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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Gogoll
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streckte sie sich und blickte durch das leere Büro. »Warum eigentlich nicht?« murmelte sie zu sich selbst, packte ihre Aktentasche voll, bis sie bald überquoll, und verließ ebenfalls das Büro.
    Als sie am Rhein ankam, zog sie irritiert die Augenbrauen zusammen. Was war denn hier los?
    Sie nahm ihren Aktenkoffer und ging auf das Boot zu.
    »He«, sagte Tina. »Mit dir habe ich ja jetzt überhaupt nicht gerechnet.«
    Mar hob ihre Aktentasche hoch. »Ich wollte hier arbeiten. Ist angenehmer als im Büro.«
    »Das kannst du vergessen«, sagte Tina. Sie sah lustig aus. Überall auf ihrem Gesicht und ihrem viel zu großen Männerhemd waren Farbspritzer, ebenso wie auf der Jeans. Ihre Haare hatte sie mit einem Tuch hochgebunden, und sie schlängelten sich vorwitzig an den Seiten heraus. »Wie du siehst, wird hier gerade renoviert.« Sie lachte.
    »Ich seh’s.« Mar betrachtete irritiert die Farbeimer und Pinsel, die ihr für mehr als ein Boot zu reichen schienen. »Bist du schon lange hier?«
    »Heute?« fragte Tina. »Noch nicht so lange. Aber wir haben schon die ganze Woche hier gearbeitet.«
    »Wir?« Mar schaute sich um. Doch nicht etwa Vivi? Gingen ihre Kenntnisse über das Bemalen von Fingernägeln hinaus? Aber selbst wenn . . . was sollte sie auf Mars Boot? Das wäre wohl kaum in ihrem Sinne.
    »Ich hatte Hilfe«, sagte Tina. »Für das Abschleifen der Planken brauchte ich eine Maschine, ich habe ein paar Leute dafür engagiert.«
    »Deshalb sehen die Planken so komisch aus«, sagte Mar und betrat mißtrauisch das Deck.
    »Einige sind neu. Eine ganze Menge sogar. Die mußten ersetzt werden, da war mit Abschleifen nichts mehr zu machen.« Tina wies auf das Deck. »Jetzt muß das nur noch gestrichen werden.« Sie lächelte Mar an. »Aber das ist noch nicht alles. Komm mit.« Sie stieß die Tür zur Kajüte auf und verschwand darin.
    Mar traute sich nicht, ihre Aktentasche irgendwo auf Deck abzustellen, also nahm sie sie mit hinunter. »Was –?« Ihr blieb die Luft weg.
    »Das mit dem Wasserkocher war mir zu mühsam«, sagte Tina, »also habe ich eine richtige Bordküche einbauen lassen.« Sie streckte den Arm aus. »Und es gibt jetzt auch eine Matratze.«
    Mar war sprachlos. Das Innere des Bootes sah wie eine kleine Wohnung aus. Küche, Stühle, Bett – sogar eine Tischdecke auf dem Holztisch in der Ecke. Und eine Vase mit Blumen darauf.
    »Gefällt es dir nicht?« fragte Tina.
    »D-doch.« Selbst gestammelt bekam Mar nur ein Wort heraus. »Es ist . . .«, sie räusperte sich, »sehr gelungen.«
    »Du bist nicht zufrieden«, sagte Tina. »Hätte ich das nicht tun sollen? Ich wollte dir nur helfen.«
    »Ja, ich . . . danke«, sagte Mar. »Ich wollte das ja alles schon lange machen –«
    »Aber hattest keine Zeit dazu«, beendete Tina den Satz. »Und die habe ich jetzt im Überfluß. Ich dachte, ich nutze sie mal.«
    »Ich will die Rechnungen sehen«, sagte Mar. »Das muß doch alles eine ganze Stange gekostet haben.«
    »Es hat mir Spaß gemacht«, sagte Tina. »Geld ist dabei unwichtig.«
    »Für mich nicht«, sagte Mar. »Es ist mein Boot.«
    »Ja, natürlich.« Tina senkte den Blick. »Entschuldige.« Sie ging schnell an Mar vorbei wieder an Deck hinauf.
    Mar stellte ihre Aktentasche ab und setzte sich auf einen der neuen Stühle. Sie fühlte sich wie erschlagen. Warum tat Tina das alles? Nur weil sie sich langweilte? Weil sie sonst nichts zu tun hatte?
    Sie schüttelte den Kopf. Tina verwirrte sie, so wie sie sie vom ersten Augenblick an verwirrt hatte, und es wurde immer schlimmer. Aber was wollte sie? Einfach nur Zeit totschlagen?
    Mar stand auf und ging nach oben. Tina stand an der Reling und schaute auf den Fluß hinaus. Mar trat zu ihr und schaute über ihre Schulter hinweg auf das fließende Wasser hinunter. »Tut mir leid«, sagte sie. »Du hast dir so viel Mühe gegeben.«
    »Wenn es dir nicht gefällt, kann ich alles wieder rausreißen lassen.« Tinas Stimme klang emotionslos.
    »Es gefällt mir. Sagte ich ja schon. Es ist gelungen, wie eine süße, kleine Wohnung.« Mar wollte Tina berühren, aber sie hielt sich zurück.
    »Dann kann es so bleiben?« fragte Tina. »Es tut mir leid. Ich hätte dich vorher fragen sollen.«
    »Hättest du«, sagte Mar.
    »Ich wollte dich überraschen«, sagte Tina. »Es sah so aus, als würdest du hier nie fertigwerden, und du hast es dir so gewünscht.«
    »Das stimmt«, sagte Mar. »Aber eigentlich wollte ich das mit meinen eigenen Händen tun. So als

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