In der Stille der Nacht - Thriller
nicht.
Er lächelte sie an und versuchte sie von einem Fuß auf den anderen hin und her zu wiegen. Sie schmiegte sich an ihn, den Kopf gesenkt, sah ihn nicht an, die Füße fest verankert. Sie wirkte ein bisschen ängstlich.
Sanft legte er seine Hand an ihr Kinn und schob ihren Kopf zurück, so dass sie ihn ansah. »Schatz, nichts ist falsch, nichts kann falsch sein, ich bin hier bei dir. Alles, alles … wenn du nicht willst … weißt du, Jahre lang, das ist kein Problem für mich, egal, Hauptsache wir sind zusammen. Dann ist mir alles recht. Alles, was du willst.«
»Nicht das erste Mal, ich bin keine … das ist es nicht.«
»Welches erste Mal denn dann?«
Sie machte sich von ihm los, sah auf das Fenster mit den alten Menschen, die sie anstarrten, sich daran freuten, wie jung und schön und verliebt sie waren.
»Das erste Mal, dass wir uns begegnet sind …«
Roy runzelte die Stirn und schüttelte die Tankpistole in der Öffnung, schüttelte die Tropfen ab. Seine Lippen verkrampften, als er die Pistole wieder in die Zapfsäule hängte.
Er konnte lügen, er musste nur sagen: »Im Krankenhaus -
als wir uns im Krankenhaus begegnet sind?« Sie war jung, fügsam, er konnte sie dazu bringen, zu behaupten, sie hätten sich im Krankenhaus kennengelernt. Wenn sie es oft genug sagten, würde ihnen die Lüge nach einer Weile wie die Wahrheit vorkommen, auch ihnen selbst, es würde die Geschichte sein, die sie ihren Kindern erzählten. Aber jetzt war er Roy, und Roy konnte sich nicht überwinden, Aleesha diese Lüge aufzutischen.
Panik verdichtete sich in seiner Brust. Sie wich zurück, er spürte wie das Licht schwächer wurde, schon bald würde er wieder alleine in der Dunkelheit stehen. »Als …?«
»Ich hab gedacht, weißt du, eigentlich haben wir dadurch ja eine Sorge weniger.« Sie holte so tief Luft, dass sie ein Hohlkreuz machte. Sie starrte die alten Leute im Fenster an, drehte sich auf einem Fuß herum und legte ihm einen Arm um den Hals. »Ich meine, das ist irgendwie auch ganz gut«, flüsterte sie. »Ich meine, weil du meine Eltern gewissermaßen ja schon kennengelernt hast.« Sie hielt sich an seinem Hals fest, sprang mit den Beinen hoch und schlang sie ihm um die Hüfte.
Ein Schluchzen löste sich in seiner Kehle, es klang wie Schluckauf, und er zog sie an sich heran, vergrub sein Gesicht in ihrem Hals, Tränen benässten ihre Haut.
Trotz aller Widrigkeiten klammerten sich Roy und Aleesha sehr, sehr lange und sehr eng aneinander, bis ihre Beine steif wurden, und er sich sehr, sehr alt fühlte.
Danksagung
Vielen Dank an Peter, Jon, Jade und allen, die mir geholfen haben, das hier zu Ende zu bringen.
Außerdem möchte ich mich bei Stevo, Mum, Tonia, Ownie und Ferg für deren Unterstützung bedanken.
Die Originalausgabe STILL MIDNIGHT erschien 2009 bei Orion Books,
an imprint of The Orion Publishing Group Ltd, London
Vollständige deutsche Erstausgabe 07/2010
Copyright © 2009 by Denise Mina
Copyright © 2010 by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion: Carolin Müller
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
eISBN : 978-3-641-04750-4
www.heyne.de
www.randomhouse.de
Weitere Kostenlose Bücher