In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)
dir wirklich alles okay? Du wirkst irgendwie bedrückt heute.« Ich wischte mir verstohlen die Finger an meinem Kleid ab, zuckte mit den Schultern und wich seinem forschenden Blick aus. »Ist es wegen Nathaniel?«
Ich zuckte wieder mit den Schultern. Dann streckte ich die Beine aus, ließ mich rücklings auf das Bett fallen und starrte an die Decke. »Es ist … alles nicht so einfach.«
»Denk ich mir.« Shane legte sich neben mich; den Kopf aufgestützt, schaute er mich an. »Wenn du drüber reden magst, kannst du’s mir gern erzählen. Aber ich fürchte, so wirklich weiterhelfen werd ich dir dabei auch nicht können.«
Ich lachte leise auf. »Wer kann das schon.«
Wir schwiegen einige Augenblicke lang, dann sagte Shane behutsam: »Ich hab viel nachgedacht in Stanford. Über Lauren. Über Geister. Und über alles, was wir in letzter Zeit gemeinsam gemacht haben, Matt, Abby, Holly, du und ich.« Er zögerte. »Ich mag dich sehr gern, Amber.«
Ich warf ihm einen schnellen Seitenblick zu und lächelte. »Ich mag dich auch total gern.«
»So mein ich das nicht.«
Fragend sah ich ihn an. Shane rutschte näher und legte mir die Hand auf die Wange; im nächsten Moment drückte er sanft seinen Mund auf meinen und ich schloss die Augen. Er roch nach Duschgel und warmer Erde, schmeckte nach Sandwich und Zahnpasta und nach etwas, das nur er selbst sein konnte, würzig und ein bisschen wie Lakritz.
» So mag ich dich«, murmelte er, als er sich von mir löste.
Ich blinzelte verwirrt; eine seltsame, aber nicht unangenehme Leere im Kopf, rührte ich mich nicht, und Shane küsste mich noch einmal. Schließlich öffneten sich meine Lippen, und als er sich mit seiner Zungenspitze vortastete und meine antippte, rauschte eine tosende Flut durch mich hindurch und spülte jeden Gedankenfetzen in meinem Kopf fort. Ich krallte meine Finger in seine Schulter und genoss das Gefühl von Knochen, Sehnen und Muskeln darunter, drückte mich fest an ihn und erwiderte stürmisch seine Küsse.
»Wow«, stieß Shane zwischen zwei Küssen atemlos und lachend hervor. »Wow!«
Er drückte mich so fest an sich, dass er mich fast zerquetschte, aber es fühlte sich gut an. Seine Hände streichelten mein Gesicht, meine bloßen Schultern und durch das Kleid hindurch meinen Rücken, während ich ihn bei den Armen packte, über seinen Rücken und seine Brust rieb, schließlich meine Finger unter den Saum seines T-Shirts wandern ließ und über seine feste, warme Haut strich. Berührungen, die eine Sehnsucht stillten, die so lange an mir genagt hatte. Viel zu lange.
»Wie geht’s dir?«, fragte er später, nachdem wir uns eine gefühlte Ewigkeit lang knutschend auf seinem Bett herumgewälzt hatten und nun Arm in Arm dalagen, beide erhitzt und ich dazu noch ein bisschen zerrauft.
»Gut«, antwortete ich mit fester Stimme. »Und absolut mies.«
Shane setzte zu einem Grinsen an, das misslang. »Mir geht’s genauso.« Ich spähte zu dem Bild von Lauren mit Baskenmütze hinüber, das in einem Silberrahmen auf dem Schreibtisch stand. »Nein, nicht wegen Lauren«, wiedersprach er mir sanft. »Lauren kommt nicht zurück, das habe ich schon vor langer Zeit begriffen. Und sie wäre die Erste, die das mit uns verstehen würde. Ich glaube wirklich, sie hätte dich sehr gern gemocht.« Seine Finger fuhren über die Träger meines Kleides und des BH s, und mir kehrte es den Magen um, als ich daran dachte, dass mich erst wenige Stunden zuvor Nathaniel an genau derselben Stelle berührt hatte. »Ich spanne niemandem gern die Freundin aus. Und dafür, dass Nathaniel eine verlorene Seele ist, scheint er mir schwer in Ordnung zu sein. Aber du bist die Erste seit Lauren, die mir etwas bedeutet.«
»Yippiee-yeah«, erwiderte ich rau und mit einem wackeligen Grinsen. »Ich hab den Jackpot der Jefferson High geknackt. Ich Glückspilz.« Shane lachte, verstummte aber sofort, als der erste trockene Schluchzer in mir hochruckte, dann der nächste und ich von einem tränenlosen Zucken nach dem anderen durchgeschüttelt wurde, das mir die Luft abdrückte. Vorsichtig zog Shane mich an sich, hielt mich fest und streichelte meinen Rücken, bis ich wieder ruhiger atmen konnte.
»Bleibst du zum Essen, Amber?«, rief Shanes Mutter aus der Küche, als wir Hand in Hand die Treppe hinunterkamen. Kayla lungerte am Türrahmen herum und sah uns aus großen Augen an.
»Ein anderes Mal vielleicht«, erwiderte ich; ich wäre tatsächlich gern geblieben, in diesem gemütlichen
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