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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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nicht an, Ramose, beschwor sie ihn stumm. Bitte nicht, Verkehrtes zu verdrehen und daraus etwas Richtiges zu machen. Fordere nicht von mir, die göttlichen Gebote der Maat aufgrund deiner Sohnesliebe zu verfälschen. Bitte, denk an Si-Amun. Er lächelte traurig.
    »Ich schäme mich«, sagte er. »Für meinen Vater und meine Mutter. Und trotzdem liebe ich sie beide. Die Zeiten sind schlimm und ich bin der unseligste Mensch auf der ganzen Welt, Prinzessin. Ich werde, glaube ich, nie wieder Frieden finden.« Er verneigte sich noch einmal, machte einen Bogen um sie, sodass sie weitergehen konnte, bis sie vor der dicken Holztür des Gefängnisses stand.
    Simontus Arbeitszimmer lag links des Ganges, der zu den Zellen führte, und war groß und kahl. Er erhob sich von seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch und begrüßte sie mit großer Ehrerbietung. Ja, ihre Mutter wäre noch immer dort drinnen und befrage Fürst Intef. Sie wäre jetzt mehr als eine Stunde bei ihm. Er würde ihr ausrichten, dass Aahmes-nofretari hier sei.
    Kurz darauf trat ihre Mutter ein. Aahmes-nofretari stand ehrerbietig auf und dann blickten sich die beiden Frauen an. Aahmes-nofretari sagte: »Tetischeri war betrunken, als ich sie vorhin aufgesucht habe, und Ramose ist verzweifelt. Was sollen wir tun?« Aahotep bedeutete ihrer Tochter, sie solle sich setzen, und nahm selbst auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz. Sie trug Blau, die Farbe der Trauer. Ihr Gesicht war sorgfältig geschminkt. Ein schmaler Goldreif, an dem winzige Skarabäen aus Jaspis hingen, umfasste die Stirn und die schlichte schulterlange Perücke, und auf ihren Fingernägeln glitzerte Gold.
    »Die Arme tun mir weh«, bemerkte sie. »Es erfordert viel Kraft, einen Menschen mit einer Klinge zu durchbohren. Das habe ich nicht gewusst. Und trotzdem…« Sie schenkte Aahmes-nofretari ein grimmiges Lächeln. »Der Schmerz gefällt mir. Ich habe mein beschmutztes Hemdkleid zusammenfalten und getrennt aufbewahren lassen, es soll mich an unsere Wehrlosigkeit erinnern, falls jemals eine Zeit kommt, in der wir uns unbesiegbar fühlen.« Aahmes-nofretari antwortete darauf nichts und Aahotep fuhr fort: »Ich bin seit Tagesanbruch hier und befrage Intef und Iasen. Sie haben, glaube ich, keine Ahnung von der Gefahr, in der sie schweben, obwohl ich Meketra umgebracht habe. Sie glauben, weil wir Frauen sind und nicht zählen, unternehmen wir nichts, bis Ahmose genesen ist, und sie vertrauen fest darauf, dass der ihnen nicht nur verzeiht, sondern auch ihre Unzufriedenheit mit Kamose versteht. O nein, das haben sie nicht wirklich gesagt«, schloss sie, als sich Aahmes-nofretari vorbeugte und entrüstet protestieren wollte, »aber sie zeigen nur wenig Ehrerbietung. Sie haben sich nicht viel verändert, seit Kamose sie vor zwei Jahren zum Handeln gezwungen hat.«
    »Haben sie etwas über Mesehti und Machu gesagt?«
    »Nein. Wir müssen nach Achmin und Djawati schicken und sie auftreiben, falls sie nicht schnurstracks ins Delta gefahren sind und Apophis Treue geschworen haben.«
    »Vielleicht sind sie tatsächlich nach Hause gefahren, aber laut Senehat haben sie sich für Kamose eingesetzt«, meinte Aahmes-nofretari. »Wenn sie nicht an der Verschwörung teilnehmen wollten, sich aber dennoch den anderen Fürsten verbunden gefühlt haben, hatten sie kaum eine andere Wahl, als die Beine in die Hand zu nehmen.«
    »Sie hätten ihn warnen können!«, brauste Aahotep auf. »Die Memmen!«
    Eine weitere Pause. Aahmes-nofretari beobachtete ihre Mutter. Aahoteps dunkle Brauen waren nachdenklich zusammengezogen, und auf einmal sah Aahmes-nofretari sie in einem ganz anderen Licht. Es war, als fielen die Rollen, in denen sie Aahotep ohne nachzudenken eingeordnet hatte – Mutter, Ehefrau, Hausherrin – von ihr ab und die wahren, vielschichtigeren Seiten ihrer Persönlichkeit traten zutage. Natürlich ist sie meine Mutter, Seqenenres Gemahlin, die Herrscherin des Hauses, dachte Aahmes-nofretari überrascht, aber ich habe sie immer nur in Bezug auf mich selbst gesehen. Aahotep allein, ohne diese Zutaten, ist sie selbst, ist ein Einzelwesen. »Mutter«, meinte sie schließlich, noch immer beeindruckt von dieser Offenbarung, »Ahmose würde sie niemals begnadigen. Und sie auch nicht verstehen. Sie haben sein gutmütiges Wesen als Schwäche ausgelegt.«
    »Ich weiß.« Aahotep lehnte sich zurück. »Wir brauchen ein schnelles Verfahren, ehe jemand auf den Gedanken kommt, dass Aufstand keine Strafe nach sich zieht. Ihre

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