In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)
(hauptsächlich in Pink), diversen Paaren Crocs und UGG s bis hin zu Birkenstocks und eleganten Pumps; dazwischen lag eine Barbiepuppe mit verrenkten Gliedern und einem nur halb fertig gewordenen Fransenschnitt Marke Eigenbau.
»Mom?«, rief Shane in der winzigen Diele, von der aus eine weiß lackierte Holztreppe nach oben führte. Geradeaus konnte ich einen Blick ins Wohnzimmer werfen, in dem gigantische Mohnblumen auf der Sitzgruppe blühten. »Mom? Magst du Amber Hallo sagen? Ich muss erst mal unter die Dusche!«
Ohne auf eine Antwort zu warten, schwenkte er nach rechts in die Küche ein, die im Vergleich zu der von Ted und mir tatsächlich ziemlich chaotisch wirkte, aber unheimlich gemütlich war. Die Wände waren zugepflastert mit Stundenplänen, Terminkalendern und noch mehr gerahmten Kinderzeichnungen; dazwischen hing eine Magnetwand, die man vor lauter festgepinnten Notizzetteln, Eintrittskarten und Fotos gar nicht mehr sehen konnte. Überall stand bunter Krimskrams herum, Obst war in einer bemalten Holzschale zu einer Pyramide aufgeschichtet und zwischen den Kräutertöpfen auf dem Fensterbrett blinzelte mich eine Tigerkatze an.
»Gleich, mein Schatz«, schallte es jetzt von irgendwo auf dem Stockwerk her; es war dieselbe Stimme, die vorhin die beiden streitenden Mädchen zu beruhigen versucht hatte.
Shane riss den Kühlschrank auf, der mit Getränkeflaschen, Tupperboxen, Gemüse und anderen frischen Lebensmitteln bis oben hin vollgestopft war. »Cola light, richtig?«
Als ich nickte, drückte er mir eine kleine Flasche davon in die Hand, während er sich irgendein neonorangefarbenes Iso-Zeugs aufschraubte, das er in wenigen Zügen hinunterstürzte; nebenbei drückte er mit dem Ellenbogen die Tür wieder zu. »Vorsicht mit der Katze«, riet er mir atemlos zwischen zwei Schlucken. »Wenn du anfängst, sie zu streicheln, kriegst du sie nicht mehr los. Sie heißt übrigens Justin.«
Meine Brauen rutschten hoch. »Justin?«
»Wie Justin Bieber.« Shane schnitt eine Grimasse. »Die Grausamkeit meiner Schwestern macht vor nichts halt.« Ich kicherte und auch Shane grinste. »Komm einfach nachher hoch, letzte Tür auf der rechten Seite.« Er zwinkerte mir zu und schlenderte aus der Küche. Ich konnte ihn die Treppen hinaufstapfen hören und wie er sich oben einen lauten Wortwechsel mit einem Mädchen lieferte, bis eine Tür knallte und das Mädchen kreischte: »Ich war aber noch nicht fertig! Du bist so ein Idiot, Maannn!«
Dann flogen leichtere Schritte die Treppe hinunter, die eines Mädchens in rosafarbenem T-Shirt, die langen, dünnen Beine in weißen Jeansshorts und Sneakers; dem Alter nach musste es Tamika sein, unter dem leicht strubbligen Bob die ersten Übungsversuche von dezentem Make-up im hübschen und gerade wutverzerrten Gesicht. »Mom?«, schrie sie, während sie durch die Diele rannte. »Bin bei Savannah, okay?«
»Okay, Liebes. Wir essen um halb acht!«
Mit einem kräftigen Rums flog die Haustür hinter Tamika zu, und gleich darauf kam aus dem Türrahmen auf der anderen Seite der Diele eine aparte schwarze Frau mit stylishem Kurzhaarschnitt in Leggings, Ballerinas und einer Tunika in Wasserfarben auf mich zu. Ihre sportliche, aber doch weibliche Figur und ihr Gesicht erinnerten mich an Michelle Obama, genau wie ihre ebenso sympathische wie energische Art; ich konnte sie mir gut in einem Gerichtssaal vorstellen.
»Hallo, Amber!«, rief sie mir fröhlich entgegen und streckte mir die Rechte hin, an der sie ein goldenes Armkettchen mit verschiedenen herunterbaumelnden Charms trug; an ihrem Hals glänzte eine feine Goldkette mit einem schlichten Kreuz daran und in den Ohrläppchen trug sie kleine goldene Kreolen. »Schön, dich endlich kennenzulernen, Shane hat uns schon viel von dir erzählt!«
»Hallo, Mrs Diggs«, erwiderte ich verlegen, als ich ihr die Hand gab; ich fragte mich, was genau Shane über mich erzählt haben könnte.
»Sag einfach Tasha zu mir.« Shanes Mutter öffnete den Kühlschrank und suchte mit geschmeidigen Bewegungen, die die Charms an ihrem Handgelenk klingeln ließen, darin herum. »Ich würde jetzt schrecklich gerne mit dir plaudern und dich ein bisschen kennenlernen, aber ich habe morgen eine wichtige Verhandlung, und mir läuft die Zeit davon. Du kannst aber gerne zum Abendessen bleiben, wenn du möchtest.« Sie holte eine Tupperbox hervor und drückte sie mir in die Hand. »Nimmst du die bitte mit nach oben? Sonst fängt mein Sohn in spätestens einer Stunde
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