In der Oase unserer Traeume
spielen? Oder hattest du Sehnsucht nach mir?“ Salman wirkte kein bisschen schuldbewusst. An seinem gereizten Tonfall konnte sie erkennen, dass er es nicht gewohnt war, sich für irgendetwas zu entschuldigen.
Ärgerlich blickte sie ihm in die Augen, doch als sie sich in den dunklen Tiefen verlor, wünschte sie, sie hätte es nicht getan. Aber so einfach würde sie sich nicht von ihm kontrollieren lassen!
„Hana hat mich gebeten, hier zu wohnen. Das ist alles. Jetzt, wo Nadim und Iseult nicht hier sind, ist eine Menge zu tun, und du bist ja offensichtlich nicht daran interessiert, Verantwortung zu übernehmen.“
Jamilah sah, wie Salman bei ihren Worten zusammenzuckte, doch genauso schnell war der Moment wieder vorbei und sie fragte sich, warum in aller Welt sie sich kurz schuldig gefühlt hatte.
Salman lächelte spöttisch. „Aber ich kann doch keine Verantwortung übernehmen. Ich würde ja meinen Ruf als rücksichtsloser, böser Bruder komplett ruinieren!“
„Wieso bist du nach Hause gekommen?“, platzte Jamilah heraus.
Ein gefährliches Funkeln erschien in Salmans Augen. „Wenn du heute mit mir zu Abend isst, verrate ich es dir.“
Er flirtet mit mir! Unwillig verschränkte sie die Arme vor der Brust und versuchte, das Kribbeln in ihrem Bauch nicht zu beachten. „Nur weil deine unangenehmen Freunde nicht mehr da sind, um dich zu beschäftigen, werde ich dir nicht die Langeweile vertreiben.“
Sie ging auf Salman zu, bis sie direkt vor ihm stand. Ohne mit der Wimper zu zucken, begann sie, die Tür zu schließen. Zu ihrer Erleichterung trat er einen Schritt zurück.
Doch kurz bevor die Tür ins Schloss fiel, hielt er sie mit der Hand auf und brummte durch den Spalt: „Ich werde noch für einige Wochen hier sein. Du kannst mir nicht die ganze Zeit aus dem Weg gehen. Erst recht nicht, wenn wir unter einem Dach leben.“
Jamilah schnaubte spöttisch. „Dieser Palast ist groß genug für eine ganze Armee. Wir werden uns nicht gerade anstrengen müssen, um einander aus dem Weg zu gehen. Und glaube mir, ich habe nicht vor, dich zu suchen. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich hatte einen langen Tag und möchte ins Bett.“
Zu ihrer Verärgerung ließ er sie die Tür noch immer nicht schließen. „Es ist noch nicht vorbei, Jamilah. Noch lange nicht. Wir sind noch nicht fertig miteinander.“
Bei seinen Worten wurde ihr eiskalt. Sie würde es nicht überstehen, noch einmal von Salman aus purer Langeweile oder Neugier verführt und wieder fallen gelassen zu werden.
„Wir sind seit langer Zeit miteinander fertig, Salman“, antwortete sie kühl. „Und je eher du das begreifst, desto besser. Ehrlich gesagt ist es mir auch vollkommen egal, ob das hier dein Zuhause ist oder ob du der amtierende Herrscher bist. Hauptsache, du bist mir nicht länger im Weg.“
Wenig später stand Salman nachdenklich auf dem Balkon seiner Suite. Vor ihm erstreckte sich das eindrucksvolle Panorama des nächtlichen Merkazads. Von Flutlicht beschienen ragten zahllose Minarette in den Horizont, und romantische Altbauten schmiegten sich an moderne Architektur.
Als kleiner Junge hatte Salman es geliebt, Merkazad bei Nacht vom Palast aus zu beobachten und sich fantastische Geschichten von der großen weiten Welt auszumalen.
Doch das war vor der Invasion durch Al-Omar gewesen. Danach war Merkazad für ihn ein Gefängnis geworden, dem er um jeden Preis entfliehen musste. Salman hielt den Atem an, während er auf das unvermeidbare Einsetzen der Emotionen wartete, die ihn jedes Mal packten, wenn er auf die Stadt blickte.
Aber heute war es anders. Heute wurde er nicht von Übelkeit geschüttelt, und die Panik erfasste ihn nicht wie eine alles verschlingende Welle. Salman atmete tief die kühle Nachtluft ein. Er fühlte sich, als wäre ein Fluch von ihm genommen worden.
Wieder musste er an Jamilah denken. Der Hunger nach ihr ließ ihn nicht mehr los. Wie schön sie heute Abend gewesen war! Ihre seidigen Haare hatten sich wie ein schwarzer Wasserfall über ihre Schultern ergossen, und im Lampenlicht hatte ihre Haut wie Marmor gewirkt.
Doch sie hat erschöpft ausgesehen, überlegte er besorgt. Unter ihren riesigen blauen Augen hatten dunkle Schatten gelegen und sie so verletzlich wirken lassen, dass Salman sie am liebsten auf seine Arme genommen hätte und mit ihr weit fortgegangen wäre.
Mach dir doch nichts vor! verspottete er sich selbst. Er wollte Jamilah in seinem Bett haben, mehr nicht. Er wollte sie nicht
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