In der Oase des Scheichs
nicht mitkämen. Nicht auszudenken, dass etwas dazwischenkommt und Sie nicht da sind …“
Meinte sie nun die Vertragsunterzeichnung oder die Verlobung? Claudia verlor langsam den Faden.
„Hören Sie zu, Sie müssen sich keine Sorgen machen, alles wird gut gehen. Sämtliche Details sind im Vorfeld besprochen worden. Der Vertrag muss nur noch unterzeichnet werden, und dann …“
„Unsere Familie arbeitet seit Jahren auf diese Verbindung hin. Wir standen schon einmal kurz davor. Aber irgendetwas geht immer schief. So als läge ein Fluch auf dem Ganzen.“
„Sagen Sie doch nicht so etwas. Dieses Mal wird es klappen.“ Sie meinte doch den Vertrag?
„Das haben wir Ihnen zu verdanken. Weil wir Sie nun dabeihaben. Die Wahrsagerin hat mir gesagt, wir müssen unbedingt ein neues Gesicht zu den Verhandlungen mitbringen. Jemanden, der nicht zur Familie gehört. Sonst wird es nichts. Ich denke, sie hat Sie gemeint.“
„Das ist kaum möglich. Sie kennt mich doch gar nicht. Und ich werde vielleicht gar nicht … Kurz gesagt, ich kann nicht mitkommen.“
„Aber Sie müssen kommen!“
Entschlusskraft war offensichtlich ein Charakterzug der ganzen Familie. Wie mochte es wohl zugehen, wenn sich Sam und seine Schwester einmal in die Haare gerieten?
„Vater ist ein eher altmodischer Mensch, aber auch er hat erkannt, dass Frauen inzwischen eine wichtige Rolle im Geschäftsleben spielen. Zuerst war er strikt dagegen, dass ich mich selbstständig mache. Jetzt ist er, glaube ich, stolz auf meinen Erfolg. Von der Prophezeiung der Wahrsagerin habe ich ihm allerdings nichts erzählt. Aber sie hat sich noch nie geirrt.“
„Sie kann nicht mich gemeint haben. Ich bin nur eine ganz normale Angestellte.“ Claudia ließ sich nicht von ihrem Standpunkt abbringen.
„Jedenfalls will sie Ihnen etwas mitteilen, wenn Sie erst einmal hier sind. Ihre Voraussagen sind wirklich zutreffend. Sie werden schon sehen.“
Am liebsten hätte sie Amina gesagt, sie solle die Phrasen ihrer Wahrsagerin für sich behalten. Doch ein Klopfen an der Tür hielt sie davon ab. Sam kam herein, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als das Gespräch rasch zu beenden.
„Wer war das?“, wollte er wissen. „Meine Freundin Susan.“ Eine Lüge mehr oder weniger spielte nun auch keine Rolle mehr. „Hoffentlich ist sie nicht zu sehr enttäuscht, dass Sie nicht zu ihrer Hochzeit kommen können.“
Claudia seufzte.
Er lächelte, denn er wusste, dass er gewonnen hatte. Wie immer hatte er die Oberhand behalten. „Sie werden es nicht bereuen. Aber jetzt möchte ich Sie um einen Gefallen bitten.“
Sie blickte auf. Einen Gefallen? Hatte sie ihm nicht gerade einen Riesengefallen getan? Sie entnahm seinem selbstsicheren Lächeln, dass er dieses Mal nicht mit Widerspruch rechnete.
„Ich habe mir gerade Ringe angesehen. Denn natürlich muss ich einen Verlobungsring mitbringen. Aber ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Sie haben doch einen guten Geschmack. Nehmen Sie sich den Nachmittag frei. Gehen Sie zu Tiffany’s und wählen Sie einen Ring aus. Sie können ihn auf meine Rechnung setzen lassen. Ich hatte an Diamanten gedacht. Groß, aber nicht protzig. Sie wissen sicher, was Frauen mögen.“
Claudia stockte der Atem. Hatte sie wirklich geglaubt, es könne nicht mehr schlimmer kommen?
Entgegen ihrem Vorsatz, in San Francisco zu bleiben, saß Claudia zwei Wochen später neben Sam im Flugzeug. Der beeindruckende Fünf-Karat-Ring von Tiffany’s steckte in seiner Tasche. Aber daran schien er im Moment nicht zu denken, denn er hatte einen Stapel Geschäftspapiere vor sich ausgebreitet.
Auch Claudia hatte Arbeitsunterlagen dabei, doch da Sam darauf bestanden hatte, dass sie den Fensterplatz nahm, betrachtete sie nun, während der Jet aufstieg, die unter ihr vorbeiziehende, ständig wechselnde Landschaft – Inseln im blauen Ozean, Berge und Wälder – und versuchte sich vorzustellen, wie die Menschen dort wohl lebten.
Zwischendurch wanderten ihre Gedanken immer wieder zu den vor ihr liegenden Ereignissen, und sie fragte sich, ob sie es wohl schaffen würde, die Fassung zu bewahren und alles mit Würde und Haltung durchzustehen.
Zumindest eine Sache hatte sich von selbst erledigt. Ami-na hatte ihr telefonisch mitgeteilt, dass Zahara doch noch verspätet zur Anprobe erschienen sei, was sie mit Erleichterung aufgenommen hatte.
Ja, sie war froh, dass die Verlobung ohne Hindernisse ablaufen würde. Schließlich war es Sams Wunsch. Für ihn standen
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