Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
eine gerechte Sache kämpfen, Leonard. Du hast gesagt, du stehst allein, aber das ist nicht wahr. Gott ist bei dir, er führt deine Hand.«
    »Du hast recht«, sagte Dawson. »Du bist doch davon überzeugt, daß wir für eine gerechte Sache kämpfen, oder?«
    »Natürlich. Was ich tue, tue ich für SEINE Ehre.«
    »Dann kann nichts schiefgehen.«
    »Einverstanden«, sagte Dawson. »Ich werde sie töten, ich ganz allein. Ich hätte nicht zögern dürfen bei dem Werk, das von IHM gesegnet ist. Es ist offensichtlich, daß ER mich als SEIN Werkzeug benutzen will. Ich danke dir, Ernst, daß du mir auf den richtigen Weg geholfen hast, Ernst.«
    »Das ist Freundespflicht«, sagte Klinger. »Du hättest das gleiche getan. Und jetzt solltest du losgehen.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Ich schätze, daß sie jetzt gerade aus dem Auto steigen. Dir bleiben zehn Minuten.«
    »Und du?«
    »Ich gehe in die Kirche zurück.«
    »Gott sei mit dir.«
    »Viel Glück, Leonard.«

10. Kapitel
    Samstag, der 27. August 1977 00 Uhr 10
    Singen und Heulen schien die Wipfel der Tannen einzuhüllen. Das Gewitter war näher gekommen. Ein Donnerschlag folgte dem anderen, laut, hart, eine Steinaxt, die im Opfertempel von Stufe zu Stufe fällt, bis der Altar erreicht ist, wo der Priester steht. Der Himmel erstrahlte im Licht der Blitze, und das Gerippe der Äste und Zweige stand wie ein Scherenschnitt der Angst gegen die elektrische Energie der zuckenden blauweißen Bögen. Kleine Tiere huschten durchs Unterholz, auf der Suche nach Nahrung und Wasser, auf der Suche nach Wärme und Geborgenheit. Vielleicht spürten auch sie die Drohung des Sturms, die Nähe des Todes. Paul und Sam hatten erwartet, auf bewaffnete Posten zu treffen. Es gab keine. Das Gebäude jenseits des Waldes war hell erleuchtet. Aber kein Mensch war zu sehen, kein Arbeiter, kein Posten, nichts. Sie schlugen einen Bogen, verbargen sich im Schutz des Waldes. Dann pirschten sie sich an den Rand des Parkplatzes, wo die Arbeiter und Angestellten des Sägewerks ihre Fahrzeuge hinstellten. Sie fanden ein Dickicht aus Lorbeerbüschen, das sie als Deckung benutzten. Dort drüben stand der Hubschrauber, nur zehn Meter entfernt. Nachdem sie eine Weile hinter dem Gebüsch gekauert hatten, erschien ein Mann. Das Glühen einer Zigarette. Der Mann sah zum Himmel, betrachtete die schnellziehenden Wolken, die sich diesseits der Blitze als schwere, tintenblaue Tücher abzeichneten, als Tücher, die über einen graphitfarbenen Himmel gezogen wurden. »Könnte das Dawson sein oder Klinger?« flüsterte Paul. »Weder noch«, flüsterte Sam. »Ich vermute, das ist der Pilot.«
    »Ob er bewaffnet ist?«
    »Sieht nicht so aus.«
    »Gehen wir los?«
    »Warte noch.«
    »Warum?«
    »Wir müssen abwarten, bis er uns den Rücken zukehrt.« Sie hockten im Gebüsch und warteten. Der Pilot hatte die Zigarette fallen gelassen. Sie sahen, wie er die Glut mit dem Absatz austrat. Er steckte die Hände in die Taschen und begann, im Kreis um den Hubschrauber herumzugehen, mit langsamen, nachdenklichen Schritten. Er kam dem Gebüsch, wo sie versteckt waren, bis auf zehn Schritt nahe, dann wandte er sich ab. »Jetzt«, sagte Sam. Paul sprang auf. Er lief auf den Parkplatz. Er hatte den Mann fast erreicht, als jener sich umdrehte. Das Gesicht war eine Maske, in der zwei Katzenaugen leuchteten. »Wer...?«
    »Ich bin der Schlüssel«, schnitt ihm Paul das Wort ab. »Ich bin das Schloß.«
    »Sprechen Sie im Flüsterton.«
    »Jawohl, Sir.« Paul trat einen Schritt vor, weil die Kanzel des Hubschraubers den Blick auf das Gebäude behinderte. Die Fenster waren erleuchtet, die Fassade in Licht gebadet. Wenn es überhaupt Menschen in dem Gebäude gab, dann waren sie geblendet von all den Lampen. Sie würden auf diese Entfernung kaum den Hubschrauber erkennen können, geschweige denn einen Menschen. Paul kehrte in die Deckung des Hubschraubers zurück. Er gab dem Piloten das Zeichen, zu ihm zu kommen. Dann war Sam da, er führte das Verhör. »Wie heißen Sie?«
    »Malcolm Spencer.«
    »Sind Sie der Pilot der Maschine?«
    »Jawohl.«
    »Wo ist Mr. Dawson?«
    »Im Sägewerk.«
    »In welchem Gebäude?«
    »Im größten.«
    »Welches Stockwerk?«
    »Im Erdgeschoß. Dort ist ein Büro, wo der Publikumsverkehr abgewickelt...«
    »Wo ist Mr. Klinger?« fragte Sam. »Der ist in Black River«, sagte der Pilot. »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Wie meinen Sie?«
    »Haben Sie gesagt, Mr. Klinger ist in Black River?«
    »Ganz recht.«

Weitere Kostenlose Bücher