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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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des Bootes einklemmten – und mit einem Mal wurde ihm klar, was er da sah.
    »Helen hat Recht«, flüsterte er.
    »Ich habe Sie nicht verstanden.«
    »Sie hatte Recht! Die Iridiumquelle – ich kann sie ganz deutlich sehen …«
    »Sie werden schwächer. Ich rate Ihnen …« Gabriels Stimme wurde von Rauschen überlagert und verstummte schließlich.
    »Ich habe nicht verstanden. Ich wiederhole, ich habe Sie nicht verstanden!«, rief Ahearn.
    Keine Antwort.
    Er hörte nur das Pochen seines Herzens, das Zischen seines eigenen Atems.
Ruhig, ganz ruhig. Ich verbrauche meinen Sauerstoff zu schnell …
    Auf der anderen Seite der Acrylkuppel tanzten die Lebewesen der Tiefe mit anmutigen Bewegungen durch das giftige Wasser. Während die Minuten sich zu Stunden dehnten, beobachtete er die Riftia-Würmer, die mit wiegenden Bewegungen ihrer roten Federbüsche das Wasser nach Nahrung durchkämmten. Er sah eine augenlose Krabbe, die langsam über die von Steinen übersäte Ebene kroch.
    Das Licht wurde schwächer. Das Gebläse der Klimaanlage verstummte abrupt.
    Die Batterie war leer.
    Er schaltete den Stroboskopscheinwerfer aus. Nur der schwache Strahl des Backbord-Flügelscheinwerfers spendete noch Licht. In wenigen Minuten würde er allmählich die Hitze des Wassers zu spüren beginnen, das vom Magma auf fast neunzig Grad aufgeheizt wurde. Sie würde den Rumpf durchdringen, würde ihn bei lebendigem Leib ganz langsam in seinem eigenen Schweiß kochen. Schon spürte er, wie ein Schweißtropfen von seiner Schläfe sickerte und über seine Wange rann. Er hielt den Blick starr auf diese eine Krabbe gerichtet, die mit vorsichtigen Bewegungen über den Felsvorsprung tänzelte.
    Der Flügelscheinwerfer flackerte.
    Und erlosch.

DER START

2
    7. Juli, Zwei Jahre später
    Abbruch.
    Inmitten des ohrenbetäubenden Donnerns der Feststoffraketen und des markerschütternden Bebens des Raumtransporters schoss Missionsspezialistin Emma Watson plötzlich der Befehl
Abbruch
so deutlich durch den Kopf, als hätte ihr jemand das Wort über ihren Kopfhörer zugerufen. Tatsächlich hatte keines der Crewmitglieder es laut ausgesprochen, doch in diesem Moment wusste sie, dass eine Entscheidung getroffen werden musste, und zwar schnell. Noch hatte sie das Urteil weder von Commander Bob Kittredge noch von der Pilotin Jill Hewitt gehört, die beide im Cockpit vor ihr saßen, doch das war auch nicht nötig. Sie arbeiteten schon so lange als Team zusammen, dass jeder die Gedanken der anderen lesen konnte. Die gelben Warnlichter, die jetzt auf dem Kontrollpult des Shuttle aufleuchteten, diktierten ihre nächsten Schritte.
    Sekunden zuvor hatte die
Endeavour
Max Q erreicht, den Zeitpunkt der größten aerodynamischen Belastung während des Starts, wenn der Raumtransporter sich gegen den Widerstand der Atmosphäre stemmt und heftig zu zittern beginnt. Kittredge hatte den Schub vorübergehend auf siebzig Prozent gedrosselt, um die Vibrationen zu mildern. Jetzt zeigten die Warnlichter am Kontrollpult an, dass sie zwei ihrer drei Triebwerke verloren hatten. Auch wenn sie noch von einem Triebwerk und zwei Feststoffraketen angetrieben wurden, würden sie die Umlaufbahn nicht erreichen.
    Sie mussten den Start abbrechen.
    »Bodenkontrolle, hier
Endeavour
«, sagte Kittredge mit ruhiger, fester Stimme. Keine Spur von Besorgnis. »Können nicht durchstarten. Linkes und mittleres Haupttriebwerk bei Max Q ausgefallen. Wir hängen fest. Gehen auf Abbruch durch RTLS.«
    »Roger,
Endeavour.
Bestätigen Ausfall von zwei Haupttriebwerken. Fahren Sie fort mit RTLS, sobald Feststoffraketen abgebrannt.«
    Emma durchsuchte bereits den Stapel von Checklisten und fand die Karte mit den Anweisungen für »Abbruch durch RTLS« – durch Rückkehr zum Startplatz. Die Crew kannte jeden einzelnen Schritt auswendig, aber in der Aufregung und Hektik eines unvorhergesehenen Abbruchs konnte es vorkommen, dass ein entscheidender Handgriff vergessen wurde. Die Checkliste war ihr Sicherheitsnetz.
    Mit rasendem Puls las Emma die entsprechenden Anweisungen durch, die deutlich mit blauer Farbe hervorgehoben waren. Es war durchaus möglich, einen RTLSAbbruch mit Ausfall von zwei Triebwerken zu überleben – aber nur theoretisch. Dazu musste jetzt eine ganze Reihe von Beinahe-Wundern geschehen. Zuerst mussten sie Treibstoff ablassen und das verbliebene Haupttriebwerk abschalten, bevor sie sich von dem riesigen externen Treibstofftank abkoppeln konnten. Anschließend würde Kittredge den

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