In der Hitze jener Nacht
des weiten Landes, konnte Justice frei atmen. Die harte Arbeit machte ihm nichts aus. Wie sehr er das alles genoss! Und sein Bruder wusste ganz genau, warum er sich gegen den Jeep entschieden hatte.
„Du bist hier aufgewachsen, Jeff“, erwiderte Justice. „Du weißt verdammt gut, dass man die Schluchten viel besser mit einem Pferd durchquert. Außerdem kann der Motorenlärm die Herde erschrecken. Und Stress kann die Milchproduktion der Tiere negativ beeinflussen. Ganz zu schweigen von den Schäden, die ein Jeep auf den Rasenflächen anrichtet …“
„Schon gut“, unterbrach Jeff ihn und hob abwehrend die Hände. „Ich habe das alles schon einmal von Dad gehört, vielen Dank.“
„Meinetwegen. Wir können gern über was anderes reden. Erklär mir doch mal Folgendes.“ Justice beugte sich vor und rieb sich vorsichtig das gebrochene Bein. „Wer hat dich eigentlich gebeten, in mein Leben zu platzen und Physiotherapeuten anzuheuern, die ich nicht brauche?“
„Eigentlich“, antwortete Jefferson grinsend, „waren das Jesse und Jericho. Mrs. Carey hat uns die Adressen gegeben. Wir wollen dich doch alle wieder auf den Beinen sehen.“
Justice seufzte. „Tatsächlich? Und warum bist du dann der Einzige hier?“
Jefferson zuckte mit den Schultern. „Weißt du, Jesse lässt Bella im Moment ungern allein. Auch wenn sie nicht die einzige Frau auf der Welt ist, die schwanger ist.“
Justice nickte und dachte lächelnd an seinen jüngsten Bruder. „Stimmt. Weißt du, dass er mir ein Buch geschickt hat? So wird man der beste Onkel der Welt .“
„Das haben Jericho und ich auch bekommen. Schon verrückt, dass er sich vom Surfer und Sunnyboy zum treuen Ehemann und werdenden Dad verwandelt hat.“
Justice schluckte. Er freute sich für seinen Bruder. Doch der Gedanke, dass Jesse bald Vater sein würde, war für ihn selbst hart. Um vom Thema abzulenken, fragte er: „Und? Wo steckt Jericho?“
„Hat Urlaub“, antwortete Jefferson. „Würdest du ab und zu mal deine E-Mails lesen, wüsstest du das. Er muss bald wieder zu einem Einsatz und hat noch ein paar freie Tage. Er tankt gerade etwas Sonne in Mexiko. Bei unserem Cousin Rico im Hotel.“
Jericho war bei den Marines. Er liebte dieses Leben und machte seinen Job gut. Obwohl Justice das wusste, hörte er nicht gern, dass sein Bruder sich wieder in gefährliche Situationen begab.
Im Stillen fragte Justice sich, warum er seine E-Mails eigentlich nicht gecheckt hatte. Die Wahrheit war, dass seine Stimmung seit dem Unfall auf den Nullpunkt gefallen war. Er hätte sich doch denken können, dass seine Brüder ihn in dieser Situation nicht allein ließen.
„Deswegen bist du also hier“, meinte er. „Du hast das kürzeste Streichholz gezogen!“
„So sieht es aus.“
„Warum bin ich nur kein Einzelkind?“, murmelte Justice scherzhaft.
„Vielleicht im nächsten Leben.“ Jefferson zog die Hand aus der Hosentasche und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
„Lass dich nicht aufhalten, wenn du los musst“, kommentierte Justice grinsend. „Ich komme zurecht.“
„Ich habe Zeit“, sagte sein Bruder ruhig. „Mich wirst du erst los, wenn die neue Therapeutin hier ist und ich sicher sein kann, dass du sie nicht verjagst.“
Mürrisch entgegnete Justice: „Warum zum Teufel kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich brauche keine Hilfe! Genauso wenig brauche ich all diese Therapeuten, die wie ein Heuschreckenschwarm über mich herfallen.“ Er stöhnte kurz auf, als er den stechenden Schmerz wieder im Bein spürte. „Und diese Dame wird ganz bestimmt nicht mein Haus betreten, Jeff. Das solltest du ihr am besten gleich ausrichten.“
„Oh.“ Jeff lächelte breit. „Ich glaube, diese Dame wirst du ganz bestimmt hineinbitten.“
„Da irrst du dich.“
In diesem Augenblick läutete es, und Justice hörte, wie seine Haushälterin durch die Empfangshalle zur Tür eilte. Ungehalten warf er Jeff einen drohenden Blick zu. „Sieh zu, dass sie wieder verschwindet, hörst du? Ich komme auch ohne fremde Hilfe wieder auf die Beine.“
„Das hast du lange genug versucht, Justice“, entgegnete Jefferson, ohne die Miene zu verziehen. „Du kannst ja kaum gerade stehen, ohne dir irgendwo den Kopf zu stoßen.“
Justice hörte, wie Mrs. Carey jemanden an der Tür begrüßte. Ein letztes Mal bekniete er seinen Bruder. „Ich will das alleine schaffen!“
„Du willst immer alles alleine schaffen, du sturer Kerl. Aber jeder Mensch braucht irgendwann
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