinde. »Sie hat gemerkt, daß du nur Sex von ihr willst, und sie will mehr. Deshalb will sie dich nicht mehr sehen.«
»Ja, vielleicht.« Mar zuckte die Schultern. »Das kann natürlich schon sein. Aber das werde ich wohl nie erfahren.«
»Willst du denn gar nicht zur Ruhe kommen?« fragte Gerlinde. »Schließlich bist du auch schon fast dreißig.«
»Und du meinst, da wird es langsam Zeit für Frau und Kinder?« Mar lachte.
»So in der Art.« Gerlinde hob die Achseln. »Ich finde es schön, verheiratet zu sein.«
»Wenn ich mal eine Frau finde, die so nett und so für den Ehestand geschaffen ist wie dein Volker, überlege ich es mir«, erwiderte Mar lächelnd.
»Vielleicht übersiehst du diese Eigenschaften aber auch, weil du immer nur an die Horizontale denkst.« Gerlinde hob gespielt drohend den Finger. »Und irgendwann ist es zu spät. Du wirst nicht ewig so knackig bleiben wie jetzt.«
»Denkst du wirklich?« Mar stand auf, drehte sich und versuchte ihren Po zu betrachten.
Die Gelegenheit ließ sich Gerlinde nicht entgehen, sprang schnell hoch und kniff sie in denselben.
»Au!« Mar drehte sich um. »Jedesmal dasselbe mit dir. Für eine Heterofrau von Mitte vierzig, die auch noch nie etwas anderes war als hetero, hast du meinen Po entschieden zu gern.« Sie lächelte gutmütig.
»Ich muß es eben ausnutzen, solange er noch knackig ist«, zog Gerlinde sie auf. »Wenn du immer so viel arbeitest und nicht mehr so oft zum Sport kommst, kann
Weitere Kostenlose Bücher