In der Oase des Scheichs

ritten oder als du auf dem Kamel saßest oder als wir im Sand lagen und die Sterne betrachteten. Ich wollte es nicht wahrhaben. Ich habe nicht an die Liebe geglaubt. Aber das weißt du ja. Ich dachte, es sei eine Reaktion auf Zaharas Zurückweisung. Doch das war es nicht. Du warst es. Es warst immer nur du. Nur habe ich ewig gebraucht, um es zu begreifen.“
    „Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
    „Ich verstehe dich ja, du willst dich nicht binden. Weil deine erste Ehe gescheitert ist, hast du Angst, es könnte dir noch einmal so ergehen.“
    Sie schüttelte den Kopf. Wie gern hätte sie ihm geglaubt! Aber konnte sich ein Mensch wirklich so schnell verändern? Sie liebte ihn seit zwei Jahren, und er hatte sich in wenigen Tagen in sie verliebt. War das möglich? Sie hatte gespürt, wie schnell sein Herz klopfte. „Ich habe einfach Angst“, gestand sie.
    „Natürlich, du hast Angst, dass du Heimweh bekommst wie meine Mutter. Aber wir müssen nicht hier leben. Wir können überall wohnen.“
    „Das ist es nicht. Ich könnte gut hier leben. Alle sind so freundlich zu mir. Dein Zuhause in der Oase ist ein Ort voller Magie. Die Hauptstadt boomt, und ich würde gern daran teilhaben. Anscheinend habe ich mich in dein Land verliebt.“
    „Aber nicht in mich, ich verstehe. Ich habe dich mit meinen Gefühlen überrumpelt. Alles kommt zu plötzlich für dich.“
    Sie musste lachen. Zu plötzlich. Er glaubte, er habe sie überrumpelt. Ein warmes wunderbares Glücksgefühl breitete sich in ihr aus. Er liebte sie. Er liebte sie wirklich.
    „Sam.“ Sie legte ihre Hand auf sein schnell schlagendes Herz. „Ich liebe dich seit zwei Jahren. Ich weiß nicht genau, wann es begann. Vielleicht an dem Abend, als wir wegen des Streiks der Hafenarbeiter länger arbeiteten und du mich um Mitternacht nach Hause gefahren hast. Vielleicht auch damals, als ich dich vor der Junggesellenversteigerung retten musste. Oder als du mir zum Geburtstag Blumen schenktest.“
    Sein Lächeln wurde immer strahlender. „Dann hast du deine gescheiterte Ehe überwunden und gibst der Liebe noch einmal eine Chance?“
    Sie nickte und legte ihre Hände auf seine Schultern. Tränen des Glücks schimmerten in ihren Augen, und sie sagte: „Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt und werde nie aufhören, dich zu lieben. Ja, ich will dich heiraten, und es ist mir egal, wo wir leben werden.“ Ihre Lippen fanden sich zu einem tiefen Kuss, in dem das Versprechen lag, dass ihre Liebe ewig währen würde.

EPILOG
    Claudias Hochzeitstag in der Oase von Sidi Bou Said hätte nicht schöner sein können. Bereits am Vortag waren die Köche aus der Hauptstadt eingetroffen, und aus der Küche drang ein köstlicher Duft nach Kräutern und gebratenem Fleisch.
    Amina, die einen fließenden Kaftan trug, stand Claudia zur Seite. Sie half ihr in das weiße Brautkleid und frisierte ihr Haar, sodass es gleichzeitig natürlich und glamourös aussah.
    „Fertig“, sagte Amina zufrieden lächelnd und befestigte eine weiße Rose in Claudias Haaren. „Du siehst wunderschön aus.“ Sie trat einen Schritt zurück und bewunderte das Brautkleid und die Frisur ihrer künftigen Schwägerin.
    „Also hatte die Wahrsagerin doch recht“, meinte Ami-na. „Es gibt diesen besonderen Mann für dich, und du bist glücklich und vermögend geworden.“
    „Ja, alles ist eingetreten.“ Claudias Wangen leuchteten, ihre Augen strahlten. „Und dafür möchte ich mich bei dir bedanken.“
    „Bitte nicht. Ich hatte nichts damit zu tun. Das warst du allein. Als ich dich zum ersten Mal sah, wusste ich sofort, dass du die Richtige für Sam bist.“
    Claudia trat auf den Balkon und blickte in den Garten hinunter, wo die Hochzeitsgäste versammelt waren. Die Springbrunnen sandten Fontänen in die Luft. Farbenfrohe Blumen blühten in voller Pracht. Und die Bediensteten standen an den bodentiefen Fenstern, bereit, das Festmahl auf der Terrasse zu servieren. Im Hintergrund spielten Musiker traditionelle Lieder auf Lauten und Gitarren.
    Sam wartete in der blumenumrankten Laube und sah in seinem schwarzen Smoking so umwerfend aus, dass es ihr den Atem nahm. Als ahnte er, dass sie ihn ansah, schaute er auf, und ihre Blicke begegneten sich. Lange stand sie unbeweglich da und spürte die Verbindung zu ihm, stark und unauflöslich. Um sie herum waren Menschen, aber in diesem Moment gab es nur sie beide. Sie hatten sich gefunden, und allein das zählte.
    Schließlich drehte Claudia sich um und