In der Stille der Nacht - Thriller
und noch mehr geschrien werden würde, aber Eddy tat nichts dergleichen. Stattdessen kippte er den alten Mann ein kleines bisschen nach hinten, hob ihn mühelos von den Füßen und trug ihn rückwärts zur Haustür heraus wie ein Möbelpacker eine schwere Stehlampe.
Verlegen brach Pat den Blickkontakt zu Aleesha ab, nuschelte eine weitere Entschuldigung und folgte ihm nach draußen.
Plötzlich kam Leben in den Flur: Sadiqa lief zu Aleesha, deren Knie nachgaben. Sie hielt den Arm ihrer Tochter über
deren Kopf, um die Blutung zu stoppen, riss das Telefon aus der Station und hackte 999 in die Tasten. Billal blockierte die Schlafzimmertür mit seinem Körper, zog sein Handy aus der Tasche und wählte. Sogar Meeshra, deren Baby strampelte und ihr gegen die Brust trommelte, griff vom Bett aus nach dem Handy auf dem Nachttisch und rief die Notrufnummer.
Omar und Mo rannten den Gangstern hinterher, hinaus auf die Straße. Einer der Scheinwerfer des Transporters strahlte wegen der nun fehlenden Abdeckung besonders hell. Erst als er die Straße hinunterfuhr, schloss sich die hintere Tür, eine dickliche Hand zog sie zu und Omar entfuhr ein vorwurfsvolles »Vollidiot …«
Mo packte ihn von hinten an der Schulter und riss ihn herum. Die Jungs rannten zu ihrem Wagen.
Mo fuhr und Omar hielt nach dem Transporter Ausschau. Die Straße war dunkel. Links befand sich ein Golfplatz, rechts entblättertes Gebüsch, das bis zu einer kahlen Wand reichte. Obwohl die Straße breit und gerade war und so gut wie kein Verkehr herrschte, hatten sie einen riesigen weißen Transporter verloren; wahrscheinlich der einzige andere Wagen, der unterwegs war.
Irgendwann entdeckten sie ihn doch. Er musste es sein, da waren sie sicher: Mo hatte die Rücklichter vor sich gesehen, höher als bei anderen Wagen, es konnte nur der Transporter gewesen sein. Flüchtig hatte er auch eine weiße Tür erkannt, bevor der Wagen rasant um eine Ecke bog und eine rote Ampel missachtete.
Als sie die Straße über die Autobahn M8 erreichten, ging Mo wegen einer roten Ampel vom Gas. Omar fuchtelte ihm
plötzlich mit dem Arm vor dem Gesicht herum und schlug ihm aus Versehen ans Kinn.
»Halt!«, schrie er. »Halt!«
Mo trat auf die Bremse, brachte den Vauxhall schlitternd zum Stehen. Omar, der nicht angeschnallt war, rutschte wie ein Clown, der einen Betrunkenen spielt, in den Fußraum und schlug mit der Wange gegen das Armaturenbrett.
»Polizei!«, schrie Omar aus dem Fußraum heraus und zeigte an Mo vorbei zur Tür. »Da steht Polizei!«
Ein Streifenwagen versteckte sich in einer kleinen Seitenstraße und lauerte mit ausgeschalteten Scheinwerfern Rasern auf. Die beiden Polizeibeamten hatten den Vauxhall über die freie Straße herannahen sehen und erwartet, ihm auf die Autobahn folgen zu müssen, ihn herauszuwinken und die Insassen schadenfroh zur Rede zu stellen. Mit dem Bremsmanöver in letzter Sekunde hatten sie nicht gerechnet. Sie sahen zu, wie Omar aus dem Auto sprang, die Tür offen stehen ließ und auf sie zu rannte.
»Polizei! Bitte …« Eine derbe rosa Prellung machte sich nach dem Zusammenstoß mit dem Armaturenbrett auf seiner Wange bemerkbar.
Misstrauisch lösten die Beamten ihre Sicherheitsgurte, öffneten die Türen und stiegen aus. »Waren Sie angeschnallt, Sir?«
»Entschuldigung, nein, war ich nicht, aber hören Sie, mein Dad, mein Dad wurde in einem Transporter entführt.«
Aber sie hörten ihm nicht zu. Die Polizisten musterten seine Kleidung.
Beide jungen Männer trugen traditionelle weiße weite Hosen und Hemden. Sie waren aus der Moschee gekommen und machten auf die Beamten einen besonders sauberen,
aber befremdlichen Eindruck. Omar trug eine Kapuzenjacke von Adidas über seinem Kamiz, dazu Turnschuhe, und Mo hatte eine Strickjacke übergeworfen und Mokassins an den Füßen. Sein fransiger Bart war nicht gestutzt.
Mo, der sich plötzlich bewusst wurde, wie fremdartig sie wirken mussten, versuchte es mit einem freundlichen Lächeln. »Alles klar, Sir?«, sagte er betont fröhlich zu dem Polizisten, der am nächsten bei ihm stand, aber Anspannung und Angst verzerrten seine Stimme und seine Gesichtszüge. Die Hände beider Beamten fuhren an ihre Gürtel. Ein Laster polterte unter ihnen über die Autobahn.
»Nein«, sagte Omar hilflos, »bitte helfen Sie uns, zwei Männer haben meinen Vater in einem Transporter verschleppt. Sie sind bewaffnet.«
Die Polizisten musterten die beiden schweigend. Durch die geöffneten Türen des
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