In der Kälte der Nacht
antworteten mit >Weiß ich nicht<. Das Foto B wurde einer gleich großen Testgruppe von Studenten vorgelegt. 8 Testpersonen sagten Weiß nicht. 21 nannten die Definition Glück, 71 das Wort Freude. « Dawson nickte. Der Blick aus den schwarzen Augen war wach und lebendig. »Wie ich bereits sagte«, fuhr Salsbury fort, »die Dinge sind inzwischen unglaublich verfeinert worden. Ich will dir ein Beispiel zeigen.« Er zog die zusammengefaltete Seite einer Tageszeitung aus seinem Aktenkoffer und breitete den Bogen auf Dawsons Schreibtisch aus. »Eine Anzeige für Gilbey's Gin«, sagte Dawson.Die Überschrift bestand aus fünf Worten: Break out the frosty bottle. Es gab eine zweite Textzeile am unteren Rand der Anzeige: ... and keep your tonics dry! Drei Motive waren abgebildet. Das größte war eine Flasche Gin, an deren Außenseite das Eis und die Schlieren kondensierten Wassers zu erkennen waren. Der Verschluß der Flasche war im unteren Bereich der Anzeige abgebildet. Außerdem gab es noch ein gefülltes Glas, samt Eiswürfeln, einer eingekerbten Zitronenscheibe und einem metallenen Quirl. Der Hintergrund war ein ruhiges, kühles Grün. Was die Anzeige dem Bewußtsein des Betrachters signalisierte, war klar. Ein Glas Gin ist eine erholsame, erfrischende Angelegenheit. Du trinkst und vergißt den Alltag, du läßt deine Sorgen hinter dir.
Aber das Interessante an der Gin-Anzeige war die Unterschwellige Botschaft. Salsbury legte seinem Zuhörer dar, daß die wesentliche Aussage in der Unterschwelligen Botschaft bestand. Zwar ließ sich die Zielrichtung auch mit dem bloßen Bewußtsein erkennen, dies aber nur mit der Anleitung eines Eingeweihten, der einem die nötigen Hilfen gab. Eine Botschaft war in der Anordnung der Eiswürfel verborgen. Es gab vier Würfel, die aufeinandergetürmt waren, diese Würfel bildeten den Buchstaben S aus. Freilich sah man das nur, wenn man mit der Nase darauf gestoßen wurde. Die Zitronenscheibe war wie ein E geformt, und in einem fünften Eiswürfel malte sich unverkennbar der Schatten eines X ab. SEX. Salsbury war um den Schreibtisch herumgegangen. Er trat hinter Dawson und deutete auf die Eiswürfel. »Siehst du's jetzt?« Dawson zuckte die Achseln. »Das E habe ich sofort erkannt, und die anderen beiden Buchstaben ohne allzuviel Mühe. Ich kann mir nur nicht vorstellen, daß eine Absicht dahintersteckt. Auf den Würfeln malen sich verschiedene Schatten ab, da läßt sich alles mögliche herauslesen.«
»Dann muß ich etwas weiter ausholen«, sagte Salsbury. »Eiswürfel in Anzeigen werden immer gezeichnet, nie fotografiert, und man macht das, weil sich Eis schlecht fotografieren läßt. Man zeichnet das Eis in das fertige Foto ein, damit es natürlich aussieht. Auf dieser Anzeige ist übrigens nicht nur das Eis gemalt. Die ganzeAnzeige ist übermalt worden.« Er schmunzelte. »Übrigens sind noch andere Geheimnisse drin verborgen, nicht nur die drei Buchstaben für SEX.« Dawson kniff die Augen zusammen. »Was sonst noch?«
»Das Glas und die Flasche stehen auf einer Glasplatte, man erkennt das Spiegelbild der Flasche.«
»Und?«
»Die beiden Flaschen sehen aus wie die gespreizten Beine einer Frau. Und der abgeschraubte Verschluß mit seiner ebenfalls gespiegelten Verlängerung wie ein Penis, der zwischen die Beine der Frau geklemmt ist.«
»Hm«, sagte Dawson. Es klang eisig. Salsbury kümmerte sich nicht um den versteckten Tadel. »Die Schlieren, die an der Außenseite der Flasche herunterrinnen, stellen den Samen des Mannes dar. Wir haben es hier mit einer gemischten Botschaft zu tun, einer Anzeige, die Bewußtsein und Unterbewußtsein zugleich anspricht. Das Bewußtsein ahnt, daß mehr dahinterstecken könnte. Aber den Weg zum Ziel findet es nur, wenn man ihm den Schlüssel in die Hand gibt.« Sein Finger fuhr auf der Abbildung entlang. »Betrachten wir jetzt einmal die Schatten der Flasche. Ist es sehr weit hergeholt, wenn ich behaupte, daß der Schatten in der Form geöffneter Schamlippen verläuft? Und der Tropfen hier, sitzt er nicht zufällig genau da, wo man bei einer Zeichnung die Klitoris vermuten würde?« Dawsons Gesicht überzog sich mit flammender Röte. »Man könnte es so sehen.« Salsbury griff in seinen Aktenkoffer. »Ich habe weitere Beispiele dabei.« Er zeigte ihm eine Anzeigendoppelseite im Playboy, wo der Leser zum Abonnement des Magazins aufgefordert wurde. Das Playmate, eine vollbusige Blonde, kniete auf einem weißen Teppich. Die linke Seite der Anzeige
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