In der Oase des Scheichs
sagte Sam lächelnd. „Ich glaube, ich kenne keine einzige Frau, die nicht ständig nach einem Diätplan lebt.“
„Dann kennen Sie jetzt eine.“
„Haben Sie denn keine Angst, dass Ihr Kleid für die Verlobungsfeier zu eng wird?“ „Welches Kleid?“ „Das Kleid, das Sie auf dem Fest tragen werden.“ „Ich … ich habe nichts Festliches dabei. Daran habe gar nicht gedacht. Ich gehöre doch nicht zur Familie.“
„Dann wird meine Schwester Ihnen behilflich sein. Sie besitzt eine Boutique und wird mit Begeisterung etwas für Sie aussuchen. Sie werden Amina mögen.“
„Da bin ich mir ganz sicher.“
Sam war perplex. Seit sie ins Flugzeug gestiegen waren, schien Claudia total verändert. Von ihrer vermeintlichen Flugangst war nichts zu spüren. Sie wirkte völlig entspannt, als sie ihre Plätze einnahmen. Überhaupt nicht wie jemand, der sich vor dieser Reise fürchtete. Vielleicht war sie einfach nur erleichtert, weil ihr nun eine Arbeitspause bevorstand. Er hatte ihr in den letzten Wochen viel abverlangt.
Sie war immer fleißig, so wie er. Aber diesmal hatten sie wirklich bis über die Ohren in Arbeit gesteckt. Sie hatten Sandwiches ins Büro bestellt und literweise Kaffee getrunken. Schließlich war alles bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Dann kamen erneut Änderungswünsche von den Anwälten seines Vaters. Ohne Claudia hätte er das alles gar nicht bewältigen können.
Sam beobachtete sie, wie sie die Position ihres Sitzes veränderte und aus dem Fenster sah. Er war diese Strecke schon oft geflogen und hatte vergessen, wie es sich anfühlte, das alles zum ersten Mal zu erleben.
Er beugte sich über sie und blickte ebenfalls hinaus. Dabei streifte er ihren Arm und nahm einen leichten Rosenduft wahr. Rosen in dieser Höhe? Claudia, seine nüchterne Assistentin, benutzte Parfum? Beides erschien ihm gleichermaßen unwahrscheinlich.
Als er sich wieder gesammelt hatte, erklärte er ihr, wo sie sich gerade befanden. Unter ihnen lag die Hudson Bay. Das die Bucht umgebende schnee- und eisbedeckte Land war vor Zehntausenden von Jahren entstanden. „Einen größeren Kontrast zu meinem fast völlig mit Sand bedeckten Land kann man sich kaum vorstellen.“
„Was ist mit den Oasen?“, fragte sie.
„Das sind nur kleine Unterbrechungen in der Sandwüste. Eine Quelle, ein Dorf, bestehend aus einigen Häusern und ein paar Palmen. Hoffentlich werden Sie nicht enttäuscht sein.“
„Ganz bestimmt nicht. Ich kenne es von Bildern. Es wirkt überwältigend.“
Er nickte. Wie würde ihr wohl die von Palmen umgebene Villa im marokkanischen Stil gefallen, in der seine Familie regelmäßig ihren Urlaub verbrachte? Möglich, dass Claudia es dort ebenso einsam finden würde wie seine Mutter damals. Schließlich hatte seine Assistentin ihr ganzes Leben in einer nordamerikanischen Großstadt verbracht. Vielleicht nahm sie den ganz besonderen Charme der Oase gar nicht wahr. Würden sie Zeit dazu haben, die Villa zu besuchen? War Claudia überhaupt daran interessiert? Gut möglich, dass sie vor lauter Terminen gar nicht dazu kamen.
Er öffnete seinen Laptop und beantwortete einige wichtige E-Mails. Da er sich nicht konzentrieren konnte, blickte er Claudia über die Schulter. Sie löste das Kreuzworträtsel in der Bordzeitung.
„Herrscher im Nahen Osten mit vier Buchstaben“, las er laut. „Emir.“
Sie trug es ein. „Sind Sie ein Emir?“
Er schüttelte den Kopf. „Ein Emir ist ein Fürst. Ich bin nur ein Scheich. Ich werde einmal der Führer unseres Stammes sein, der ungefähr die Hälfte der Bevölkerung ausmacht. Aber erst nach dem Tod meines Vaters. Bis dahin bin ich einer von vielen ehrgeizigen Führungskräften, die den Großteil der Arbeit von ihrer tüchtigen Assistentin erledigen lassen.“
Sie errötete vor Freude und sah dabei ganz entzückend aus. Er kannte sie als sachliche und effiziente Mitarbeiterin, und es gefiel ihm, dass sein unerwartetes Kompliment sie kurz aus der Fassung brachte. Sie war die bescheidenste Frau, die er kannte, und er fragte sich, ob sie auch nur im Geringsten eitel war. Dann fiel ihm der flüchtige Rosenduft ein, und er wollte sie schon darauf ansprechen. Aber vielleicht würde sie das noch mehr in Verlegenheit bringen.
„Ich bin doch sicher nicht der Einzige, der Ihnen Komplimente macht, oder?“ Er wusste überhaupt nichts von ihrem Privatleben. Möglicherweise spielte es sich ebenso ab wie seines: arbeiten, essen, schlafen, weiterarbeiten.
„Meine Freundinnen
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