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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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schon dabei sind, dachte Jane, was hat sie an Hugh Franklin gefunden? Er schien ein netter Mann zu sein, soweit die erste flüchtige Begegnung diesen Schluss zuließ, doch zweifellos ein Mann, der bis in die Fingerspitzen nüchtern und praktisch war. Reichtum war es auch nicht, jedenfalls war davon auf der Farm nicht eine Spur zu sehen. Umgekehrt mutmaßte Jane, dass jeder Mann sich leicht in eine gut aussehende Frau wie Sonia verlieben konnte. Nur – was hatte Sonia an Hugh gefunden? Jane näherte sich dem Haupthaus. Als sie heran war, wurde die Tür geöffnet, und Tammy erschien.
    »Dad hat gesagt, dass Sie kommen würden.« Zu Janes Erleichterung klang sie nicht unfreundlich, sondern eher ein wenig neugierig auf den Grund des Besuchs.
    »Darf ich hereinkommen?«, fragte Jane. Sie wurde in ein Wohnzimmer geführt, wo ein alter, stinkender Spaniel sie begrüßte. Tammy, die ihre Rolle als Gastgeberin ernst nahm, bat sie, Platz zu nehmen, und bot ihr Tee an.
    »Passen Sie nur auf, dass Sie sich nicht dort hinsetzen, wo Pogo immer liegt. Sie machen sich den Rock sonst mit Hundehaaren voll.« Mit diesen Worten huschte sie aus dem Raum. Jane setzte sich vorsichtig auf einen Lehnsessel und tätschelte dem Spaniel den Kopf. Das braune, mit weißen Haaren durchsetzte lange Fell fühlte sich ein wenig klebrig an. Das Tier stieß einen Schnaufer aus und ließ sich ächzend auf Janes Füßen nieder. Jane blickte sich um. Es war ein hübsches, altes Zimmer in einem hübschen, alten Haus voller schiefer Winkel und krummer Wände. Schönes, altes Mobiliar, das eine Familiengeschichte erzählte. Oh, und ein paar kitschige MousselineVorhänge. Keine Frage, wer die aufgehängt haben musste. Jane rügte sich insgeheim dafür, dass sie den Geschmack der Toten kritisiert hatte. Tammy kehrte mit einem Tablett in den Händen zurück, auf dem ein Teller mit Biskuits, eine Tasse sowie ein Milchkännchen standen. Sie stellte das Tablett auf einen Stapel Zeitungen und Farmer-Magazine, die auf einem niedrigen Tischchen lagen, dann reichte sie Jane die Tasse mitsamt Untertasse.
    »Möchten Sie Zucker?«
    »Nein danke, das ist sehr freundlich von dir, Tammy.« Jane versuchte, die Beine unter dem Spaniel hervorzuziehen, doch er war viel zu schwer, und ihre Füße waren unter ihm eingeklemmt. Das Tier litt unter Blähungen und verströmte ungesellige Gaswolken. Jane tat, als bemerkte sie es nicht.
    »Das ist gut, weil ich nämlich vergessen habe, Zucker einzukaufen. Nehmen Sie doch einen Biskuit. Das ist alles, was wir haben, weil niemand zum Einkaufen gegangen ist.« Sie setzte sich und starrte ihre Lehrerin an.
    »Ich habe meine Hausaufgaben inzwischen erledigt. Möchten Sie, dass ich sie Ihnen jetzt gebe?«
    »Oh, Tammy«, sagte Jane in einem Anflug von Mitleid.
    »Deine Hausaufgaben sind wirklich das Letzte, worüber wir uns im Augenblick Gedanken machen. Das ist auch nicht der Grund, warum ich hergekommen bin. Wir sind alle sehr bestürzt in der Schule über das, was geschehen ist, und ich bin gekommen, um zu sehen, ob ich irgendwie helfen kann. Du kommst selbstverständlich erst dann wieder zur Schule, wenn du glaubst, dazu imstande zu sein. Nächste Woche sind sowieso Halbjahresferien, aber niemand wird etwas dagegen haben, wenn du noch länger zu Hause bleibst.«
    »Sonia war nicht meine Mutter«, erwiderte das Mädchen.
    »Sie war meine Stiefmutter.«
    »Ja, das weiß ich bereits. Trotzdem, es muss dir sehr nahe gehen. Insbesondere, weil es … weil es so plötzlich kam.«
    »Heute Morgen war ein Polizist in normalen Sachen hier. Er hatte keine Uniform an, meine ich. Er hat mit Dad und Onkel Simon geredet. Und ein anderer Polizist ist zu Dannys Wohnwagen gegangen und hat mit ihm und seiner Frau gesprochen.«
    »Wer ist dieser Danny?«, erkundigte sich Jane, als der Name zum zweiten Mal seit ihrer Ankunft auf der Hazelwood Farm fiel.
    »Er ist ein Zigeuner, ein richtiger Roma. Er kommt zweimal im Jahr mit seiner Familie, das sind Zilpah und ihre Kinder, hierher und schlägt sein Lager auf einem unserer Felder auf. Das war schon immer so. Dad sagt, schon Dannys Vater hätte hier gelagert, als er noch ein Junge gewesen ist. Dad und Danny haben zusammen gespielt und Kaninchen gejagt. Danny hat Sonias Leiche gefunden, wissen Sie?«
    »Nein, das wusste ich nicht …«, sagte Jane leise. In ihr stieg das Gefühl auf, als entglitte ihr alles. Sie hatte nur einen sehr vagen Plan gehabt, was diese Begegnung anging, und darauf gehofft, dass ihr

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