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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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einfach runterziehen, und Pat hatte das Gefühl, ein einziger vorwurfsvoller Blick würde genügen, damit Eddy ausklinkte. Er betrachtete den sauberen kleinen Gartenweg vor dem ruhigen, erleuchteten Haus und dachte, dass man in zwanzig Knastjahren mehr als genug Zeit hatte, einer Frau hinterherzutrauern.

    Es war ein hübscher Familienbungalow, gut proportioniert, und mit einem schmalen Gartenstreifen drum herum bis zur nächsten Straßenecke. Der aktuelle Besitzer hatte pragmatisch und ohne Sinn für Ästhetik Platten auf dem Rasen und den Blumenbeeten verlegt und einen Parkplatz geschaffen. Im Wohnzimmer flackerte das blaue Licht des Fernsehers. Ein warmes Rosa schien durch die gläserne Haustür.
    »Siehst du?«, sagte Eddy leise, behielt dabei das Haus im Blick. »Feindliche Person, alleine im Wohnzimmer. Klein, möglicherweise weiblich.«
    Eine Frau allein in ihrem eigenen Haus. Daran war nichts feindlich. Aber statt zu widersprechen, nickte Pat und sagte nur: »Verstanden.«
    »Zugriff erfolgt entlang hinterer Wand. Denk dran, dich im Schatten zu halten, bis wir an der Haustür sind.«
    »Verstanden.« Pat kannte sich eigentlich überhaupt nicht im Militärjargon aus und scheute sich, ein anderes als dieses eine Wort zu benutzen. Eddy hatte Spaß an dem Gefühl, ein Überfallkommando zu leiten und Pat wollte ihm den Spaß nicht verderben.
    »Also …«, Eddy ging jetzt zu mehr oder weniger militärischer Zeichensprache über. Er deutete auf Pat, dann nach vorne, berührte seinen Brustkorb und drehte den Kopf hin und her, um anzuzeigen, dass er Schmiere stehen würde. Wild gestikulierend signalisierte er Pat, er solle an die Haustür klopfen, und riss warnend die Augen auf, weil ein imaginärer Feind die Tür öffnete. Dann schlug er mit kreisenden Armbewegungen ein »Los! Los! Los!« in die Luft. Seine Hand drang ins Haus ein und bewegte sich dort im Zickzack wie ein Fisch, der Schilfrohre umschwimmt, kontrollierte
alle Zimmer, die vom Flur abgingen, und scheuchte die feindlichen Personen in den Flur.
    »Erst dann fragen wir nach Bob. Vorher nicht. Auf keinen Fall vorher. Das Schwein darf nicht gewarnt werden, solange er sich noch verstecken kann. Und keine Namen, wenn wir drin sind. Klar?«
    »Verstanden.«
    Eddy drehte sich um und schlug dem nervösen Fahrer mit dem Handrücken auf den Arm. »Wenn die Tür zum zweiten Mal aufgeht, kommen wir raus. Du startest den Motor und fährst da vorne hin.« Er zeigte auf die Gartenpforte. »Kapiert?«
    Malki starrte mit glasigem Blick und stumpfem Gesichtsausdruck unbeirrt auf die Straße vor sich.
    »Malki«, Pat beugte sich über Eddy und berührte sachte Malkis Unterarm. »Hey, Malki, Mann, hast du gehört, was Eddy gesagt hat?«
    Malki erwachte zum Leben. »Ja, keine Sorge, Mann, wenn ich Licht sehe, rumms! Da vorne, stimmt’s? Nix wie hin, Mann.« Er hielt das Lenkrad fest umklammert und nickte wild entschlossen, teils weil er einverstanden war, teils weil er die motorischen Störungen, unter denen er als Junkie litt, nicht unter Kontrolle hatte. Seine Wimpern waren so glatt und rot wie sein Haar und so lang wie die einer Kuh.
    Pat biss sich auf die Lippe, lehnte sich zurück und sah aus dem Seitenfenster. Er spürte Eddys vorwurfsvollen Blick, der ihm auf der Wange brannte. Malki war dabei, weil er Pats jüngerer Cousin war. Malki brauchte die Kohle, er brauchte immer Kohle, aber dem hier war er nicht gewachsen. Pat ebenso wenig, wenn er ehrlich war.
    Einen Moment lang sahen alle drei auf den Bungalow, Pat
kaute auf der Innenseite seiner Wange herum, Eddy war wütend und runzelte die Stirn. Malki nickte, nickte und nickte.
    Wind kam auf.
    Die leblose Plastiktüte unter dem Hinterreifen des Transporters erwachte wieder zum Leben. Als der Luftzug unter den Wagen fuhr, füllte sie sich in einer Ecke, befreite ihre Henkelfüße und tanzte unter dem Fahrgestell hervor.
    Auf der breiten, ruhigen Straße richtete sie sich vollständig auf, überquerte elegant Räder schlagend die Fahrbahn, näherte sich dem Haus und drehte abrupt an der Ecke ab. Wie ein Gleitschirm erhob sie sich dreieinhalb Meter hoch in die Luft; ein orangefarbener Mond, der immer höher stieg und weiter, außer Sichtweite des Transporters trieb, um eine Ecke zur anderen Seite des Bungalows und über das Dach eines blauen Vauxhall Vectra glitt.
    Die Scheinwerfer des Vauxhall waren ausgeschaltet, aber es saßen zwei Männer darin. Mit verschränkten Armen kauerten sie vorne und warteten.
    Sie waren

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