In der Hitze jener Nacht
Gehhilfe und hob sie auf. Dann tippte sie mit der Spitze gegen Justices Brust und sagte: „Wenn du stehst, benutzt du ab sofort den Stock.“
„Ich werde keine Anweisungen von dir entgegennehmen, Maggie.“
„Doch, das wirst du.“
„Für den Fall, dass du noch nicht gemerkt hast, wie gleichgültig mir das alles ist: Hiermit bist du offiziell gefeuert.“
„Das kannst du nicht.“ Sie beugte sich zu ihm herunter, um ihm in die Augen zu sehen. „Jefferson hat mich angestellt. Er bezahlt mich, damit wir dich wieder auf die Beine bringen.“
„Dazu hat er kein Recht.“ Justice warf seinem Bruder einen finsteren Blick zu, der Jefferson allerdings völlig kaltließ. Ganz im Gegenteil, Jeff schien sich sogar prächtig zu amüsieren.
Maggie straffte sich, stemmte die Hände in die Hüfte und starrte Justice regelrecht in Grund und Boden. „ Er hat mich angestellt, Justice. Oh, und übrigens habe ich von der Sache mit den drei anderen Therapeuten gehört, die hier gewesen sind …“
Wieder funkelte Justice seinen Bruder zornig an, der hinter Maggie stand. Im nächsten Moment sah er wieder zu ihr und hörte ihr wieder zu.
„… und du kannst gern deinen Gehstock nach mir werfen. Oder mich beschimpfen. Mir machst du damit keine Angst. Versuch’s also erst gar nicht.“
„Ich will dich hier nicht haben.“
„Ja“, erwiderte sie, und ihr Blick wirkte traurig. „Das hast du schon mehrmals gesagt. Du kannst es dir aber auch ganz einfach sparen. Denn jetzt bin ich hier. Und ich bleibe. Bis du wieder stehen kannst, ohne vor Schmerz das Gesicht zu verziehen. Und weißt du, was das Beste wäre? Du tust einfach genau das, was ich dir sage.“
„Und warum?“
„Justice.“ Sie stützte sich mit den Händen auf die Armlehnen des Sessels. Schließlich war sie ihm so nah, dass er ihren Atem fast auf dem Gesicht spürte. „Wenn du auf mich hörst, wirst du wieder gesund. Und je früher das ist, desto früher wirst du mich wieder los.“
„Du solltest auf sie hören“, warf Jeff ein.
Justice ignorierte seinen Bruder einfach. Sein Blick war fest auf Maggie gerichtet. Ihr Duft hüllte ihn sanft ein, unwillkürlich dachte er an Wildblumen im Sommer. Herausfordernd sah sie ihn an.
Jetzt, da er den ersten Schock überwunden hatte, konnte er nur beten, dass sie so schnell wie möglich ging. Ihre bloße Anwesenheit war die reinste Folter. Justice spürte, wie der feste Stoff seiner Jeans plötzlich spannte. Zum Glück hatte Maggie ihn in den Sessel gedrückt. Denn sonst hätten sie und Jeff deutlich sehen können, welche Wirkung ihre Nähe auf ihn hatte.
Maggies Herz begann schneller zu klopfen, während sie ihn ansah. Wieder in seiner Nähe zu sein beruhigte sie. Einerseits. Andererseits zerriss es sie auch regelrecht vor Sehnsucht. Maggie fühlte sich gleichzeitig erleichtert und miserabel.
Aber sie hatte Jeffersons Bitte, herzukommen und zu helfen, unmöglich ausschlagen können. Immerhin war Justice noch ihr Ehemann. Auch wenn ihm das vielleicht gar nicht bewusst war. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal mitbekommen, dass sie die Scheidungspapiere, die er ihr unterschrieben zurückgeschickt hatte, gar nicht dem Gericht vorgelegt hatte. Falls doch, das war Maggie klar, wäre Justice sowieso zu stur gewesen, um sich bei ihr zu melden und nachzufragen.
Und sie? Sie hatte ihre Gründe, ihre Entscheidung hinauszuzögern.
Das war seltsam genug. Denn seit sie das letzte Mal auf der Ranch gewesen war, hatte sie sich eigentlich vorgenommen, das Band zwischen ihnen für immer zu lösen. Aber dann hatte sich alles geändert. Plötzlich hatte sie begonnen, ihren Entschluss zu hinterfragen. Denn ihr Leben hatte eine unerwartete Wende genommen – womit Maggie niemals gerechnet hätte. Eine angenehme Wärme erfüllte sie bei dem Gedanken daran, und sie spürte, dass sie weich lächelte. Ganz egal, was Justice sagte oder tat, sie bedauerte nichts.
Natürlich war das auch einer der Gründe, aus denen sie sich bereit erklärt hatte, ihm zu helfen. Sie wäre jedoch auch sonst gekommen, weil sie den Gedanken nicht ertragen hätte, dass Justice litt und Hilfe brauchte. Aber da war noch etwas anderes. Maggie hatte Jeffersons Bitte angenommen, weil sie jetzt die Gelegenheit bekam, ihrem Mann zu zeigen, was er entbehrte. Vielleicht konnte sie ihm ja die Augen für all die neuen Möglichkeiten öffnen, die vor ihm lagen.
Als ihr jetzt allerdings auffiel, wie unleidlich er dreinschaute, kamen ihr doch Zweifel.
Wie auch immer,
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